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Wirtschaft: Besseres Management macht glücklich

Britische Studie erforscht die „Work-Life-Balance“

Berlin - Glückliche Mitarbeiter sind am produktivsten. Schön wär’s. Man könnte mit dem Chef ganz anders verhandeln. Aber leider hat eine Studie der London School of Economics für die These keinen Beleg gefunden. Immerhin konnte sie erhärten, dass besseres Management Mitarbeiter glücklich macht. Wobei die Forscher nicht direkt von Glück sprechen: Erforscht wurde die „Work-Life-Balance“, also die – vor allem zeitliche – Ausgewogenheit von Beruf und Privatleben.

Grundlage der Studie, die dem Tagesspiegel vorliegt und Mitte Mai veröffentlicht wird, ist eine Untersuchung in gut 700 Unternehmen der verarbeitenden Industrie in Deutschland, Großbritannien, Frankreich und den USA. „Gut geführte Unternehmen sind sowohl produktiver als auch besser für ihre Beschäftigten“, heißt es in der von der Deutsch-Britischen Stiftung geförderten Studie. Größere und international geprägte Unternehmen gingen meist stärker auf die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter ein, zum Beispiel wenn es darum gehe, Teilzeitmodelle auszuprobieren, auch mal von zu Hause aus zu arbeiten oder kurzfristig wegen der Krankheit eines Kindes frei zu bekommen.

Wirtschaftswissenschaftler John van Reenen, einer der Autoren, spricht von einer „positiven Korrelation“ zwischen gutem Management und guter Work- Life-Balance, auch wenn der genaue Zusammenhang unklar sei. „Aber die Firmen sollten ernsthaft in Betracht ziehen, die Work-Life-Balance ihrer Mitarbeiter zu erhöhen.“

Sein Kollege Tobias Kretschmer weist darauf hin, dass in diesen Fragen häufig Thesen vertreten würden, deren Grundlage unklar sei. So fanden die Forscher keinen Beleg dafür, dass angelsächsische Managementmethoden und hoher Wettbewerb die Produktivität nur auf Kosten der Beschäftigten erhöhen. Und sie erkennen eben auch keinen direkten Zusammenhang zwischen hoher Produktivität und guter Work- Life-Balance.

Eindeutig ist hingegen, dass deutsche Manager mehr arbeiten als französische und britische: nämlich pro Woche im Schnitt 45 Stunden und damit sechs Stunden mehr als ihre Untergebenen. In Frankreich arbeiten Führungskräfte lediglich 37 Stunden – nur eine Stunde mehr als die übrigen Beschäftigten. In Großbritannien sind es 43 Stunden und drei Stunden mehr als die Nicht-Manager. In den USA dagegen arbeiten die Oberen 49 Stunden, ganze sieben Stunden mehr als das Fußvolk.

Für sich selbst und ihre Zunft legen die Forscher übrigens andere Maßstäbe an. „Das akademische Leben funktioniert ganz anders. Wir machen es aus Liebe, nicht für Geld“, meint van Reenen. Womit sich eben doch zeigt, dass die beste Work-Life-Balance erreicht wird, wenn die Arbeit Spaß macht.

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