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Die neue Spitze. Catherine von Fürstenberg-Dussmann mit dem Vorstandsvorsitzenden Dirk Brouwers.

© dpa

Bilanz: Dussmann: Wie eine Rakete

Der Berliner Dienstleister Dussmann wächst kräftig – trotz der Turbulenzen an der Spitze des Konzerns. Die Zahlen der Gruppe, die weltweit in 21 Ländern aktiv ist, übertreffen den Rekord aus dem Jahr 2009.

Berlin - Catherine von Fürstenberg-Dussmann standen am Dienstag gleich zwei Männer zur Seite, als sie die Bilanz der Dussmann-Gruppe in Berlin vorstellte. Neben dem vor drei Wochen überraschend neu ernannten Vorstandsvorsitzenden Dirk Brouwers war auch der ehemalige SPD-Minister Wolfgang Clement als Unterstützer gekommen; Clement sitzt im Stiftungsrat des Berliner Dienstleistungsunternehmens. Denn neben Umsatz und Gewinn der Dussmann-Gruppe, die in erster Line Altenpflege- und Gebäudedienstleistungen anbietet und ein Kulturkaufhaus in Berlin betreibt, ging es am Dienstag auch um die Beweggründe für den plötzlichen Wechsel an der Spitze des Konzerns.

Eine Antwort blieb Fürstenberg-Dussmann, Ehefrau des Firmengründers Peter Dussmann, schuldig. Man habe Stillschweigen vereinbart, erklärte die 60-jährige Vorsitzende des Stiftungsrats, die seit dem Schlaganfall ihres Mannes im Herbst 2008 eine zunehmend wichtige Rolle in dem Unternehmen spielt. Vor drei Wochen hatte sie überraschend die Ablösung des bisherigen Vorstandsvorsitzenden Thomas Greiner verkündet, den Peter Dussmann 2007 eingesetzt hatte.

Über den neuen Chef Brouwers sagte Fürstenberg-Dussmann: „Er hat Kraft, bringt Klarheit mit und hat mein volles Vertrauen.“ Der 45-jährige Maschinenbauer war zuvor stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Dussmann- Gruppe gewesen. „Ich war überrascht“, sagte Brouwers über seine Ernennung. Auch Finanzvorstand Christiane Jaap, eine Vertraute Greiners, verlor ihren Job. Sie wird ersetzt durch Hans-Jürgen Meyer, den ehemaligen Finanzvorstand von Vattenfall Europe. „Ich bin fest überzeugt, dass wir mit dieser Mannschaft wie eine Rakete in die Zukunft gehen“, sagte Fürstenberg-Dussmann.

Bevor der neue Vorstandschef die Zahlen für 2010 verkünden konnte, äußerte sich Fürstenberg-Dussmann zunächst zu ihrer eigenen Rolle im Konzern. „Das Unternehmen trägt meinen Namen, ich bin verantwortlich für diese Firma“, sagte die gebürtige Amerikanerin, die immer wieder englische Worte in ihre Sätze mischte.

Die Zahlen der Gruppe, die weltweit in 21 Ländern aktiv ist, übertreffen den Rekord aus dem Jahr 2009. Im vergangenen Geschäftsjahr erwirtschaftete Dussmann einen Gesamtumsatz von 1,57 Milliarden Euro und damit fast neun Prozent mehr als im Vorjahr. „Unser Wachstum war fast ausschließlich organisch“, sagte Brouwers. Auch die Zahl der Mitarbeiter stieg von 53 000 auf mehr als 56 000, knapp die Hälfte davon in Deutschland. Sie pflegen ältere Menschen, arbeiten als Sicherheitskräfte, reinigen Krankenhäuser oder Betriebe und kochen für Firmen, Schulen oder Veranstaltungen. Auch das Ergebnis habe man in allen Bereichen verbessern können, sagte Brouwers. Den Gewinn nennt das Unternehmen nicht.

Mit dem Umsatzanstieg setzt sich der Trend der vergangenen Jahre fort. Dussmann, 1963 in München als Haushaltsservice für Junggesellen gegründet, war auch auf der Höhe der Wirtschaftskrise weiter gewachsen. Die beiden Hauptsäulen des Konzerns, Kursana und Dussmann Service, legten 2010 gleichermaßen zu. Der Umsatz der Tochter Kursana, die Pflegeeinrichtungen in fünf europäischen Ländern betreibt, stieg um neun Prozent auf 304 Millionen Euro. Dazu trug auch die Übernahme von acht Luxus-Senioreneinrichtungen der US-Firma Sunrise bei.

Bei der Dussmann Service stieg der Umsatz um 9,1 Prozent auf 1,23 Milliarden Euro. Der Bereich, der mit der Umstrukturierung der Gruppe 2010 in die Sparten Deutschland und International aufgeteilt wurde, wird auch künftig weiter ausgebaut. Im Januar übernahm die Gruppe den Schweizer Gebäudereiniger Abegglen. Zudem betreibt die Gruppe nun Kindertagesstätten für Unternehmen. Am 30. Mai soll der erste „Kulturkindergarten“ mit besonders langen Öffnungszeiten beim Unfallkrankenhaus in Berlin-Marzahn eröffnet werden. Mitte Juni soll ein zweiter folgen, wo, verriet Fürstenberg-Dussmann aber nicht. Zu den Kunden von Dussmann Service zählen auch die Länder Berlin und Brandenburg. Im vergangenen Jahr gewann die Gruppe neue Kunden in der Hauptstadt: Mehrere Schulen und Sporthallen im Bezirk Lichtenberg werden künftig von Dussmann Service gereinigt.

Auch 2011 will Dussmann wachsen und sich künftig stärker auf Großprojekte und nachhaltige Produkte stützen. Brouwers nannte Gebäudeeffizienz und CO2-Reduzierung als Beispiele. Und Dussmann-Fürstenberg versicherte: „Ich werde die Dussmann-Gruppe als Familienunternehmen weiterführen.“

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