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Landwirtschaftsministerin Aigner (CSU) und Imker Marth kosten Honig auf dem Berliner Dom

© dpa

Bienenzucht in Berlin: Ilse Aigner kämpft per App gegen Bienensterben

Auf dem Berliner Dom sind 40.000 Bienen angesiedelt. Am Mittwoch bekamen sie Besuch von Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner. Die will mit einer App mehr Interesse am Bienenschutz wecken - und für Imker-Nachwuchs sorgen.

Was hier auf Gottes Dach entsteht, das ist Honig von glücklichen Bienen. Zwei Völker, knapp 40.000 Bienen, beherbergt der Berliner Dom, sie wohnen in fünf Kästen auf der Nordseite des Daches, gut versteckt in großer Höhe. Ilse Aigner (CSU) ist daher am Mittwoch zu Besuch, um ein bisschen Öffentlichkeit für die Bienen zu schaffen. Die Bundeslandwirtschaftsministerin drückt ihren Zeigefinger in eine frisch herausgezogene Wabe und lutscht den hervorgeholten Honig einige Fotosekunden lang von ihrem Finger.

Doch um den Honig geht es eigentlich nicht. Aigner möchte hier eine neue, von ihrem Ministerium entwickelte App vorstellen. "Wir wollen jedermann zum Bienen-Experten machen", sagt sie. Es gibt in der kostenlosen App unter anderem ein Lexikon mit 100 "bienenfreundlichen Pflanzen" und einen "virtuellen Balkon", den man testweise bepflanzen kann. Es ist eine App für den Bienenschutz und Teil eines Förderprogramms des Landwirtschaftsministerium zur heimischen Bienenhaltung - und damit ein kleiner Honigtropfen im Kampf gegen das Bienensterben.

Seit Jahrzehnten nimmt weltweit die Bienenpopulation ab. In Deutschland hat sich die Anzahl der Bienenvölker von 1,2 Millionen Anfang der 1990er Jahre heute fast halbiert. Jede zweite der heimischen 560 Wildbienenarten ist mittlerweile bestandsgefährdet. Es fehlt an Nistplätzen, aber durch Flurbereinigung, Monokulturen in der Landwirtschaft, den Einsatz von Pestiziden und Städtebau auch schlicht an ausreichend Nahrung für die Bienen. Ohne Blümchen kein Bienchen. Und umgekehrt: Rund 80 Prozent der heimischen Nutz- und Wildpflanzen sind auf die Bienen als Bestäuber angewiesen.

Das Thema ist ernst und mit der App hofft Aigner, vor allem bei jungen Menschen Interesse zu wecken. Denn es gibt noch eine weitere Ursache für das Bienensterben: Es fehlen ausreichend Imker. Die Bestrebungen des Ministeriums zielen daher zwar darauf ab, möglichst viele Hobby-Züchter anzusprechen, "aber wir hoffen auch auf den Enthusiasmus der Imkerjugend".

Der Imker, der die beiden Bienenvölker auf dem Berliner Dom betreut, ist Uwe Marth. Der 56-Jährige steht mit einer Rauchpfeife neben der Ministerin und kümmert sich darum, dass der prominente Besuch die Tiere nicht zu sehr unter Druck setzt. Denn der Ministerin braune Haare entsprechen eigentlich dem "Bärenschema", das den Tieren Angst macht. Aber die Bienenstöcke werden eingenebelt, die Tiere bleiben im Haus.

Während ein Mitarbeiter von Ilse Aigner ein iPad reicht, um die App vorzuführen, summt sich doch eine Biene ins Freie - und verfängt sich im Haar der Ministerin. Imker Marth fährt liebevoll mit seinen Fingern in Aigners Haarsträhne und pflückt die Biene heraus. Dann setzt er das kleine Wesen lächelnd am Bienenstock ab.

Man kann sich vorstellen, dass auf dem Dach des Berliner Doms glückliche Bienen leben.

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