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Wirtschaft: Bernhard Jagoda wird 60: Der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit ist ein loyaler und bescheidener Verwalter der Arbeitslosigkeit

"Wenn ich gebraucht werde, sage ich nicht nein." Dieser Satz drückt Bescheidenheit und Loyalität zugleich aus.

"Wenn ich gebraucht werde, sage ich nicht nein." Dieser Satz drückt Bescheidenheit und Loyalität zugleich aus. So ist er, Bernhard Jagoda, der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit. Persönliche Schlagzeilen macht man mit einer solchen Haltung nicht. Aber gute Arbeit.

Gebraucht wird Jagoda von allen. Lange Jahre von einer liberal-konservativen Regierung. Jetzt von Rot-Grün. Ihm dies als Opportunismus auszulegen, wie es die CDU jüngst getan hat, verkennt seine Rolle. Ob die so genannte aktive Arbeitsmarktpolitik gut oder schlecht ist, hat Jagoda nicht zu beurteilen. Wenn die Regierung Beschäftigungsgesellschaften will, soll Jagoda das einrichten. Und selbst wenn der Präsident der Meinung wäre, das sei eine Institution versteckter Arbeitslosigkeit, er dürfte daraus keine politische Rhetorik machen. Loyalität hat auch seine Vorteile. Zum Beispiel könnte es sein, dass die Bundesregierung die Amtszeit des CDU-Mannes im kommenden Januar abermals verlängert. Eine Zeit lang war der glücklose SPD-Sozialpolitiker Rudolf Dressler im Gespräch. Da dieser jetzt aber glücklich als Botschafter in Israel sitzt, spricht aus Sicht des Arbeitsministers nichts gegen eine Berufung Jagodas - außer dem Murren von Gewerkschaftern, die gerne ein SPD-Mitglied auf dem Posten sähen.

Seit 1993 präsentiert Jagoda Monat für Monat in Nürnberg die neuesten Zahlen der Beschäftigungsstatistik. Die schlimmsten Meldungen liegen schon eine Weile zurück. Aber Jagoda weiß auch, dass die augenblickliche Besserung der Statistik nur auf demographische und konjunkturelle Gründe zurück geführt werden kann. Strukturell hat sich an der miserablen Verfassung des Arbeitsmarktes in Deutschland in Jagodas Amtszeit nichts geändert.

Jagoda wurde als Sohn eines Arbeiters in Kirchwalde in Oberschlesien geboren. Nach einer Ausbildung in der Verwaltung hat er von 1955 bis 1970 bei der Stadt Treysa in Hessen gearbeitet. Seit 1980 saß er als Unionsabgeordneter im Bundestag. Als er 1987 nicht wiedergewählt wurde, machte sein Freund Norbert Blüm ihn zum zweiten beamteten Staatssekretär im Sozialministerium. 1993 wurde Jagoda Nachfolger von Heinrich Franke bei der Bundesanstalt für Arbeit. An diesem Samstag feiert er seinen 60. Geburtstag. "Wir können nicht alle mit 60 in die Rente schicken", hat er am Donnerstag verlauten lassen. Dass er dabei auch an sich gedacht hat, wird man dem loyalen Beamten durchgehen lassen.

ank

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