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Konjunktur: In Berlin gehen wieder mehr Firmen pleite

Erstmals seit zwei Jahren ist die Zahl der Firmen-Insolvenzen wieder gestiegen. Die Wirtschaft ist aber trotzdem zuversichtlich.

In Berlin ist die Zahl der Firmenpleiten erstmals seit zwei Jahren wieder gestiegen. 760 Betriebe meldeten sich in den ersten sechs Monaten dieses Jahres zahlungsunfähig – und damit 11,7 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, wie eine Untersuchung der Wirtschaftsauskunftei Creditreform ergab, die dem Tagesspiegel vorliegt. Die Situation in der Hauptstadt ist damit anders als sonst in Deutschland – denn in allen anderen Bundesländern gehen immer weniger Firmen pleite. Im Nachbarland Brandenburg, beispielsweise, reduzierte sich die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im ersten Halbjahr um 17,3 Prozent auf 440 betroffene Betriebe. Damit verzeichnet Brandenburg sogar einen deutlicheren Rückgang als Deutschland insgesamt; hier war eine Abnahme um 14,3 Prozent auf 14 100 Pleiten festzustellen.

„Die Zunahme an Insolvenzen in Berlin im Vergleich zum Rest Deutschlands ist überraschend“, sagte Creditreform-Sprecher Hans-Ulrich Fitz. „2005 und 2006 lag Berlin im Trend, jetzt fällt es zurück.“ Die Ursache dafür könnte sein, dass es in Berlin sehr viele kleinere Unternehmen gebe, sagte Fitz. „Nicht alle von ihnen können sich langfristig durchsetzen.“

Bei der Industrie- und Handelskammer Berlin (IHK) sieht man dies ähnlich. „In den vergangenen Jahren gab es in Berlin überdurchschnittlich viele Gründungen, die aus der staatlichen Förderung der Ich-AG’s hervorgingen“, sagte Sprecher Holger Lunau. „Erst nach Auslaufen dieser Unterstützung hat sich gezeigt, welches Unternehmen ein vernünftiges Konzept hatte und mit ausreichenden betriebswirtschaftlichen Kenntnissen geführt wurde.“ Außerdem, fügt Lunau hinzu, sei Berlin eine Stadt der Selbstständigen. Auf 1000 Einwohner kämen 13 Gründungen. „Wo sich viele selbstständig machen, gehen auch viele pleite.“

Welche Branchen in Berlin von den Insolvenzen betroffen sind, listet die Creditreform nicht auf. Holger Lunau schätzt jedoch, dass die meisten aus dem Dienstleistungssektor stammen, denn hier gebe es auch die meisten Gründungen.

Für Wirtschaftsexperte Karl Brenke vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung sind die aktuellen Zahlen kein Grund zur Besorgnis. „Wir sprechen von 80 Insolvenzen in sechs Monaten – da muss man nicht den Kopf in den Sand stecken“, sagte Brenke. Zudem seien keine großen Unternehmen mit vielen Mitarbeitern betroffen, sondern oft nur Ein- bis Zwei-Mann-Betriebe. Handwerkskammerpräsident Stephan Schwarz ist auch optimistisch, dass sich der Trend im Gesamtjahr nicht durchsetzen wird: „Ich sehe Berlin weiterhin dynamisch wachsen.“

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