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Klasse statt Masse: Sandra Hüller zog mit „Toni Erdmann“ 776 000 Zuschauer an.

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Bilanz 2016: Zahl der Kinogänger sinkt um 18 Millionen

Im Kinojahr 2016 gab es deutlich weniger Zuschauer und Umsatz. Aber der deutsche Film hielt sich stabil in der Publikumsgunst - nicht nur dank einiger Kassenschlager.

Wenn 121 Millionen Menschen in einem Jahr ins Kino gehen, dann ist das eigentlich eine gute Nachricht für die Cineasten-Branche. Wenn von den 121 Millionen Kinogängern dann 27,7 Millionen einen deutschen Film sehen, ist das ein Erfolg für heimische Regisseure, Produzenten und Verleiher. Einen Grund zum Jubeln sah die Filmförderungsanstalt (FFA) am Mittwoch dennoch nicht, als sie einen Tag vor Eröffnung der Berlinale die Bilanz des Kinojahres 2016 präsentierte. Denn im vergangenen Jahr gingen 18 Millionen Menschen weniger ins Kino als im starken Jahr 2015. Auch in den fünf Jahren davor waren es immer mehr gewesen. Der Gesamtumsatz der Lichtspielhäuser sank 2016 um 144 Millionen Euro auf gut eine Milliarde Euro – trotz steigender Eintrittspreise. Im Schnitt kostete ein Kinoticket im vergangenen Jahr 8,45 Euro, so viel wie noch nie.

Weniger Zuschauer, weniger Umsatz. Die Filmförderer sprechen dennoch von einem "guten Jahrgang".
Weniger Zuschauer, weniger Umsatz. Die Filmförderer sprechen dennoch von einem "guten Jahrgang".

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„Kino ist wie Wein – es gibt Spitzenjahrgänge und es gibt gute Jahrgänge“, tröstete sich FFA-Vorstand Peter Dinges. „In dieser Hinsicht war das Kinojahr 2016 ein guter Jahrgang.“ Zufrieden ist die Kinobranche vor allem, weil sich deutsche Filme und Ko-Produktionen mit deutscher Beteiligung gegen die Konkurrenz aus Hollywood behaupten konnten. Zwar sank der Marktanteil auf 22,7 (2016: 27,5) Prozent – er blieb gemessen am deutlichen Besucherrückgang aber vergleichsweise stabil.

"Willkommen bei den Hartmanns" sahen 3,1 Millionen Zuschauer

Das lag nicht nur am erfolgreichsten deutschen Film „Willkommen bei den Hartmanns“ mit 3,1 Millionen Besuchern, sondern auch an so genannten Arthouse-Produktionen, die normalerweise wenige Zuschauer anlocken. So sahen den für den Oscar nominierten Film „Tony Erdmann“ immerhin knapp 776 000 Zuschauer. Auch „Vor der Morgenröte“ über den Schriftsteller Stefan Zweig sahen fast 226 000 Menschen. 2016 sei ein Jahr gewesen, „in dem – Klasse statt Masse – endlich auch einmal die kulturelle Wertschätzung des deutschen Films sichtbar“ geworden sei, sagte Peter Dinges. Eine Leistung angesichts des Wettbewerbs an der Kinokasse. Allein 2016 starteten 610 neue Filme auf deutschen Leinwänden.

Heimische Produktionen waren nicht zuletzt wieder dank der Unterstützung des Steuerzahlers erfolgreich. Insgesamt unterstützten Bund und Länder die Filmindustrie 2016 mit 224 Millionen Euro. Hinzu kamen 50 Millionen Euro aus dem Filmförderfonds sowie weitere zehn Millionen aus dem 2015 aufgelegten German Motion Picture Fund für internationale Koproduktionen. Das Geld ist offenbar gut angelegt, wie eine Studie des Wirtschaftsministeriums jüngst ergab: Jeder Euro Wertschöpfung in der Filmwirtschaft ergibt durch positive Auswirkungen auf beteiligte Unternehmen 1,60 Euro Wertschöpfung in der gesamten Volkswirtschaft. In der Summe erwirtschaftet die Branche mit 160 000 Beschäftigten fast 25 Milliarden Euro im Jahr.

US-Animationsfilme belegen die drei Top-Plätze

Erfolg und Misserfolg an der Kinokasse liegen dabei eng beieinander. Teure Großproduktionen sind noch keine Garantie für hohe Ticketerlöse, Low-Budget-Filme können unerwartet viele Besucher anziehen. „Für 2017 können wir alle sehr optimistisch sein, dass auch wieder die ganz großen Blockbuster dabei sind“, sagte FFA-Vorstand Dinges. 2016 räumten drei US-Animationsfilme die ersten drei Plätze in der Zuschauergunst ab: „Zoomania – Ganz schön ausgefuchst“, „Pets“ und „Findet Dorie“ hatten jeweils rund 3,8 Millionen Besucher.

Unter den Top 10 findet sich auch der Warner-Film „Fantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind“ (3,1 Millionen Zuschauer). Der weltweit vermarktete Titel lässt beim US-Konzern Time Warner, den AT&T für rund 85 Milliarden Dollar übernehmen will, die Kassen klingeln. Der erste Teil des auf fünf Folgen ausgelegten Fantasy-Streifens spielte bis Anfang Februar bereits 800 Millionen Dollar ein. Time Warner steigerte den operativen Gewinn im vergangenen Quartal um rund ein Fünftel auf knapp 1,7 Milliarden Dollar.

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