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HEIK AFHELDT trifft…: Pfarrer Christoph Kuhnke

Da bittet mich der Kirchenmann in sein Büro, das einen – bescheiden in einer besseren Baracke in der Götzstraße in Tempelhof gelegen – mit unvermuteter Wärme empfängt. Pflanzen, lichte Farben und leichte Möbel.

Da bittet mich der Kirchenmann in sein Büro, das einen – bescheiden in einer besseren Baracke in der Götzstraße in Tempelhof gelegen – mit unvermuteter Wärme empfängt. Pflanzen, lichte Farben und leichte Möbel. Man spürt die ordnende Hand einer Frau – seiner Frau, wie er mir verrät. Er selbst wirkt zurückhaltend leger, Jeans, Dreitagebart, randlose Brille. Weniger ein Mann für die Kanzel und ein Prediger, obwohl er in seiner kirchlichen Laufbahn auch dieses Amt wahrgenommen hat. Mit Freude, wie er sagt. Aber heute bezeichnet er sich als Manager, der mit verschiedenen Aufgaben gleichzeitig ganz schön belastet ist.

Da sind einmal die Diakonie-Stationen seines Bezirks zu managen. Ein Budget von gut zwei Millionen Euro möglichst sinnvoll und wirtschaftlich einzuwerben und zu verwalten und die gut 30 Köpfe vor allem in der ambulanten und stationären Pflege Älterer zu führen. Aber daneben setzen sie sich auch für Jugendliche ein, Aussiedler, Migranten und Gefangene. Und dann leitet er als Kreiskirchenrat auch noch die Superintendentur. Auch die Kirche ist ein Unternehmen und muss geführt und verwaltet werden. Der West-Berliner Theologe hat zusätzlich Non-Profit-Management studiert und handfeste weltliche Aufgaben erfolgreich bestanden – unter anderem mit Handwerkern auf Kirchendächern.

Besonders brennt er für die junge „Stiftung Nächstenliebe“, der er vorsteht. Dahinter steht die Botschaft der evangelischen Diakonie. Sie fragen nicht, was ist dein Glaube, sondern was ist deine Not. Da wollen sie zupacken, helfen und Not lindern. Und weil die materielle, aber mehr noch die seelische Not bei immer mehr Menschen eher wachse, braucht es auch immer mehr finanzielle Mittel.

Vor zwei Jahren haben sie in einer Zukunftswerkstatt die Stiftungsidee geboren. Das ehrgeizige Ziel ist ein Stiftungsvermögen von fünf Millionen Euro. In den ersten neun Monaten sind immerhin schon 330 000 Euro zusammengekommen. „Eine gute Tat für die Ewigkeit“ regt ihre Werbebroschüre an. Es sei eine Anlage, die auf ewig gute Früchte trage. Welch eine wunderbare unternehmerische Initiative eines Kirchenmannes, der von eigenen seelischen Nöten in seiner Jugend erzählt, immer schon viel und gerne gesungen hat, begeisterter Eisenbahnfan ist, sich aber oft auch auf dem Rad oder zu Fuß bewegt. Etwas Eigenes auf die Beine stellen, das war für den preußisch-protestantisch geprägten Lehrersohn aus Zehlendorf schon immer ein Lebensziel.

Heik Afheldt war Herausgeber des Tagesspiegel

Christoph Kuhnke (53) ist Vorstand der „Stiftung Nächstenliebe“ in Berlin. Der Theologe, Pfarrer und Non-Profit-Manager stammt aus Zehlendorf und hat einen 20-jährigen Sohn.

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