zum Hauptinhalt
Unglückliches Händchen. Klaus Wowereit half am Montag bei Solon in der Modulproduktion – und sprach über Probleme.

© Reuters

Besuch bei Solon: Wowereit will Solarbranche helfen

Bürgermeister Klaus Wowereit verspricht während eines Besuches bei Berlins größter Solarfirma Solon der Branche Hilfe. Doch das könnte teuer werden.

Berlin - Ganz langsam, vorsichtig, das hier wird das Jubiläumsmodul! Dann knackt und klirrt es doch: Eine wenige Millimeter dünne Leiste mit Solarzellen bricht, als Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) sie mit einem Saugnapfhalter auf eine Trägerplatte heben will. Beim zweiten Versuch klappt es. Und so hat Berlins größte Solarfirma Solon mit seiner Hilfe doch noch die magische Zahl von exakt einem Gigawatt Gesamtleistung erreicht. Das heißt, Solon hat seit Gründung 1997 rechnerisch genug Module produziert, um ein durchschnittliches AKW überflüssig zu machen.

Dass ausgerechnet zu dieser Feierstunde am Montag die Aktie mit fast sieben Prozent so stark einbrach wie länger nicht mehr an einem Tag, hat weniger mit Wowereits Ungeschicklichkeit zu tun. Das Unternehmen gilt schon seit gut zwei Jahren als angeschlagen, sein Papier scheint seither eher Zocker als langfristig orientierte Investoren zu locken.

Das ist ein Problem – für Solon und seine 800 Mitarbeiter natürlich, aber auch für Wowereit und damit für das Land Berlin insgesamt. Denn der von ihm geführte Berliner Senat hatte Solon im März 2010 eine Ausfallbürgschaft in Höhe von 146 Millionen Euro gewährt – unter Beteiligung des Bundes und des Landes Mecklenburg-Vorpommern, wo Solon ebenfalls ein Werk betreibt. Seither müht sich der im Januar 2010 berufene Vorstandschef Stefan Säuberlich, das Unternehmen zu sanieren. Bisher aber ohne durchschlagenden Erfolg. Dabei drängt die Zeit: Ende 2011 wird ein Kredit über 275 Millionen Euro fällig, den ein Konsortium aus acht Banken gewährte. Gelingt es nicht, diesen Kredit zu verlängern, drohe die Insolvenz, teilte Solon im jüngsten Geschäftsbericht mit.

Eigentlich wollte Säuberlich bis Mitte des Jahres eine Lösung für das Problem gefunden haben. Vor knapp zwei Wochen teilte eine Unternehmenssprecherin mit, man rechne jetzt mit einer Lösung Ende des dritten, Anfang des vierten Quartals. Am Montag sagte Säuberlich neben Wowereit stehend, er rechne mit einer Entscheidung, die „Spitz auf Knopf“ im vierten Quartal fallen werde.

Wahlkämpfer Wowereit wollte sich bei seinem Besuch nicht festlegen, ob und wie Berlins Senat bereit wäre, die Bürgschaft für Solon zu verlängern oder auszubauen, um Solon zu retten. „Dafür ist es jetzt noch zu früh“, sagte er dem Tagesspiegel. „Die Lage ist nicht einfach. Wir sehen aber die Anstrengungen, die hier unternommen werden.“

Vor der versammelten Belegschaft erneuerte er sein Solidaritätsversprechen mit der Branche, „die ein absoluter Schwerpunkt in unserer Wirtschaftsförderungspolitik ist“ und würdigte erste Erfolge beim Abbau von Subventionen. Wowereit gehört zu den wenigen Spitzenpolitikern, die die Solarfirmen nicht nur in Sonntagsreden für ihren Beitrag zum Klimaschutz loben. Er wehrte sich auch noch gegen eine zu starke Senkung der Fördersätze, als Anfang des 2011 Forscher und Verbraucherschützer vorrechneten, dass diese Politik Stromkunden noch Milliarden kosten wird.

Es ist Wowereits Dilemma: 5000 Menschen beschäftigen Solarfirmen direkt in Berlin, 30 000 Jobs hängen indirekt davon ab, erklärte Wowereit. Was er nicht sagte, war, dass es in jedem Fall Geld kosten wird: Entweder bleiben die Vergütungssätze für Solarstrom hoch, was für Solon derzeit extrem wichtig wäre. Den Preis zahlen alle Stromkunden. Oder die Subventionen werden gekappt, dann wäre Solon in Gefahr. Im Falle der Pleite würden dann Berlins Bürger bürgen.

Zur Startseite