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Wirtschaft: Bewegung im Streit bei Daimler-Chrysler

Arbeitnehmer wollen offenbar auf 300 Millionen Euro verzichten/Vorstandsmitglieder auch zu Einbußen bereit

Frankfurt (Main) – Im Streit um Einsparungen bei DaimlerChrysler stehen die Zeichen nach massiven Protesten in der vergangenen Woche nun auf Verständigung. Nach Informationen des Handelsblatts sind beide Seiten aufeinander zu gegangen. So stockte die Arbeitnehmerseite ihr Angebot laut Verhandlungskreisen inzwischen von 180 Millionen Euro auf rund 300 Millionen Euro auf und näherte sich damit den Vorstellungen von Mercedes-Chef Jürgen Hubbert nach Einschnitten von 500 Millionen Euro. Das Management erklärte sich seinerseits zu Opfern bereit und will angeblich auf rund zehn Prozent der Bezüge verzichten – allein Konzernchef Jürgen Schrempp würde damit eine Million Euro weniger bekommen. Die Gespräche sollen am Dienstag und Mittwoch fortgesetzt werden. Hubbert droht der Belegschaft mit der Produktionsverlagerung der kommenden C-Klasse sowie der Streichung von 6000 Stellen in Sindelfingen, wenn nicht Einsparungen von 500 Millionen Euro realisiert werden.

Der scheidende Mercedes-Chef Hubbert will noch vor dem Stabwechsel an seinen designierten Nachfolger, zu dem inzwischen Nutzfahrzeugchef Eckhard Cordes auserkoren wurde, die Kosten der Premiummarke gegenüber seinen Konkurrenten noch deutlich drücken und damit dem neuen Mercedes-Chef einen unbelasteten Start ermöglichen. Der stellvertretende Vorsitzende der IG Metall, Berthold Huber, machte deutlich, dass dem Entgegenkommen der Gewerkschaft Grenzen gesetzt seien. Die Wiederholung der Forderung „Wir wollen 500 Millionen Euro von euch“ sei nicht kompromissfähig, sagte Huber der „Stuttgarter Zeitung“. Als Voraussetzung für eine Lösung verlangte er längerfristige Sicherheit und Perspektiven für die Standorte und die Beschäftigung.

Auf Medienberichte, wonach die Daimler-Chrysler-Vorstände bereit seien, auf zehn Prozent ihrer Bezüge zu verzichten, reagierten am Sonntag diverse Politiker. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident und stellvertretende SPD-Vorsitzende Kurt Beck sagte in der „BILD am Sonntag“ mit Blick auf entsprechende Maßnahmen des Lufthansa-Vorstands im Jahr 2001: „Die Manager in den oberen Etagen sollten mit gutem Beispiel vorangehen und so wie bei Lufthansa damals auf zehn Prozent ihres Gehalts verzichten. Es wäre ein Signal an die Arbeitnehmer.“ FDP-Chef Guido Westerwelle betonte: „Was man von Arbeitnehmern verlangt, müssen auch Wirtschaftsführer sich selbst zumuten.“ Ähnlich äußerte sich CDU-Vize Christoph Böhr. Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt sagte, die Topmanager müssten in jeder Hinsicht ein Vorbild sein.

Die Mehrheit der Bundesbürger unterstützt einer Umfrage zufolge die Führung des Daimler-Chrysler-Konzerns in ihrem Bemühen, durch die Streichung so genannter Privilegien der Beschäftigten Personalkosten zu sparen. In einer repräsentativen Umfrage des Forsa-Instituts im Auftrag des „Handelsblatts“ hätten 53 Prozent der 1002 befragten Bundesbürger Verständnis dafür bekundet, dass Daimler-Chrysler die Privilegien, die seine Arbeitnehmer in Baden-Württemberg im Gegensatz zu den Arbeitnehmern in anderen Werken genössen, abschaffen wolle. hz/HB/dpa

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