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Orientierung. Im Internet zählt die Meinung vieler Nutzer. Wie im Fischschwarm erleichtert die Gruppe Entscheidungen.

© IMAGO

Schlauer im Schwarm: Wie Bewertungsportale im Internet funktionieren

Ein gutes Hotel, ein angesagtes Lokal, ein passendes Produkt oder ein kompetenter Arzt. Immer mehr Menschen nutzen Bewertungsportale und -Apps. Die Qualität der Einträge kontrollieren die Anbieter ganz unterschiedlich.

Tripadvisor

Um die perfekte Reise zu buchen, können sich Internetnutzer zum Beispiel bei Tripadvisor einen Überblick über Strände und Hotels verschaffen. 260 Millionen Nutzer besuchen die Website im Monat und posten pro Minute 80 Beiträge über die Sauberkeit einer Unterkunft oder bewerten das Preis-Leistungs-Verhältnis eines Angebots anhand von Punkten. Damit Anbieter nicht Lobeshymnen über sich selbst schreiben, setzt das Portal verschiedene Filter und Algorithmen ein, so kann die Quelle des Beitrags erkannt werden. Zudem überprüfen auch 200 Mitarbeiter mögliche Betrügereien. „Die Glaubwürdigkeit ist unser höchstes Gut“, sagt eine Sprecherin. „Im Zweifel setzten wir einen roten Warnhinweis.“ 2010 hat Tripadvisor seinen Dienst mit Facebook verknüpft. Zum einen liegt dies am Trend zur Personalisierung. Zum anderen erwecken die Erfahrungen von Freunden mehr Vertrauen als die von der anonymen Masse.

Holidaycheck

Ein anderer Anbieter ist Holidaycheck. Dort gehen am Tag etwa 3000 Bewertungen ein. In der Hochsaison kann die Zahl nach eigenen Angaben auf 8000 steigen. Wie bei dem Portal Tripadvisor durchläuft jede Bewertung ein elektronisches Prüfsystem und wird im Zweifel von einem 80-köpfigen Team kontrolliert. Hotels, die beim Fälschen erwischt werden, mahnt das Portal öffentlich ab. Folgt keine Erklärung, wird der Eintrag in einem zweiten Schritt mit dem Button „Vorsicht Manipulationsverdacht“ versehen. Die dritte Stufe ist dann ein roter Stempel „Achtung Manipulation“. „Darüber hinaus rufen wir unsere User mit der Aktion ,Gemeinsam gegen Fälscher’ dazu auf, uns Bewertungen zu melden, bei denen Zweifel an der Authentizität bestehen“, sagt ein Sprecher. Die schärfste Sanktion sei dann eine Anzeige.

Yelp

Ein Empfehlungsportal für Geschäfte, Restaurants und andere Lokalitäten ist Yelp. Im letzten Quartal 2013 hatte die Internetseite im Monat durchschnittlich 120 Millionen Besucher und zählte Ende des Jahres mehr als 53 Millionen Beiträge. Um Manipulationen vorzubeugen, ermahnt das Portal seine Nutzer, keine Geschenke oder Rabatte für positive Texte anzunehmen. „Sollte ein Kneipenwirt dir beispielsweise ein kostenloses Getränk für eine 5-Sterne-Bewertung bieten, nimm dieses Angebot nicht an“, heißt es. Die Beiträge des Portals können zudem als hilfreich oder witzig bewertet werden. Welche Posts bei einer Auflistung oben stehen oder hervorgehoben werden, regelt eine Software. Kriterien sind zum Beispiel die Aktivität eines Nutzers. Diesen Algorithmus können die Yelp-Mitarbeiter nach Angaben des Unternehmens nicht manuell beeinflussen. Sie können aber Beiträge löschen, die gegen die Inhaltsrichtlinien verstoßen.

Foursquare

Bei der Suche nach dem richtigen Café hilft auch die App Foursquare. Worauf die Gründer setzen? 95 Prozent der Nutzer von Mobilgeräten würden ihre Smartphones zur lokalen Suche benutzen und der Großteil der Suchanfragen resultiere in einem Kauf oder Besuch. Seit 2009 nutzen weltweit bereits mehr als 45 Millionen Menschen die Anwendung und jeden Tag gibt es rund fünf Milliarden Check-ins. Die Nutzer betreten dabei ein Restaurant oder Geschäft auch in der digitalen Welt, um ihren Freunden mitzuteilen, wo sie sich gerade aufhalten. Auf der anderen Seite sieht ein Nutzer bei den eingetragenen Lokalen, welcher seiner Freunde aus dem Social Web schon einmal dort gewesen ist und wie es ihm oder anderen Kunden gefallen hat. Auch Angaben zu Sitzplätzen im Freien und W-Lan können gemacht werden.

