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Beck's

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Bierbrauer: Europa kauft in Amerika ein

Der "Beck’s"-Brauer Inbev zahlt 33 Milliarden Euro für den US-Rivalen Anheuser-Busch und wird damit zum weltgrößten Bierhersteller. Weitere Übernahmen werden erwartet - wegen des schwachen US-Dollars.

New York/Berlin - Der schwache Dollar hat die Einkäufe europäischer Konzerne in den USA fast wieder auf das Rekordniveau des Jahres 2000 getrieben. Vorläufiger Höhepunkt ist die 33 Milliarden Euro schwere Übernahme des US-Brauers Anheuser-Busch („Budweiser“) durch den belgisch-brasilianischen Rivalen und „Beck’s“-Produzenten Inbev, die in der Nacht zum Montag bekannt gegeben wurde. Durch den Zusammenschluss entsteht der größte Bierkonzern der Welt.

Finanzexperten erwarten weitere Großinvestitionen europäischer Firmen jenseits des Atlantik. „Es gibt auch einige deutsche Firmen, die gerade dabei sind, sich in den USA einzukaufen“, sagte Bernd Stocker, Partner der Fusionsberatung M&A, dem Tagesspiegel. Grund sei der schwache Dollar und die guten Marktchancen in den USA. Weitere Übernahmen erwartet er vor allem in der Bauindustrie, bei Maschinenbauern, Automobilzulieferern und in der Biotechnologie. Seit Jahresbeginn hat die M&A-Beratung 24 deutsche Einkäufe in den USA gezählt, darunter ist der Kauf des US-Messtechnikherstellers CST/Berger durch den Automobilzulieferer Bosch, des US-Biotechunternehmens Actimis Pharmaceuticals durch den zweitgrößten deutschen Pharmakonzern Boehringer und von APP Pharmaceuticals durch den Medizintechnikkonzern Fresenius.

Aber nicht nur deutsche Firmen sind gerade in Kauflaune. „Die Zahl der Übernahmen europäischer Unternehmen in den USA hat fast wieder das Rekordniveau des dritten Quartals 2000 erreicht“, sagte Christopher Kummer, Präsident des Institute of Mergers, Acquisitions and Alliances. Europäische Firmen hätten im zweiten Quartal dieses Jahres insgesamt Übernahmen für 80 Milliarden Euro in den USA angekündigt, sagte Kummer mit Bezug auf Daten der Finanzagentur Thomson Financial. Die Dollar- Schwäche und die drohende Gefahr einer Rezession böten vielen europäischen Firmen die Chance, in den USA einen günstigen Einstieg zu finden.

Nach vergeblichen Abwehrversuchen hatte der „Budweiser“-Brauer Anheuser- Busch das jüngste Angebot des Konkurrenten Inbev schließlich akzeptiert. Eine Annäherung an den mexikanischen Braukonzern Grupo Modelo durch Anheuser war zuvor gescheitert. Inbev will 70 Dollar je Aktie oder insgesamt 52 Milliarden Dollar (rund 33 Milliarden Euro) für den amerikanischen Konzern zahlen. Ursprünglich hatte Inbev nur 65 Dollar je Aktie geboten. Das zusammengelegte Unternehmen wird unter dem Firmennamen Anheuser-Busch Inbev weitergeführt. Mit einem Gesamtumsatz von 36 Milliarden Dollar würde Anheuser-Busch die Londoner Brauerei SAB Miller als Branchenersten ablösen. Die beiden Biergiganten hätten zusammen rund 300 Biersorten im Angebot. Zu Anheuser- Busch gehören die in den USA populären Marken „Budweiser“, „Bud Light“ und „Michelob“. Inbev vertreibt unter anderem die Marken „Beck’s“, „Stella Artois“, „Franziskaner“ und „Löwenbräu“.

Mit der Übernahme verliert die vor 156 Jahren von deutschen Einwanderern gegründete Firma Anheuser-Busch ihre Unabhängigkeit. In den USA ist das Traditionsunternehmen die Nummer eins, weltweit steht es an vierter Stelle (siehe Tabelle). Als nationale Institution oder „amerikanisches Kulturgut“ („New York Times“) sehen es die Bürger der Stadt St. Louis und wollen die Übernahme verhindern. Auch etliche Politiker fordern, dass Anheuser-Busch in amerikanischer Hand bleibt, darunter der demokratische Präsidentschaftskandidat Barack Obama.

Rund 1200 der weltweit 24 000 Mitarbeiter sind in St. Louis beschäftigt. Viele bangen um ihren Arbeitsplatz. Gegründet wurde Anheuser-Busch von dem aus Bad Kreuznach stammenden Eberhard Anheuser. Dieser machte seinen Schwiegersohn Adolphus Busch aus Hessen zum Geschäftspartner des Unternehmens. Obwohl Anheuser-Busch 1980 an die Börse ging, wird das Unternehmen weiterhin von Familienmitgliedern gesteuert. Heutiger Vorstandschef ist August Busch IV, 44. Den Aufsichtsrat führt sein Vater, der 71 Jahre alte August Anheuser Busch III.

Für Inbev wäre der Zusammenschluss, der noch behördlicher Genehmigungen bedarf, nicht ohne Risiken. Anheuser bezieht seinen Gewinn vorwiegend aus dem stagnierenden Inlandsgeschäft. Auch Wein- und Spirituosenhersteller machen den Bierbrauern das Leben schwer. Außerdem gibt es zwischen den beiden Unternehmen wenig einander überschneidende Geschäftsbereiche, so dass es auch schwierig sein dürfte, Kosten einzusparen.

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