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Wirtschaft: „Bessere Arzneien durch Fusionen“ Bis sich Erfolge zeigen,

Herr Steiner, lenken Pharmakonzerne durch immer neue Fusionen nur von der eigenen Erfolglosigkeit ab oder machen Zusammenschlüsse wirklich Sinn? Bei den Fusionen geht es vor allem darum, die eigene Produktpalette zu vergrößern, also mehr umsatzstarke Medikamente auf dem Markt zu haben.

Herr Steiner, lenken Pharmakonzerne durch immer neue Fusionen nur von der eigenen Erfolglosigkeit ab oder machen Zusammenschlüsse wirklich Sinn?

Bei den Fusionen geht es vor allem darum, die eigene Produktpalette zu vergrößern, also mehr umsatzstarke Medikamente auf dem Markt zu haben. Außerdem wollen die Unternehmen damit neue vielversprechende Medikamentenkandidaten einkaufen, die ihre Zukunft sichern.

Und, funktioniert das?

Die meisten Fusionen sind erfolgreich, aber das zeigt sich erst Jahre später. Das beste Beispiel ist der US-Konzern Bristol-Myers, der vor mehr als zehn Jahren mit dem Konkurrenten Squibb zusammengegangen ist.

Würden Sie jedem Pharmaunternehmen, das Probleme hat, die Partnersuche empfehlen?

Nein. Denn das Hauptproblem bei Zusammenschlüssen wird meistens übersehen. Es dauert mindestens fünf Jahre, eher noch länger, um aus zwei Unternehmen eine funktionierende neue Einheit zu machen. Das Management ist in den ersten Jahren nur mit der Neuorganisation beschäftigt. Mit der Folge, dass die Mitarbeiter wenig motiviert sind und die Produktivität erst einmal sinkt.

Was ist mit den berühmten Kostensynergien, die die Finanzmärkte so schätzen?

Natürlich gibt es kurzfristige Kostenziele, die fusionierte Unternehmen schon innerhalb von zwei oder drei Jahren verwirklichen können. Darauf achtet das Management sehr genau. Der Kostendruck ist unglaublich groß.

Es war lange absehbar, dass Patente für wichtige Medikamente auslaufen. Warum hat die Pharmabranche nicht vorgesorgt?

Die Forschung ist bei der Entwicklung wichtiger neuer Produkte nicht so effizient, wie die Industrie das gerne hätte. Trotzdem erwarten die Finanzmärkte, dass die Unternehmen so stark wachsen wie in der Vergangenheit. Da Pharmakonzerne schon Milliardenumsätze haben, brauchen sie sehr umsatzstarke neue Medikamente, um das Niveau weiter zu steigern. Doch die sind rar. Durch Fusionen wird die Trefferquote erhöht.

Auch von der Zusammenarbeit mit kleinen Biotech-Firmen versprechen sich Pharmakonzerne, schneller an neue Medikamente zu kommen. Geht die Rechnung auf?

Durch Kooperationen mit Biotech-Firmen kommen zwar nicht mehr, aber dafür ganz neuartige Medikamente an den Markt. Die Wissenschaftler können ihre Ideen nur mit dem Kapital der Pharmakonzerne in die Praxis umsetzen. Mit der Biotechnologie kann man es nur schaffe++n, mehr vielversprechende Medikamentenkandidaten zu finden. Am Ende kommt aber nicht unbedingt mehr heraus.

Wie sehen die neuen Biotech-Arzneien aus?

Neben den Massenarzneien gegen Volkskrankheiten wie Herz-Kreislauf-Krankheiten wird es kleine Medikamente vor allem gegen Krebs geben, die ganz genau auf das Genmuster eines einzelnen Menschen zugeschnitten sind und dadurch besser wirken. Es gibt nur ein Problem: Die Maßanfertigung ist so teuer, dass sie niemand bezahlen kann, weder Pharmafirmen, noch Kassen noch Patienten. Außerdem dauert es noch mindestens zehn Jahre, bis wir so weit sind.

Bleibt den Pharmakonzernen also nichts weiter übrig, als durch Fusionen zu wachsen?

Nein, das ist nicht die einzige Möglichkeit. Trotzdem bin ich mir sicher, dass weitere Fusionen kommen. Nehmen Sie die US-Automobilindustrie. Da gab es einmal mehr als 100 Hersteller, heute gibt es noch drei Großkonzerne. So etwas ähnliches steht auch der Pharmabranche bevor.

Das Gespräch führte Maren Peters.

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