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HEIK AFHELDT trifft…: Sparkassen-Chef Heinrich Haasis

Das Haus an der Charlottenstraße hat noch sein Vorvorgänger für den Verband gekauft, Horst Köhler. Der sitzt nun gut im Schloss Bellevue.

Das Haus an der Charlottenstraße hat noch sein Vorvorgänger für den Verband gekauft, Horst Köhler. Der sitzt nun gut im Schloss Bellevue. Die bessere Sicht auf Berlin und die beiden Dom-Spitzen am Gendarmenmarkt aber hat Heinrich Haasis von seinem großzügigen, gläsernen Büro unterm Dach.

Dort dirigiert der Schwabe mit dem präsidialen weißblonden Haarschopf, der bis in die Stirn fällt, der randlosen Brille und dem beeindruckend unprätentiösen Auftreten die mächtige Sparkassen-Finanzgruppe. Das ist ein Reich mit insgesamt 650 Unternehmen, 374 000 Beschäftigten und einer Bilanzsumme von unvorstellbaren 3,4 Billionen Euro.

Den Kern bilden die 446 Sparkassen im Lande. Dazu kommen die elf Landesbanken, zehn Landesbausparkassen, diverse Versicherungsgruppen und Spezialkreditinstitute. Während die Sparkassen mit ihren knapp 16 000 Geschäftsstellen aufgrund ihres soliden Geschäfts vor allem mit örtlichen Firmenkunden – hier haben sie einen Marktanteil von 40 Prozent! – und Privaten von der gegenwärtigen Finanzmarktkrise nicht betroffen sind, haben sich die Landesbanken zum Teil kräftig in die Krise gemanagt. Als ein Grund nennt der oberste Sparkassenhäuptling die überreichliche Liquidität, die zu riskanten Anlagen auf den internationalen Märkten geführt hat. Ein Rückschnitt auf nur zwei bis drei Landesbankengruppen, den er für sinnvoll hält, würde für den eigentlichen Auftrag der Spitzeninstitute klar besser sein. Sie sollten vor allem die deutschen Kunden auf dem Weg auf ausländische Märkte begleiten und die Refinanzierung der Sparkassen besorgen.

Wer den Lebenslauf des Schreinermeistersohns und jüngsten von acht Kindern kennt, begreift, wie wenig dieser bescheidene Mann von zu großen Rädern und Großmannssucht hält. Zur Schule nach Balingen musste der Junge elf Kilometer zu Fuß laufen. In der Schule hat er nicht besonders geglänzt. Mit 17 begann er statt einer schon arrangierten Banklehre die im Ländle angebotene sechsjährige Verwaltungslaufbahn, wurde mit 26 Bürgermeister in Bisingen, dann Landrat und Vorsitzender der Kreissparkasse Balingen. 25 lange Jahre saß er für die CDU im Landtag in Stuttgart, seit 1991 in den Spitzengremien der Sparkassen-Finanzgruppe und seit 1999 auf dem Chefsessel des Verwaltungsrates der mächtigen fusionierten Landesbank Baden-Württemberg.

Seit einigen Monaten führt der Neuberliner nun auch noch den Aufsichtsrat der Landesbank Berlin Holding AG. Diese Stadt, ist er überzeugt, wird zwar keine Renaissance der Industrie, aber eine viel versprechende Zukunft erleben.

In der langen Liste der ehrenamtlichen Tätigkeiten und Auszeichnungen von Heinrich Haasis fallen die vielen sozialen und kulturellen Aktivitäten besonders auf. Und das trifft auch für die Sparkassenfamilie zu. Kunst, Kultur, Wissenschaften und andere Gemeinnützigkeiten haben sie im letzten Jahr mit beeindruckenden 351 Millionen Euro gefördert.

Privat leben seine zweite Frau und er in einer schönen Altbauwohnung in der Giesebrechtstraße und in ihrem Haus in Stuttgart.

Heik Afheldt war Herausgeber des Tagesspiegels.

Heinrich Haasis (62).

Der Diplom-Verwaltungswirt ist Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Präsident der Europäischen Sparkassen-Vereinigung und CDU Mitglied.

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