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Berliner Wirtschaft: Höhenflug am Boden

2011 soll der Ausbau des Großflughafens BBI vollzogen sein. Schon jetzt ist Schönefeld Motor für einen Miniboom Seit 2005 sind bereits acht private Parkplatz- und Shuttleangebote entstanden. Auch Werkstätten und Glaser profitieren

Polen, Franzosen, Sachsen, Westfalen: Der rund 3000 Quadratmeter große Parkplatz der Firma DAM im beschaulichen Waltersdorf, kurz hinter der südlichen Berliner Stadtgrenze, hat ein weit gereistes Publikum.

Ursache dafür ist die Nähe zum Flughafen Schönefeld. Wer von dort aus fliegt und nicht aus der Region kommt, braucht einen Platz, um sein Auto abzustellen. Lange Zeit bestand die einzige Möglichkeit dazu auf den Parkplätzen des Flughafens selbst.

Olaf Damm, Betreiber des DAM Parkplatzes, war einer der Ersten, der 2005 auf die Idee kam, auf seinem Grundstück eine günstige Alternative zu den flughafeneigenen Parkplätzen anzubieten. Dass Nachfrage besteht, sei ihm klar gewesen, sagt er. Denn kurz vor Eröffnung seines Betriebs wurden die Preise der Flughafenparkplätze vom Betreiber einmal mehr erhöht.

Inzwischen hat sich, was Damm vor zwei Jahren als Zubrot zu seinem Fenster- und Türenvertrieb gestartet hat, zum Selbstläufer entwickelt. Drei Angestellte beschäftigt er inzwischen, die im Schichtdienst 24 Stunden im Einsatz sind, Reservierungen entgegennehmen und die Parkgäste per Shuttle zwischen Terminal und Parkplatz hin- und hertransportieren. Rund 16 000 Autos parken jährlich allein auf seinen gut 300 Parkplätzen, sagt Damm. Jeden Tag kämen rund 20 neue Autos, die im Schnitt zwei Wochen blieben. Die meisten Kunden seien Urlauber, die mit Low-Cost-Airlines fliegen und nicht nur beim Flug sparen wollen.

„Momentan herrscht Goldgräberstimmung“, sagt Damm. Seit 2005 haben sich inzwischen acht private Parkplatzbetreiber rund um den Flughafen Schönefeld angesiedelt. Beim günstigsten kostet eine Woche gerade mal 30 Euro.

Die Konkurrenz mache sich jedoch noch nicht so stark bemerkbar, sagt Michael Hartwig, Betreiber des 2006 ebenfalls in Waltersdorf eröffneten Park- und Shuttleservice Airportparking Berlin. Grund dafür wären die stetig steigenden Passagierzahlen des Flughafens. Allein zwischen 2004 und 2006 ist das jährliche Passagieraufkommen in Schönefeld von 1,7 auf sechs Millionen Fluggäste geklettert. Nach dem Ausbau zum Flughafen Berlin Brandenburg International (BBI) im Jahr 2011 sollen es mehr als 22 Millionen im Jahr sein.

Doch schon jetzt hat Hartwig auf seinen rund 280 Stellplätzen in den Sommermonaten eine Auslastung von rund 80 Prozent. Nicht nur Touristen, auch viele pendelnde Geschäftsleute nutzten die alternative Parkmöglichkeit, sagt er.

Auf die Konkurrenz der Privatanbieter haben inzwischen auch die Flughafenbetreiber reagiert. Kurz vor den Sommerferien bekam Schönefeld seinen eigene Discount-Parkplatz. 39 Euro kostet eine Woche auf dem Stellplatz P5. Die nächstgünstigste Alternative schlägt bereits mit 79 Euro zu Buche, ein Platz in Parkhaus kostet 109 Euro pro Woche.

„Wir haben festgestellt, dass auf dem Sektor Billigparken Bedarf besteht“, sagt Ralf Kunkel, Sprecher der Berliner Flughäfen. Über die Auslastung der eigenen Plätze und deren Enwicklung will Kunkel jedoch keine Angaben machen. Grundsätzlich sei die Frequentierung jedoch gut. Trotzdem plane die Flughafengesellschaft das „Non-Aviation-Geschäft“ in Zukunft auszubauen (siehe Kasten).

Steigende Gewinne versprechen sich von den Privatparkplätzen auch andere lokale Unternehmer. Weil die Parkplatzbetreiber im Wettbewerb ihr Angebot ständig ausweiten, freuen sich umliegende Hotels, Autowerkstätten und auch Tierpensionen über Synergieeffekte.

Ingo Lotz, Betreiber der Tierpension Waltersdorf, die Hunde und Katzen in Ferienpflege nimmt, bestätigt ein gestiegenes Interesse an seinem Angebot, seit der benachbarte Parkplatz ein Kombiangebot anbietet.

Ein TÜV- und Autoreparaturservice während der Parkzeit, den mehrere Parkplätze im Angebot haben, läuft ebenfalls langsam an. „Das Geschäft ist jedoch ein wenig schwierig, weil Autoservice immer auch Vertrauenssache ist, und viele Kunden auf ihre eigene Werkstatt schwören“, sagt André Nieslony, Betreiber des Autoservice Waltersdorf. Für ihn sind die Parkplätze trotzdem ein gutes Geschäft. Er wartet schon jetzt den Shuttle- Fuhrpark eines Betreibers. Wenn der Flughafen wächst, wächst auch das Geschäft, ist er sich sicher.

Ähnlich sieht das Olaf Damm zwischen „seinen“ Autos. Er ist dank Schönefeld gleich doppelter Gewinner. Einerseits mit seinem Parkplatz, andererseits mit seinem eigentlichen Geschäft. „Mit mehr Flugzeugen kommt auch mehr Lärm. Deshalb werden hier im Süden bald 40 000 neue Schallschutzfenster eingebaut.“

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