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Betriebsrats-Organisation: "War als Lobbyist für Siemens tätig"

In der Affäre um verdeckte Zahlungen zu Gunsten der Betriebsrats-Organisation AUB hat deren Ex-Chef Schelsky die Siemens-Führung belastet.

"Ich war verdeckt als Lobbyist für Siemens tätig. Es gab einen klaren Auftrag aus der Konzernspitze. Der Plan kam aus dem Zentralvorstand", sagte der ehemalige AUB-Chef Wilhelm Schelsky dem "Stern". "Ich sollte mit dem Geld eine Dachorganisation aufbauen. Und das habe ich getan." Schelsky war Mitte Februar festgenommen worden. Er hatte über Berater-Firmen allein seit 2001 angeblich rund 45 Millionen Euro von Siemens kassiert. Ihm werden Steuerhinterziehung und Beihilfe zu Untreue vorgeworfen.

Schelsky konnte nach eigenen Angaben weitgehend frei über das Geld verfügen: "Ich war von Siemens vollständig unabhängig in der Ausgestaltung meiner Auftragserfüllung. Es gab weder Vorschriften über die Inhalte meiner Tätigkeit noch eine Aufforderung, Bericht zu erstatten", sagte er dem Magazin weiter. "Man hat mir vertraut." Konkrete Entscheidungen von Betriebsräten seien aber nicht erkauft worden, betonte Schelsky.

Feldmayer bestätigt Schelskys Aussage

Auch Siemens-Vorstand Johannes Feldmayer, gegen den in der Affäre ebenfalls ermittelt wird, bestätigte nach Informationen des "Stern" gegenüber der Staatsanwaltschaft Nürnberg, der eigentliche Zweck der vorgeblichen Beraterhonorare sei die Finanzierung von Schelsky gewesen, damit der sich um die Stärkung der AUB kümmere. Feldmayer, der den umstrittenen Berater-Vertrag aus dem Jahr 2001 unterschrieb, habe "die Sache historisch übernommen", sagte sein Anwalt Martin Reymann-Brauer dem Magazin. Die Überweisungen an Schelsky reichen bis Anfang der 90er Jahre, weit vor Feldmayers Zeit, zurück.

Schelsky hatte die AUB im großen Stil subventioniert. Über seine Firma "Schelsky Unternehmensberatung" zahlte er jahrelang AUB-Mitarbeitergehälter. Zudem wurden Hotelkosten und Referenten-Honorare, die bei Betriebsräte-Schulungen der AUB anfielen, laut "Stern" oftmals direkt Schelsky in Rechnung gestellt. Das Seminar-Angebot für Betriebsräte sei eine der Haupteinnahmequellen der AUB, da die Fortbildung von den jeweiligen Unternehmen vergütet werde. Dank der Kostenübernahme durch Schelsky sei so der Gewinn, den die AUB mit den Schulungen machte, beträchtlich gewachsen. (mit AFP)

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