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Wirtschaft: "Beteiligung an Unternehmen verbieten" - der Chef der Monopolkommission kritisiert deutsches Modell

Wernhard Möschel (58) ist Vorsitzender der Monopolkommission. Sie legt der Regierung alle zwei Jahre ihr Wettbewerbs-Gutachten vor.

Wernhard Möschel (58) ist Vorsitzender der Monopolkommission. Sie legt der Regierung alle zwei Jahre ihr Wettbewerbs-Gutachten vor. Mit dem Professor an der Universität Tübingen sprach Jobst-Hinrich Wiskow.

Herr Möschel, haben die Banken in Deutschland zu viel Macht?

Die Holzmann-Krise gibt darüber keinen Aufschluss. Niemand hat einen Anspruch darauf, dass ihm Kredite gewährt werden, schon gar nicht endlos. Auch die Banken bekommen ihr Geld von anderen - zum Beispiel von den Sparern. Dieses gute Geld dürfen sie nicht einfach dem Schlechten hinterher werfen.

Die Banken sind mit Holzmann nicht nur als Gläubiger verbunden. Beispiel Deutsche Bank: Ihr gehören gut 15 Prozent der Holzmann-Aktien, und ihr Vorstand Carl von Boehm-Bezing ist Chef des Aufsichtsrats.

Solche Verflechtungen tun den Unternehmen nicht gut. Die Banken in Deutschland machen alles. Sie verleihen Geld, sie besitzen Aktien, und sie schmieden sogar Konzerne. So mischte die Commerzbank vor ein paar Jahren mit, als Branchenführer Hochtief plante, Holzmann zu übernehmen. Die Commerzbank ist die Hausbank von Hochtief.

Was ist faul?

Die Bankenpläne blockieren das Management der betroffenen Unternehmen. Der Vorstand von Holzmann war jahrelang damit beschäftigt, die feindliche Übernahme zu vereiteln - so wie jetzt im Fall Mannesmann/Vodafone. Wenn eine Bank so viel ausrichten kann, erweckt das Argwohn.

Was ist daran gefährlich?

Es kommt zu Interessenkonflikten. Eine Bank, die ein Unternehmen beherrscht, kann ihre Kredite nicht mehr unparteiisch nach Rentabilität vergeben, sondern handelt voreingenommen. Überdies hat sie als Großaktionärin ein Interesse an einem steigenden Aktienkurs. Das kann dazu führen, dass die Bankberater ihren Kunden genau diese Aktie empfehlen.

Ist diese Interessenkollision nur ein deutsches Problem?

Ein kontinentaleuropäisches. Ganz anders ist das System in den Vereinigten Staaten und im Vereinigten Königreich. Dort gibt es - anders als hier zu Lande - die so genannten Universalbanken gar nicht, sondern die Investmentbanken, die kein Kreditgeschäft und keine langfristigen Industriebeteiligungen haben. Das ist ein Vorbild für Kontinentaleuropa. Die Monopolkommission hat vorgeschlagen, Kreditinstituten langfristige Beteiligungen in der Industrie zu untersagen.

Was ist aus diesem Vorschlag geworden?

Als SPD und Grüne in der Opposition waren, haben sie entsprechende Gesetze gefordert. Seit sie regieren, halten sie sich zurück. Ich würde ihnen raten, sich an den Plan zu erinnern und ihn möglichst schnell umzusetzen.

Herr Möschel[haben die Banken in Deutschland]

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