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Wirtschaft: Bewag: Vattenfall-Chef Josefsson: "Berlin wird nicht von Atomstrom überschwemmt" (Interview)

Lars Josefsson (50) ist Präsident des schwedischen Stromkonzerns Vattenfall. Er war vorher Manager bei Ericsson.

Lars Josefsson (50) ist Präsident des schwedischen Stromkonzerns Vattenfall. Er war vorher Manager bei Ericsson.

Herr Josefsson, wollen Sie Berlin mit schwedischem Atomstrom überschwemmen?

Den Strom aus unseren Kernkraftwerken vermarkten wir in Skandinavien. Die großen Überkapazitäten, von denen in Deutschland die Rede ist, gibt es nicht. Allein 1999 haben wir in Skandinavien 300 Millionen Kilowattstunden mehr verkauft, als die eigenen Kraftwerke produziert haben. Wir haben überhaupt keine freien Kapazitäten, um Berlin mit unserem Strom zu "überschwemmen".

Welche Ziele verfolgen Sie bei HEW und damit auch bei Bewag?

Deutschland ist für uns der wichtigste Markt außerhalb Skandinaviens. Als Mehrheitsaktionär wollen wir mit der HEW Marktanteile am deutschen und kontinental-europäischen Strommarkt ausbauen. HEW ist dabei der wichtigste deutsche Kooperationspartner. HEW wird in Berlin investieren. Wir unterstützen dieses Projekt und tragen es voll und ganz mit.

Welche Rolle spielen Veag und Laubag in Ihrer Strategie?

Die HEW hat erklärt, dass sie mit der Bewag eine deutsche Lösung für die so genannte "Vierte Kraft" anstrebt. Vattenfall unterstützt dieses Konzept nachhaltig. Es ist für uns wichtig, dass der daraus entstehende Konzern von einem deutschen Management geführt wird. Wir werden uns, wie bei der Bewag, auf eine unterstützende Shareholder-Funktion beschränken. HEW ist ein sehr finanzstarkes Unternehmen und kann alle erforderlichen Investitionen in die Bewag und auch in Veag und Laubag aus der vorhandenen Liquidität aufbringen.

Welche Chance haben in diesem Konzern die Kraftwerke der Versorger in Hamburg und Berlin?

Der Kraftwerkspark der HEW ist ursprünglich auf die Versorgung Hamburgs ausgerichtet gewesen. HEW verkauft mittlerweile aber europaweit doppelt soviel Strom wie zu Monopolzeiten in Hamburg. Dafür muss HEW in erheblichem Umfang Strom über den Stromhandel zusätzlich beschaffen, weil die eigene Kapazität nicht ausreicht. Und schließlich muss HEW nach dem deutschen Atomkonsens bis 2007 die Hälfte seiner Nuklearkapazität stilllegen. Die Bewag selbst erzeugt gut drei Viertel der Strommenge, die heute in Berlin verkauft wird, und dies fast ausschließlich in Heizkraftwerken. Rund 3,5 Terawattstunden müssen jährlich zusätzlich beschafft werden. Die Eigenkapazität von HEW und Bewag ist für die Heimatmärkte wichtig. Für den Wettbewerb außerhalb von Hamburg und Berlin spielt sie keine Rolle.

Wie beurteilen Sie die Auflagen der Bundesregierung hinsichtlich der Abnahmemengen bei einer Übernahme der Veag?

Die HEW hat erklärt, dass sie mit einem Erwerb der Mehrheitsbeteiligung an der Veag die Braunkohlekraftwerke möglichst hoch auslasten will. Der Vorstandsprecher der HEW und ich werden noch in dieser Woche mit Bundeswirtschaftsminister Müller darüber reden. Wir werden dem Wirtschaftsminister eine Auslastungsgarantie der Veag-Kraftwerke über 50 Terawattstunden pro Jahr geben. Damit wollen wir auch der leidigen Diskussion, Vattenfall sei nur an einem Stromabsatz in Ostdeutschland interessiert, ein Ende bereiten.

Herr Josefsson[wollen Sie Berlin mit schwedischem]

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