Suche nach einem guten Arzt und dem richtigen Produkt

Jameda

Auch bei der Arztsuche spielt das Internet eine immer größere Rolle. Das meistgenutzte Portal ist Jameda. Auf der Internetseite sind 250 000 eingetragene Ärzte und über drei Millionen Patienten-Feedbacks gelistet. Um einen Arzt zu bewerten, müssen sich Nutzer zunächst registrieren. Danach können Sie den Arzt auf einer Skala von eins bis sechs anhand folgender Kriterien benoten: Zufriedenheit, Aufklärung, Vertrauensverhältnis, Zeit und Freundlichkeit. Um Eigenwerbung zu verhindern, scannt eine Prüfsoftware jeden Eintrag nach auffälligen Formulierungen und IP-Adressen. Taucht ein merkwürdiges Detail auf, liest sich eine Redaktion die Bewertung durch und prüft auch die Beschwerden schlecht benoteter Ärzte. Allerdings ist dem Unternehmen wichtig, dass Patienten ihre Einschätzung frei äußern können. Egal ob positiv oder negativ. „Dieses Recht fechten wir, wenn es sein muss, auch vor Gericht aus“, sagt eine Sprecherin.

Arzt-Auskunft

Eine Alternative zu Jameda ist das nicht kommerzielle Portal arzt-auskunft.de. Es verfügt derzeit über 176.000 Bewertungen und ist das Verzeichnis aller niedergelassenen Ärzte, Zahnärzte, Psychologischen Psychotherapeuten, Kliniken, Notfalleinrichtungen und Chefärzte in Deutschland. Auf einer Notenskala von Eins bis Sechs können Patienten auf diesem Portal ohne eine Registrierung bewerten, wie zufrieden sie mit dem Service, der Ausstattung, dem Arzt und Personal einer Praxis waren. Zudem kann der Nutzer eine Gesamtnote und eine Weiterempfehlung erteilen sowie einen Kommentar verfassen. Die Einträge kontrolliert nach Angaben eines Sprechers eine Redaktion. Negative Bewertungen können dabei nicht gelöscht werden – Ärzte können wohl aber darauf reagieren.

Ciao

Mit 1,3 Millionen Mitgliedern und mehr als sieben Millionen Bewertungen ist ciao.de eines der größten Shopping-Portale in Deutschland. Es bietet Preisvergleiche zu 1,4 Millionen Dienstleistungen und Produkten an, bei denen es sich in erster Linie um Lebensmittel und Drogerieartikel handelt. Zudem umfasst der Shopping-Ratgeber des Portals über fünf Millionen persönliche Erfahrungsberichte, die registrierte Nutzer verfassen können. Einen Eintrag können andere User dahingehend bewerten, ob er ihrer Meinung entspricht oder bei der Kaufentscheidung geholfen hat. Ob Einträge falsch oder übertrieben sind, prüfen nach eigenen Angaben die Mitarbeiter. „Jedoch stellen wir immer wieder fest, dass die registrierten User noch immer die effektivsten Detektive sind“, sagt ein Sprecher. Gefälschte Bewertungen würde die Redaktion löschen. Der gemeldete Autor würde samt seiner Bewertungen in den meisten Fällen gesperrt werden.

Idealo

Auf dem Portal Idealo.de können Nutzer in erster Linie Preise von Produkten miteinander vergleichen. Dazu können potenzielle Kunden auf der Seite ein bestimmtes Produkt suchen, nach Eigenschaften wie dem Preis filtern, Testergebnisse ansehen und Erfahrungsberichte lesen. Momentan umfasst das Portal 66,5 Millionen Angebote von mehr als 24.600 Händlern. Nach eigenen Angaben überprüft das Portal die gelisteten Shops bereits bei der Aufnahme und nutzt dabei unter anderem das Handelsregister und Creditreform-Rating. Treten auffällig viele negative Meinungen über einen Anbieter auf, kontaktiert Idealo.de den Händler und nimmt ihn bei unzureichendem Feedback von der Internetseite. In Deutschland greifen derzeit monatlich bis zu 15 Millionen Nutzer auf das Angebot des Portals zu.

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