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Wirtschaft: Bewag: Kontrahenten bestehen auf Mehrheit

Gut eine Woche vor dem offiziellen Beginn des Bieterverfahrens um den ostdeutschen Stromversorger Veag am 18. September zeichnet sich noch keine Annäherung um die künftige Aktionärsstruktur beim Berliner Stromunternehmen Bewag ab.

Gut eine Woche vor dem offiziellen Beginn des Bieterverfahrens um den ostdeutschen Stromversorger Veag am 18. September zeichnet sich noch keine Annäherung um die künftige Aktionärsstruktur beim Berliner Stromunternehmen Bewag ab. Der Münchner Stromkonzern Eon geht nach Angaben einer Sprecherin vom Dienstag weiterhin davon aus, dass die Bewag-Anteile des Unternehmens (rund 49 Prozent) zum Jahresende an den Hamburger Stromversorger HEW übergehen.

Ob Eon auf das überraschende Angebot des amerikanischen Bewag-Miteigentümers Southern Energy (26 Prozent) vom Montag eingehen und den seit Wochen schwelenden Streit um die unternehmerische Führung beim Berliner Versorger vor einem Schiedsgericht austragen wird, ist vom Eon-Management noch nicht entschieden worden. Beleg dafür, dass Eon im Gegensatz zu den Amerikanern keine rasche gerichtliche Klärung der Auseinandersetzung anstrebt, könnte ebenso die Tatsache sein, dass Eon bisher darauf verzichtet hat, gegen die Einstweilige Verfügung des amerikanischen Kontrahenten Widerspruch einzulegen.

Zum Hintergrund: Eon hatte vor gut drei Wochen bekannt gegeben, dass sie ihre Bewag-Aktien an HEW verkaufen werden. Zusammen mit den Bewag-Papieren von zwei namhaften deutschen Versicherungskonzernen strebt HEW, die vom schwedischen Stromunternehmen Vattenfall beherrscht werden, die Anteilsmehrheit in Berlin an. Southern Energy hatte genau wie der Berliner Senat (bis 1987 Eigentümer der Bewag) einstweilige Verfügungen gegen den geplanten Aktienverkauf an HEW erwirkt.

Berlins Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) hat die Kontrahenten HEW und Southern in den vergangenen Tagen zu Kompromisslösungen aufgerufen. Aus Furcht, die Bewag könnte im kurz bevorstehenden Verkaufsverfahren der Veag, in dem sich bis jetzt allein zwölf internationale Stromunternehmen beworben haben, nicht zum Zuge kommen, wich das Berliner Stadtoberhaupt damit vom bisher einseitigen Engagement der Wirtschafts- und Finanzsenatoren zugunsten von Southern ab.

Wo die Kompromisslösung um die Beherrschung des Berliner Stromversorgers liegen könnte, ist bisher vollkommen unklar. Der Hamburger Stromversorger HEW bestätigte dem Tagesspiegel am Dienstag noch einmal, dass man keine Notwendigkeit sehe, vom ursprünglichen Ziel der Übernahme der Aktienmehrheit und der unternehmerischen Führung bei der Bewag abzuweichen. "Wir wollen eine partnerschaftliche und gemeinsame Lösung" mit Southern für die so genannte vierte Kraft im deutschen Strommarkt, sagte ein HEW-Sprecher. HEW sei unter der Bedingung, dass Southern auf die Mehrheitsbeteiligung bei der Bewag verzichte, zu Gesprächen bereit, sagte der Sprecher. Bisher scheitere eine Lösung allerdings daran, dass Southern Energy keine Gespräche angeboten habe.

Aus dem Umkreis des amerikanischen Investors verlautete, dass Southern ebenfalls die Kompromisslinie jenseits der Frage der unternehmerischen Führung und Aktienmehrheit bei der Bewag sieht. "50 Prozent plus" für Southern sei die Verhandlungsstrategie bei der Bewag, hieß es. Wie die Anteilsverhältnisse für eine eventuelle gemeinsame Übernahme der Veag gestaltet werden, darin sind die Amerikaner offenbar flexibel. Sie wollen sicher stellen, dass ein gemeinsames Stromunternehmen aus Bewag/Veag/Laubag und eventuell HEW unternehmerisch unabhängige Entscheidungen treffen kann. Termine für konkrete Verhandlungen der Amerikaner mit HEW/Vattenfall stehen nach offiziellen Angaben der Unternehmen noch nicht fest.

asi

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