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Wirtschaft: Bertelsmann braucht die Börse (Kommentar)

Bertelsmann hat ein Handicap: Es gibt keine Aktien des Medienriesen. Kein Kurs, der nach der Vorlage der glänzenden Bilanz am Mittwoch in die Höhe schnellt, kein Analyst weit und breit, der die Papiere des Gütersloher Giganten zu "Outperformern" kürt.

Bertelsmann hat ein Handicap: Es gibt keine Aktien des Medienriesen. Kein Kurs, der nach der Vorlage der glänzenden Bilanz am Mittwoch in die Höhe schnellt, kein Analyst weit und breit, der die Papiere des Gütersloher Giganten zu "Outperformern" kürt. Bertelsmann ist und bleibt ein Familien-Unternehmen. Gesteuert von einer mächtigen Stiftung und der Familie des Konzernpatriarchen Reinhard Mohn, der eines strikt ablehnt: Die Bertelsmann AG an die Börse zu bringen. Gleichwohl schreibt der Konzern Erfolgsgeschichten, die Analysten zum Träumen bringen. Im weltumspannenden Mediengeschäft, in dem Tempo, Wachstum und Wandlungsfähigkeit der Global Player alles sind, hat Bertelsmann die Claims abgesteckt: Nummer eins im Buchmarkt und bei den Buchclubs, zweitgrößter Produzent von Speichermedien und viertgrößter Musikproduzent. In Europa führend bei Zeitschriften, im werbefinanzierten TV und bei den Online-Diensten. Nun, so will es Vorstandschef Thomas Middelhoff, strebt Bertelsmann auch die Marktführung im elektronischen Handel an. Middelhoff, der den Typ des neuen Multimedia-Managers perfekt verkörpert, traut man diesen Schritt zu. Das Profil, das er Bertelsmann gibt, stimmt; die Strategie für künftiges Wachstum auch. Der Einkauf innovativer Internet-Dienstleister, die peu à peu an die Börse gebracht werden, bricht nicht mit der Konzern-Tradition und sichert das Know-how im Netz der Netze. Aber: Die Einkauftstour muss stets teuer und in bar bezahlt werden. Aktien, die man zum Tausch anbieten könnte, gibt es nicht. Bertelsmann sollte sich die Börsenoption offen halten, wenn aus einem Handicap keine Bremse werden soll.

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