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Wirtschaft: Besser bremsen

Wer sich und andere in der kalten Jahreszeit nicht gefährden will, sollte nicht mit Sommerreifen herumfahren

Nasse Straßen, tiefe Pfützen und ein rutschiger Matsch aus festgefahrenem Schnee und Streusalz – der Winter auf den Berliner Straßen ist ungemütlich, aber viele glauben, er sei auch mit Sommerreifen zu meistern. Ein Trugschluss, denn bei geringen Außentemperaturen verhärtet bei diesen Modellen das Gummi. Die Folgen sind ein längerer Bremsweg, weniger Zugkraft und ein geringerer Seitenhalt in Kurven. Das kann nicht nur den Fahrer, sondern auch andere Verkehrsteilnehmer gefährden. Winterreifen bleiben dank ihrer speziellen Gummimischung länger elastisch, auch wenn es richtig kalt wird. Die Lamellen in den Profilblöcken sind so verzahnt, dass die Reifen vor allem auf Schnee und Eis optimal haften. Spätestens wenn die Temperaturen unter sieben Grad Celsius sinken, ist es Zeit für den Wechsel.

Doch welche Reifen meistern den Winter auf den Straßen? In einem Gemeinschaftstest von Automobilclubs, Verbraucherorganisationen und der Stiftung Warentest standen 18 Reifen für Kompakt- und Mittelklassewagen auf dem Prüfstand. Dazu bewerteten die Tester 16 Modelle für Kleinwagen (siehe Kasten). Die Kompaktklassereifen wurden auf Opel Astras aufgezogen, passen aber auch auf andere Fahrzeuge. Alle Produkte mussten sowohl auf nasser und trockener Fahrbahn als auch auf Schnee und Eis bestehen. Die Tester prüften Bremsverhalten, Handling und Fahrstabilität. Auf der nassen Fahrbahn wurden die Autos auch durch tiefes Wasser geschickt und sollten dabei nicht ins Schwimmen kommen. Zudem wurden die Umwelteigenschaften wie Kraftstoffverbrauch und Verschleiß bewertet.

Testsieger wurden die Reifen von Continental, knapp vor dem Vorjahressieger Goodyear und Tecar. Alle drei Winterreifen-Modelle eigneten sich gut auf nasser Fahrbahn und auf Schnee. Der Continental und der Tecar punkteten zudem mit Umweltfreundlichkeit. So wiesen die Continental-Reifen mit 0,3 Milligramm pro Kilogramm einen besonders geringen Anteil an polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) auf. Sie können Krebs verursachen und gelangen durch den Reifenabrieb in die Luft.

Beim Test auf Eis kam kein Reifen über ein „befriedigendes“ Urteil hinaus. Die Tester ließen die Wagen von einer Rampe auf die Eisfläche des Wolfsburger Stadions rollen und bremsten sie dort. Die Haftung ließe sich mit Spikes verbessern – die sind aber in Deutschland verboten, weil sie die Fahrbahn angreifen.

Die Verlierer des Tests sind die Billig-Modelle von Goodride und Kenda. Auf nasser Fahrbahn fuhren und bremsten beide „mangelhaft“. Die Tester legten besonderen Wert auf dieses Kriterium, weil es in Deutschland im Winter häufiger nasse als verschneite Straßen gibt. Das Reifenprofil muss Wasser gut ableiten, um Aquaplaning zu verhindern. Das Modell von Goodride versagte auch auf trockener Fahrbahn und war zudem extrem mit PAK belastet: Der Reifen wies 224 Milligramm der Stoffe pro Kilogramm Gummi auf, fast 750 Mal so viel wie das Modell von Continental.

Viele Hersteller preisen Reifen mit geringem Rollwiderstand, weil sie Kraftstoff sparen. Der Test beweist jedoch, dass dies zu schlechter Haftung bei Nässe führen kann. Ohnehin wird die Ersparnis schnell aufgehoben, etwa durch zu wenig Luft in den Reifen. Wichtiger ist, dass der Reifen lange hält. Hier überzeugten Continental und Michelin.

Wer sein Auto für den Winter fit machen will, sollte Reifenpreise vergleichen. Die Tester stellten Unterschiede von mehr als 40 Prozent fest. Montage und Auswuchten kosten 10 bis 15 Euro pro Rad. Eine Rutschpartie mit Totalschaden ist da um einiges teurer.

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