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Wirtschaft: Besser losfahren

Für jeden Typ Radler gibt es ein spezielles Fahrrad – Die genaue Auswahl wird belohnt

Eigentlich ist nicht viel dabei: Aufsteigen, Fuß auf die Pedale und losfahren. Doch in den vergangenen Jahren ist aus dem einfachen Dreisatz aus Treten, Schalten und Lenken mehr und mehr eine Wissenschaft geworden – und die fängt schon vor dem Aufsteigen an. Fitness- oder City-Rad, Mountain– oder Trekking-Bike, Liegeräder oder doch lieber das traditionelle Rennrad: Wer heute Fahrrad fahren will, muss sich in einem Wirrwarr unterschiedlichster Modelle zurechtfinden. Doch wenn sich der Radler erst einmal durch die Begriffsvielfalt gekämpft hat, wird er auf der Straße dafür belohnt: „Mit der größeren Auswahl an Rädern hat auch der Komfort deutlich zugenommen“, sagt Karsten Klama vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). Heute lasse sich für jeden Fahrrad-Begeisterten das passende Fahrrad finden – vom Hobby-Radler bis zum Profi. Das ist nicht nur im Interesse des Kunden, sondern auch lukrativ für die Hersteller. Denn das Geschäft mit dem Sportgerät boomt: 66 Millionen Fahrräder gibt es zurzeit in Deutschland und allein im vergangenen Jahr hat die Branche nach Angaben des Zweirad-Industrieverbandes 4,9 Millionen Räder verkauft – ein Plus von etwa 3,5 Prozent.

Am beliebtesten sind zurzeit Trekking- und City-Räder: Zusammen kommen die beiden Modelltypen auf einen Marktanteil von 55 Prozent. Das Trekking-Rad ist der kleine Bruder des Mountain-Bikes: auf jedem Untergrund zu fahren, aber besser für die Straße geeignet. AT-Zweirad hat die Traditionsmarke Wanderer – vor hundert Jahren der führende deutsche Fahrrad-Hersteller – jetzt als Trekking-Rad wiederbelebt. Das „W-Fünf“ verspricht zu Preisen zwischen 1050 Euro und 1900 Euro eine Kombination aus klassischem Design und hochwertiger Technik: Ein dünner, alltagstauglicher Rahmen in Verbindung mit Hydraulik-Bremsen und einer 14-Gang-Nabenschaltung. Damit liege das „W–Fünf“ im Trend, sagt Kerstin Neupert von der Internationalen Fahrrad-Messe IFMA in Köln. „Immer mehr Anbieter setzen auf eine Mischung aus High-Tech-Ausstattung und Retro-Design.“

Auch die Hersteller von City-Rädern orientieren sich daran: Das Modell „Mono“ von Giant (Preis: ab 499,90 Euro) erinnert äußerlich an ein Holland-Fahrrad, wartet aber mit einem innovativen Rahmen auf: In diesen ist ein Gepäckträger integriert – dieser muss also nicht extra am Rahmen montiert werden. City-Räder sind wegen ihrer komfortablen Ausstattung mit dicken Reifen, Schutzblechen und Gepäckträger vor allem bei Frauen und Älteren beliebt. Ein weiterer Vorteil: Sie gehören mit Preisen zwischen 500 und 900 Euro zu den günstigeren Fahrrädern.

Wer es lieber etwas sportlicher mag, muss tiefer in die Tasche greifen: Bei Epple kostet das „Race Cat“ je nach Ausstattung zwischen 999 und 2400 Euro – ein Fitness-Bike, das Teile des klassischen Rennrads wie schmale Reifen und einen leichten Rahmen mit einem herkömmlichen Lenker kombiniert. Das Besondere am Epple-Angebot: Zum Aufpreis von 999 Euro können sich Sportler und Herzkranke ein Ergomo-System in das Modell des Herstellers einbauen lassen: Ein Pulsmesser, der ständig die Leistung des Radlers in Watt misst. „Von den Fitness-Bikes versprechen sich die Hersteller viel“, sagt ADFC-Mann Klama. „Bei den Kunden ist diese Neuentwicklung aber noch nicht wirklich angekommen.“ Doch spätestens in diesem Jahr, da ist sich Klama sicher, werden sich die Fitness-Bikes durchsetzen.

Tandems und Liegeräder werden dagegen auf Dauer Nischenprodukte bleiben. Mit etwa 2000 verkauften Rädern im Jahr ist der Kölner Hersteller „Zweipluszwei“ einer der größten Tandem-Produzenten in Deutschland. Das Besondere an den „Zweipluszwei“-Rädern, die ab einem Preis von 1700 Euro zu haben sind: Der Lenker für den hinteren Fahrer ist nicht am Sattel des Vordermannes angebracht. Damit spielen Größenunterschiede zwischen den Fahrern keine Rolle mehr. „Beim Tandem steht das gemeinsame Erleben im Vordergrund“, sagt Rainer Kiel von „Zweipluszwei“. „Auch Partner unterschiedlicher Leistungsstärke können so gemütlich zusammen radeln.“

Gemütlich geht es auf einem Liegerad nicht zu. Das „ZPRO“ von Spezialhersteller Flux ist eher eine Rennmaschine: Zu Preisen ab 2480 Euro verspricht Flux einen Tempo-Rausch, der vor allem durch eine Reduzierung des Luftwiderstandes erreicht werden soll.

Individualisten sind bei Winora richtig aufgehoben: Mit Hilfe eines so genannten Modular-Systems können sich die Käufer bei rund 3000 Winora-Händlern aus verschiedenen Komponenten ihr ganz persönliches Fahrrad zusammensetzen lassen. Zu Preisen ab 1049 Euro kann sich der Käufer zwischen neun Farbtypen und drei Grundmodellen entscheiden: Trekking, Cross- und City-Räder hat der Hersteller im Angebot.

Obwohl die Fahrräder immer mehr aushalten, sollte der Hobby-Radler eins nicht vergessen: die regelmäßige Wartung. „Mindestens ein Mal im Jahr sollte man mit dem Rad zur Inspektion“, rät ADFC-Experte Klama.

Die Zukunft des Fahrrads sieht Klama in einer weiteren Verbesserung der Technik. Die jüngste Innovation: Eine automatische Gangschaltung, die sich der Trittfrequenz anpasst. „Das ist fast wie Auto fahren.“

Dennis Kremer

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