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Ben Bernanke ist als Fed-Präsident alles andere als unumstritten.

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Bernankes letzte Aufgabe: US-Notenbankpräsident deutet Ende der Anleihekäufe an

Eine Zinserhöhung ist in den USA vorerst nicht in Sicht, und das Ankaufprogramm für Zinspapiere wird vorerst nicht gestoppt. Das hat auch damit zu tun, dass Ben Bernanke ein Fed-Präsident auf Abruf ist.

Ben Bernanke, der amerikanische Notenbankchef auf Abruf, hat wahrscheinlich nicht mehr viel Zeit, den großen Schwenk von einer expansiven zu einer normalen Geldpolitik zu anzugehen. Er selbst wird den Schwenk nicht mehr vollziehen; eine Zinserhöhung ist in den USA vorerst nicht in Sicht, und das Ankaufprogramm für Zinspapiere wird allenfalls zurückgefahren, aber nicht gleich gestoppt. Am Mittwoch war er sichtlich bemüht, Ängste vor einem zu heftigen Manöver zu dämpfen. Ihm fielen vor allem Formulierungen ein wie: „Wir werden nicht bremsen, sondern nur den Fuß vom Gaspedal nehmen.“ Oder: „Es gibt bei einer Verbesserung der wirtschaftlichen Daten keinen automatischen Auslöser für eine Veränderung der Geldpolitik.“

Bernanke deutete er erneut an, die Fed könne gegen Ende des laufenden Jahres ihre Ankäufe von Zinspapieren etwas herunterfahren. Das war zwar nichts Neues. Aber die Kapitalmärkte reagierten trotzdem mit sinkenden Kursen, vor allem auf dem Anleihemarkt. Harm Bandholz, US-Chefökonom von Unicredit, wies darauf hin, die Fed sehe die Konjunktur relativ optimistisch, die Inflationsgefahr aber auch als sehr niedrig an, was sich unterm Strich ausgleiche und keine veränderte Einschätzung bedeute.

Seit US-Präsident Barack Obama andeutete, Bernanke werde nach Januar 2014 keine dritte Amtszeit absolvieren, ist der ein Notenbank-Präsident auf Abruf. Fragen nach seinen persönlichen Plänen blockte er am Mittwoch ab. Die letzte große Herausforderung für ihn ist, den unvermeidlichen Schwenk der Geldpolitik vorsichtig vorzubereiten. Denn allzu starke Reaktionen der Kapitalmärkte könnten die wirtschaftliche Erholung beeinträchtigen.

Sein Anteil an der Finanzkrise ist umstritten

Bernanke hat während seiner Amtszeit immer wieder heftige Kritik einstecken müssen. Aber er kann sich voraussichtlich mit einer ansehnlichen Bilanz verabschieden. Vor allem wenn man bedenkt, dass er die US-Wirtschaft über eine der schwierigsten Finanzkrisen der Geschichte retten musste.

Die Inflation lag in den USA zu seinem Amtsantritt im Februar 2006 bei rund 2,5 Prozent. Sie stieg in seiner gesamten Amtszeit einmal, im Jahr 2007, auf etwas über vier Prozent. Im vergangenen Jahr lag sie deutlich unter zwei Prozent. Und im Moment ist von Inflation nichts zu spüren. Trotz einer extrem lockeren Geldpolitik. Obwohl Bernanke immer noch monatlich für rund 85 Milliarden Dollar (63 Milliarden Euro) Zinspapiere kauft – Staatsanleihen und verbriefte Hypotheken.

Bei der Arbeitslosigkeit, deren Verringerung ihm besonders am Herzen liegt, sieht seine Bilanz weniger beeindruckend aus. Doch immerhin ist sie seit ihrem Höhepunkt von neun Prozent nach der Finanzkrise inzwischen bei 7,5 Prozent gelandet. Und er hat gute Chancen, dass es noch weiter abwärtsgeht. Das Wirtschaftswachstum lag zuletzt, aufs Jahr hochgerechnet, wieder bei deutlich über zwei Prozent.

Von der konservativen Opposition, von den Republikanern, muss sich der Notenbankpräsident immer wieder Anschuldigungen wegen seiner lockeren Geldpolitik anhören. In den Diskussionen mit seinen Kritikern ist Bernanke allerdings selten um eine Antwort verlegen. Meist lässt er die Kritik einfach ins Leere laufen. Er riskiere Inflation? Seine Bilanz in der Hinsicht sei seit 2006 in Ordnung. Er riskiere die Stabilität des Finanzsystems? Eine völlig risikolose Geldpolitik gebe es nicht. Seine Geldpolitik habe noch immer keinen starken Aufschwung bewirkt? Ohne sie wäre die Wirtschaft noch schwächer. Er schade den Interessen der Sparer? Da seien zunächst die Interessen der Arbeitslosen wichtiger.

Wie viel Schuld er am Entstehen der Finanzkrise hatte, ist umstritten. Unbestreitbar hat er aber tatkräftig und pragmatisch geholfen, die Finanzkrise zu überwinden. (HB)

Frank Wiebe

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