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Bieterwettbewerb: Chrysler bald unter russischem Einfluss?

Mit dem Einstieg des russischen Milliardärs Deripaska beim Chrysler-Interessenten Magna nimmt das Verkaufsverfahren eine überraschende Wendung. In den USA dürfte man die Entwicklung mit Argwohn betrachten. Von Markus Mechnich

Detroit - Der Milliardenpoker um Chrysler geht in die entscheidende Runde. Bis Ende Mai soll, laut Unternehmenskreisen, die Entscheidung über den Verkauf gefallen sein. Die Kreise der Bieter haben sich unterdessen gelichtet. Der US-Milliardär Kirk Kerkorian scheint außen vor. Sein Angebot wurde von der Daimler-Zentrale als uninteressant bewertet. In der Tat hatte Kerkorian nahezu alle Risiken, wie die wichtigen Verhandlungen mit den US-Gewerkschaften UAW, auf Daimler abwälzen wollen. Als Bieter aus dem Finanzmarkt bleiben noch Blackstone und Cerberus. Beiden wird momentan eine gewisse Lustlosigkeit unterstellt. Sie würden wohl nur zuschlagen, wenn Chrysler sehr billig zu haben wäre.

Bei Magna möchte man die Wogen bereits im Vorfeld glätten. Der Einstieg stehe nicht im Zusammenhang mit dem Angebot für Chrysler. Vielmehr ginge es beim Einstieg Deripaskas um die Erschließung des russischen Marktes und den Zugang zu den wichtigen Rohstoffmärkten Stahl und Aluminium. Außerdem handele es sich um einen seriösen und finanzstarken Geschäftspartner. Von Daimler gab es kein Kommentar zu dem Geschäft. Ob sich die Chancen der Kanadier mit Deripaska im Rücken gesteigert haben, lässt sich zurzeit noch nicht abschätzen.

Ein anderer Grund könnten auch die schleppenden Geschäfte von Magna sein. Im ersten Quartal des laufenden Jahres konnte Magna bei steigenden Umsätzen auf Ergebnisseite kaum Fortschritte machen. Die Übernahme dürfte daher für Konzernchef Frank Stronach einem Kraftakt gleichkommen. Das Unternehmen sei zwar nur an einer Minderheitsbeteiligung interessiert, sagte Magna-Co-Chef Siegfried Wolf der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Aber mit dem Kapital aus Russland im Rücken könnte langfristig doch mehr möglich sein. Genau das dürfte die Amerikaner beunruhigen.

Gewinne stagnieren

Die Umsatzerlöse seien zwischen Januar und Ende März im Vergleich zum Vorjahr von 6,019 auf 6,423 Milliarden US-Dollar gestiegen. Das Betriebsergebnis gab allerdings leicht von 309 auf 305 Millionen Dollar nach. Unterm Strich steigerte Magna den Gewinn von 212 auf 218 Millionen Dollar. Für das Gesamtjahr 2007 erwartet das Unternehmen nach eigenen Angaben einen konsolidierten Umsatz von 23,5 bis 24,8 Milliarden Dollar.

Magna-Co-Chef Wolf begründete die beabsichtigte Minderheitsbeteiligung damit, dass Magna auch künftig nicht in Konkurrenz zu den Autoherstellern treten wolle. Magna würde die Chrysler-Beteiligung über eine Holding führen, klar getrennt von der eigenen Zuliefersparte. (mit dpa)

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