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Städteranking: Standort Berlin noch schlechter bewertet

Außer Tourismus und guten Universitäten hat Berlin nicht viel zu bieten, sagt eine neue Studie. Die erfolgreichsten Wirtschaftsstädte sind München und Dresden. Die Hauptstadt belegt den letzten Platz.

Die Bundeshauptstadt ist die deutsche Stadt mit dem geringsten wirtschaftlichen Erfolg. Zu diesem Ergebnis kommt eine gemeinsame Studie der arbeitgebernahen Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft und des Wirtschaftsmagazins „Wirtschaftswoche“, die am Freitag in Berlin vorgestellt wurde. Im Gesamtvergleich der 50 größten deutschen Städte landet Berlin abgeschlagen auf dem letzten Platz, noch hinter Halle, Gelsenkirchen und Rostock. Vorjahressieger München führt auch in diesem Jahr wieder die Rangliste an.

Die Wertung setzt sich aus einem Vergleich des Wirtschaftsniveaus und der Dynamik des Wirtschaftsraumes zusammen. Ermittelt wurden Niveau und Dynamik anhand von 104 Einzelindikatoren, die sich auf die Bereiche Wohlstand, Arbeitsmarkt, Standort, Wirtschaftskraft, Struktur und Staat beziehen.

„Berlin ist keine wirtschaftsfreundliche Stadt“, begründete Klaus Methfessel, Vize-Chefredakteur der „Wirtschaftswoche“, das schlechte Abschneiden Berlins. Außer dem Hauptstadtbonus, dem florierenden Tourismus und guten Universitäten habe die Stadt nichts zu bieten, fasst Studienleiter Karl Lichtblau die Misere zusammen. „Berlin hat den Zusammenbruch der Industrie in den 90er Jahren nicht verkraftet.“

Gab es 1991 noch 207 000 Industriearbeitsplätze in Berlin, arbeiten heute nur rund 100 000 Menschen im produzierenden Gewerbe. Auf 1000 Einwohner kommen in Berlin derzeit 30 Industriearbeitsplätze. Zum Vergleich: In Hamburg sind es etwa doppelt so viele.

Trotz des drastischen Rückgangs in den vergangenen Jahren gehe es der Berliner Industrie gut. Davon könne schließlich auch der Dienstleistungssektor der Hauptstadt profitieren, sagte der Berliner Wirtschaftssenator Harald Wolff (Linkspartei) am Donnerstagabend auf einer Podiumsdiskussion. Problematischer sei der Fachkräftemangel in Berlin, sagte Wolff. Der Gastgeber Hinrik Weber, technischer Leiter beim Sensorenhersteller Pepperl und Fuchs, sah das ähnlich: „Es ist hipp, in Berlin zu studieren, das Geld wird aber in Stuttgart verdient.“ Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der Berliner Industrie- und Handelskammer, Christian Wiesenhütter, sagte, Berlin müsse stärker für seine Industrie werben. „Jeder bringt die Firma Dallmayr mit München in Verbindung, dabei werden die 500-Gramm-Kaffeepackungen längst in Berlin produziert“, sagte Wiesenhütter. Die bayerische Landeshauptstadt ist nicht nur wegen Dallmayr auch in diesem Jahr wieder Spitzenreiter im Städteranking. Ausschlaggebend für den Erfolg waren die hohe Kaufkraft der Münchner und die vergleichsweise niedrige Arbeitslosenquote von 8,8 Prozent. Außerdem haben mit 97 Konzernzentralen die meisten Unternehmen ihr Hauptquartier in München aufgeschlagen. Auf den Plätzen zwei und drei folgen die baden-württembergischen Städte Stuttgart und Karlsruhe.

Als Stadt mit der größten Dynamik wird aber – wie schon im Vorjahr – die sächsische Landeshauptstadt Dresden gelobt. Durch den Verkauf der kommunalen Wohnungsgesellschaft an US-Finanzinvestoren konnte die Elbstadt 2006 die Pro-Kopf-Verschuldung mit 441 Euro auf die geringste Schuldenquote aller deutschen Großstädte senken. Außerdem kletterte das Bruttoinlandsprodukt im Zeitraum von 2001 bis 2006 um 15,3 Prozent. Stark aufgeholt bei der Dynamik hat Leipzig. Die Stadt konnte ihre Wirtschaftskraft in den vergangenen fünf Jahren um 9,4 Prozent steigern und rückte damit von Rang 23 auf Position sieben in diesem Jahr vor. Die Messestadt gilt laut Studie zudem als eine der wirtschaftsfreundlichsten Städte Deutschlands. 70 Prozent der Unternehmen fühlen sich in Leipzig wohl.

Christoph Giesen

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