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Wirtschaft: Bier: Es zischt nur mit Banane

Ab ins Bermuda-Dreieck, heißt es für die 17-jährige Elena Feulgen, wenn sie am Wochenende mit ihren Freunden um die Häuser ziehen will. Das Bochumer Szene-Viertel ist bei den jungen Leuten ein beliebter Treffpunkt.

Ab ins Bermuda-Dreieck, heißt es für die 17-jährige Elena Feulgen, wenn sie am Wochenende mit ihren Freunden um die Häuser ziehen will. Das Bochumer Szene-Viertel ist bei den jungen Leuten ein beliebter Treffpunkt. In den vielen Cafés und Kneipen kann man gemütlich abhängen und in den Diskos tanzen gehen. Dazu gehört natürlich ein cooler Drink. Schwer angesagt sind derzeit Biermixgetränke. "Total überrascht" war die Realschülerin, als sie bei einem Freund das erste mal ein Desperados kostete. "Spritzig und einfach lecker" schmeckte das Bier mit Tequilaaroma. "Normales Bier schmeckt mir nicht und Cola wird irgendwann langweilig. Da sind die Biermischungen eine gute Alternative", sagt Elena.

Jugendliche wie Elena und ihre Freunde sind die Hoffnungsträger der deutschen Brauer. Denn die Deutschen verlieren immer mehr die Lust an ihrem Nationalgetränk. Zum "Tag des Bieres" am kommenden Dienstag muss der Deutsche Brauer-Bund mal wieder einen Rückgang des Bierausstoßes und des Pro-Kopf-Verbrauchs vermelden. Tranken die Deutschen im Jahr 1980 noch fast 146 Liter Bier pro Kopf und Jahr, waren es im vergangenen Jahr nur noch 123 Liter. Einziger Wachstumsmarkt sind die Biermischgetränke.

Mit immer neuen Kreationen stürzen sich die Brauereien auf diesen kleinen, aber einträglichen Markt, um die jugendliche Zielgruppe für sich zu gewinnen. Dabei sind sich die Brauer im Land des Reinheitsgebotes - dessen Proklamation vor 486 Jahren am "Tag des Deutschen Bieres" gefeiert wird - für nichts zu schade. Sie mischen den Gerstensaft mit allem, was den Geschmacksnerv treffen könnte.

Den Anfang machte vor sechs Jahren die Brauerei Karlsberg mit ihrer Kreation Mixery, einer Mischung aus Bier und Cola. "Es hat sich schnell herausgestellt, dass Bier-Cola-Mischungen von den jungen Leuten als trendy eingestuft werden", sagt Uli Grundmann, Marketingleiter bei Karlsberg. Der Erfolg von Mixery hat fast alle größeren Brauereien veranlasst, eigene Bier-Cola-Mischungen auf den Markt zu bringen. Unter den Mixgetränken ist Bier mit Cola mit einem Wachstum von fast 50 Prozent im vergangenen Jahr der Renner. Schon zu den Klassikern gehören Bier-Limonaden-Mischungen, die in Biergärten und Kneipen als Radler oder Alster ausgeschenkt werden. Neben den üblichen Mixturen mit Orangen- oder Zitronenlimonaden sind heute Variationen mit Grapefruit, Pampelmuse oder Mango-Banane (Serengeti-Bier) im Angebot.

Mit ausgefallenen Namen wie Dimix, Bibop oder Bastard und einem modernen Flaschendesign wollen die Brauereien den Geschmack der Jugendlichen treffen. Und die greifen gerne zu. "Biermischungen sind heute fester Bestandteil des Angebots in vielen Clubs und Diskos", sagt Stephan Büttner, Geschäftsführer des Deutschen Diskothekenverbandes. Dabei kommen die Mixgetränke auch dem Trend entgegen, weniger Alkohol zu trinken. Sie enthalten mit zwei bis drei Volumenprozent weniger Alkohol als normales Bier mit rund fünf Prozent.

Genauso hochprozentig wie Pils, Weizen oder Kölsch sind die so genannten aromatisierten Biere. Sie schmecken nach Tequila, Caipirinha, Wodka oder - zurzeit der letzte Schrei - Absinth. Müde Party-Kids bringen sich mit Mischungen aus Bier und Energydrinks in Fahrt, die anregende Substanzen wie Guarana enthalten. Ein Ende der Biermix-Welle ist nicht in Sicht. Derzeit sind rund 400 Biermischungen auf dem Markt. "Das ist eine wahre Produktschwemme. Da werden sich nur wenige durchsetzen", sagt Carsten Kuntze, Verkaufsleiter des Berliner Getränkegroßhändlers Horst Lehmann.

"Was heute noch angesagt ist, kann morgen schon wieder out sein. Viele Mixgetränke sind reine Modeprodukte", sagt Rainer Petersen, Marketing-Berater der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Um den Jugendlichen immer einen "neuen Kick" bieten zu können, müssten sich die Brauereien immer neue Variationen einfallen lassen. Für die vielen mittelständischen Brauereien ein gefährliches Spiel, denn die Entwicklung und Markteinführung neuer Produkte kostet viel Geld.

Eine Wahl haben die Brauereien in einem rückläufigen Biermarkt nicht. Zumal es um das Image des traditionellen Gerstensaftes nicht zum Besten bestellt ist. "Bier hat heute ein etwas angestaubtes Image", sagt Birte Kleppin, Sprecherin des Deutschen Brauer-Bundes.

Branchenexperten rechnen damit, dass sich die Biermixgetränke als festes Marktsegment etablieren. Derzeit haben sie nur einen Anteil von zwei Prozent an der deutschen Bierproduktion von 108,5 Millionen Hektolitern. GfK-Experte Petersen schätzt jedoch, dass der Anteil in den kommenden Jahren auf vier bis fünf Prozent steigen kann.

Maurice Shahd

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