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HEIK AFHELDT trifft …: Unternehmer Norbert Geyer

Es stimmt nicht, dass Berlins Industrie verloren gegangen ist. Die Stadt ist reich an erfolgreichen, hoch innovativen Betrieben, nicht nur in Adlershof, sondern breit gestreut über viele Bezirke.

Es stimmt nicht, dass Berlins Industrie verloren gegangen ist. Die Stadt ist reich an erfolgreichen, hoch innovativen Betrieben, nicht nur in Adlershof, sondern breit gestreut über viele Bezirke. Die expansive Geyer-Gruppe zum Beispiel hat ihren attraktiven Sitz tief im Süden in Lichtenrade.

Dort empfängt mich der Chef und Sohn des Gründers, fast das Idealmodell eines modernen, christlich-sozial denkenden, innovativen und gesellschaftlich überaus aktiven Unternehmers. Der gelernte Werkzeugmacher sprüht vor Ideen und erzählt stolz, wie aus der Mechanischen Werkstatt seines Vaters in Neukölln seit 1946 die breit aufgestellte Gruppe geworden ist. Aus den acht Mitarbeitern, die sie vor 40 Jahren beschäftigt haben, als er das Unternehmen übernommen und die zwei Brüder und die Familie ausbezahlt hat, sind 350 geworden mit einem Umsatz von 35 Millionen Euro.

Drei „Töchter“ arbeiten und gedeihen unter dem Dach der Holding: in Berlin die „Umformtechnik“ und die „Britze Elektronik und Gerätebau“ und in Dessau die „Schaltschrank- und Gehäusetechnik“. 30 Azubis lernen bei ihnen. Auch die sind stolz darauf, dass die Kommandozentralen großer Kreuzfahrtschiffe, die bei der Meyer-Werft gebaut werden, ebenso von Geyer stammen wie die hochmodernen Elektrosäulen, die in Zusammenarbeit mit Vattenfall als „Tankstellen“ für die Elektroautos von morgen dienen sollen.

Aber der fröhlich-dynamische Berliner Industrielle und Sozialdemokrat mit dem weißen Backenbart als dekorativem Rahmen für sein rundes, gesundes Gesicht, steht nicht nur mit seinen Produkten an der Spitze. Er setzt sich seit Jahren für einen kräftigeren „Funkenflug zwischen Wirtschaft und Wissenschaft“ ein und engagiert sich an der Rütli- und der Helmholtz-Oberschule, um den Schülern – und auch den Eltern – die Arbeits- und Wirtschaftswelt nahezubringen. Für all das, seine unzähligen ehrenamtlichen Tätigkeiten in mehr als 20 Institutionen – darunter als Vorsitzender des Fördervereins Technologiestiftung Berlin (TSB), als Richter am Landgericht und am Sozialgericht oder als Vorstand der Berliner Wirtschaftsgespräche – hat der Arbeitersohn viel Anerkennung und manche Preise und Auszeichnungen erhalten.

Das macht den Hobbypiloten, Tuba-Bläser und Vater von drei Kindern nicht hochnäsig oder wichtigtuerisch. Er bleibt mit beiden Beinen am Boden, genießt den Familiensitz in Butjadingen an der Nordsee wie auch seine Wohnung am Kurfürstendamm. Fünf Jahre will er sein Unternehmen noch führen – schon heute zusammen mit seinem ausgesuchten Nachfolger Andreas Wende. Bis zum Jahr 2020 soll der Umsatz um 30 bis 40 Prozent wachsen und die Zahl der Mitarbeiter sich verdoppeln. Vom Regierenden in Berlin wünscht er sich deutlich mehr Interesse und Verständnis für die Industrie. Sie sei die eigentliche stabile, Arbeitsplätze und Wohlstand schaffende „Bread and Butter“ der Stadt.

Heik Afheldt war Herausgeber des

Tagesspiegels.

NORBERT GEYER (62) ist Alleingeschäftsführer der Geyer-Gruppe Industrieholding GmbH, gelernter Werkzeugmacher und sozial engagierter Netzwerker.

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