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Wirtschaft: Bertelsmann geht an die Börse – zum Teil

Belgischer Großaktionär GBL will 25 Prozent abgeben / Familie Mohn hält Mehrheit am Medienkonzern

Berlin - Der belgische Investor GBL will seinen 25,1-Prozent-Anteil an Bertelsmann an die Börse bringen. Für den Gütersloher Konzern, Deutschlands größtes Medienunternehmen, beginnt damit eine neue Ära. Gemäß einer Absprache mit der Bertelsmann-Eigentümerfamilie Mohn wolle man von Mitte Mai 2006 an von dem Recht Gebrauch machen und einen Börsengang verlangen, teilte die Groupe Bruxelles Lambert am Freitag in Brüssel mit. Voraussetzung sei, dass die Marktbedingungen günstig seien. GBL rechnet im Laufe des kommenden Jahres damit. „Wir sind vorbereitet“, lautete die Reaktion von Bertelsmann-Chef Gunter Thielen. „Wir befinden uns bereits seit einiger Zeit in einem Prozess der zunehmenden Kapitalmarktorientierung“, heißt es in einem Brief an die 80 000 Mitarbeiter, der dem Tagesspiegel vorliegt. Darin hebt Thielen hervor, dass die Bertelsmann Stiftung und die Familie Mohn ihre Anteile behalten werden. Mit 75 Prozent halten sie die Stimmrechtsmehrheit an Bertelsmann, GBL verfügt nur über 25 Prozent der Stimmrechte, 0,1 Prozent des Anteilspaketes sind stimmrechtslos. „Damit ist die Voraussetzung für eine langfristige Kontinuität des Unternehmens gesichert“, schreibt Thielen. An der „bisherigen erfolgreichen Ausrichtung“ des Unternehmens änderten die GBL-Pläne nichts, versicherte er.

Gleichwohl steht Bertelsmann mit dem Börsengang vor einer Wende. Die Familie Mohn bewertet die Öffnung des Unternehmens für den Kapitalmarkt skeptisch. 2002 war es darüber zum Zerwürfnis mit dem damaligen Vorstandschef Thomas Middelhoff gekommen, der Bertelsmann verlassen musste. In der Vergangenheit war mehrfach auch über einen Rückkauf der GBL-Anteile durch die Mohns spekuliert worden. Die Familie hat ein Vorkaufsrecht, wenn GBL seinen Anteil an einen Dritten verkaufen wollte. Das 25-Prozent-Paket wird auf einen Wert von fünf bis sechs Milliarden Euro geschätzt. Da eine Verschuldung in dieser Höhe das Wachstum des Konzerns bremsen könnte, war zudem über den Verkauf von Geschäftsbereichen spekuliert worden. Ex-Finanzchef Siegfried Luther hatte in einem Interview gesagt: „Nirgendwo steht geschrieben, dass Bertelsmann sechs Unternehmensbereiche haben muss.“

Bertelsmann hatte 2001 einen Anteil von 25,1 Prozent an GBL abgegeben. Im Tausch erhielt Bertelsmann 30 Prozent der RTL Group und steigerte seinen Anteil damit auf 67 Prozent. Inzwischen stockte Bertelsmann bei RTL weiter auf und besitzt nun 90,4 Prozent. RTL ist der größte Gewinnbringer innerhalb des Bertelsmann-Konzerns.

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