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Wirtschaft: Bertelsmann schließt das Kapitel New Economy Vorstand Thielen will das Internet nur noch als Vertriebskanal nutzen

Frankfurt (Main). Das Internet hat für Gunter Thielen, seit Sommer neuer Vorstandschef von Bertelsmann, seinen ursprünglichen Reiz verloren.

Frankfurt (Main). Das Internet hat für Gunter Thielen, seit Sommer neuer Vorstandschef von Bertelsmann, seinen ursprünglichen Reiz verloren. Es habe zwar steigende Bedeutung und werde sich durchsetzen – aber in erster Linie als Vertriebsweg. „Das Internet wird kein eigenes Geschäft begründen. Wir werden da nicht unnötig viel Geld hineinstecken“, sagte Thielen am Donnerstagabend im Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten.

Große Sprünge kann und will sich Bertelsmann nach der drei Milliarden Euro teuren Übernahme von Zomba Records im Sommer und einem bis Jahresende auf rund 3,7 Milliarden Euro anschwellenden Schuldenberg nicht leisten. Allenfalls für kleinere Akquisitionen im Verlags- und Fernsehbereich könnte sich Thielen erwärmen. Ins Tageszeitungsgeschäft werde man über seine Beteiligung an der „Financial Times Deutschland“ hinaus nicht einsteigen. Dafür fehle das Management. „Wir fahren eine Mischung aus Konsolidierung und Vorwärtsbewegung.“ Nach Ansicht des Vorstandschefs, der im Juli nach Unstimmigkeiten über den Börsengang Thomas Middelhoff abgelöst hatte, wird diese Strategie schon in diesem Jahr greifen.

„Wir werden 2002 deutlich besser abschneiden als im Vorjahr." Nach Ansicht von Thielen profitiert Bertelsmann von seiner Aufstellung über alle Medienbereiche und von seiner internationalen Ausrichtung. Bis 2005 will das Unternehmen die Eigenkapitalrendite von derzeit rund drei auf zehn Prozent steigern. Im Geschäftsjahr 2000/2001 hatte Bertelsmann mit Buchdruck (Arvato), Buchverlagen (Random House), Buchclubs, im Fernsehgeschäft (RTL), im Musikbereich (BMG) und mit Zeitschriften (Gruner+Jahr) 16,7 Milliarden Euro umgesetzt und vor Steuern einen Gewinn von 2,1 Milliarden Euro erwirtschaftet. Bereits im ersten Halbjahr 2002 hat der Medienkonzern einen Überschuss nach Steuern von 1,6 Milliarden Euro erreicht. Allerdings stecken die Musiksparte und die Buchclubs noch in der Verlustzone, sollen aber bis Jahresende ausgeglichen abschließen oder sogar Gewinne schreiben.

Ein Börsengang ist für Thielen noch kein Thema. Er könne erst 2005 aktuell werden. Dann kann die Groupe Bruxelles Lambert (GBL), die 25,1 Prozent an Bertelsmann hält, ihre Anteile abgeben. Die Familie Mohn wolle aber nicht an die Börse. „Dann bekommen sie Analysten ins Haus. Das kann gefährlich werden.“ Dass die Mohns die GBL-Anteile möglicherweise übernehmen, schließt Thielen nicht aus.

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