zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Berliner Züge für Frankreich

Stadler erhält ersten Millionenauftrag aus Lyon / Senat will Mittelständler besser fördern

Berlin - Straßenbahnen aus Berlin werden ab 2009 in Lyon den Flughafen mit der Innenstadt verbinden. Der Auftrag habe einen Wert von etwa 25 Millionen Euro, sagte Michael Daum, Chef von Stadler Deutschland, am Mittwoch. Der Betreiber „Rhône Express“ habe sechs Züge bestellt, teilte Daum im Rahmen eines Industriegesprächs am Stammsitz Pankow mit. Er warb so unter anderem beim Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linkspartei) und beim 1. Bevollmächtigten der IG Metall Berlin, Arno Hager, um Unterstützung für sein Unternehmen auch in der Region. Wolf versprach, dass der Senat bei der Vergabe von Aufträgen nach Wegen suchen will, den Anteil der hiesigen Produktion stärker bei der Vergabe zu berücksichtigen.

Der Auftrag aus Frankreich hat über die Sicherung von etwa 20 Arbeitsplätzen hinaus Bedeutung. „Wir hoffen, dass das der Durchbruch beim Export ist“, sagte Daum dem Tagesspiegel. Die deutsche Tochter des Schweizer Eisenbahnunternehmens Stadler soll die Auslandsmärkte für Straßenbahnen erschließen. Der Auftrag in Frankreich wäre ein Referenzbeispiel für andere Betreiber. Weitere Gespräche würden bereits geführt, sagte Daum. Details könnten aber noch nicht bekannt gegeben werden.

Stadler baut in Pankow Regionalzüge und Straßenbahnen. Das Werk – damals noch Teil der ehemaligen Daimler-Tochter Adtranz – stand zur Jahrtausendwende vor dem Aus. Mit dem Einstieg von Stadler wurde es aber gerettet und die Produktpalette stark erweitert. 2001 arbeiteten am Berliner Standort 211 Beschäftigte, heute liegt die Zahl bei 550.

Doch während das Geschäft von Stadler etwa in NRW gut wächst, gab es so gut wie keine Aufträge aus der Region Berlin-Brandenburg. IG-Metall-Bevollmächtigter Hager sagte, er könne nicht verstehen, dass vom jüngsten Auftrag der Berliner Verkehrsbetriebe BVG im Wert von mehreren Hundert Millionen Euro nicht auch ein Teil an Stadler gegangen ist, sondern komplett an Bombardier (siehe Kasten). Natürlich sollte kein Unternehmen der Region nur deshalb Aufträge bekommen, weil es hier seinen Sitz hat, sondern nur, wenn die Produkte konkurrenzfähig sind. Stadler habe aber gezeigt, dass das für seine Züge gelte. Stadler-Chef Daum betonte, zusätzliche Arbeitsplätze könnten nur durch Aufträge geschaffen werden.

Die Gelegenheit dazu wird es wahrscheinlich in den kommenden Jahren reichlich geben. Durch die anstehenden Ausschreibungen von Regional- und S-Bahn-Strecken würden bis zu 365 neue Schienenfahrzeuge bis etwa 2013 benötigt, schätzte Hans-Werner Franz, Chef des Verkehrsverbunds VBB.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false