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Bis 2020 will das Institut weitere zwei Millionen neue Kunden gewinnen.

© Reuters

Bilanz für 2016: Umbau führt bei Commerzbank zu Gewinneinbruch

Von einem erneuten Milliardengewinn ist die Commerzbank weit entfernt. Zufrieden ist auch der Vorstand mit der Bilanz 2016 nicht. Doch die Manager glauben, die richtigen Weichen gestellt zu haben.

Zumindest operativ sei das Ergebnis „ganz ordentlich“. Und besonders im Privatkundengeschäft wachse man stark. Da sei die Commerzbank Innovationsführer auf dem deutschen Markt. Unter dem Strich aber kostet der von Vorstandschef Martin Zielke nach seinem Amtsantritt im vergangenen Sommer verordnete Umbau und Sparkurs viel Geld, so dass der Nettogewinn im vergangenen Jahr um mehr als 800 Millionen auf nur noch 279 Millionen Euro abgestürzt ist. Dabei wird der Überschuss auch noch von hohen einmaligen dreistelligen Millionen-Erträgen gestützt, etwa durch den Verkauf von Immobilien.

Aktionäre müssen auf eine Dividende verzichten, die Boni werden um 100 Millionen und damit um fast ein Drittel gekürzt. Zielke sieht die Bank aber mit ihrer Digitalisierungsstrategie und im Privat- und Firmenkundengeschäft auf dem richtigen Weg. Bis 2020 will die Bank zwei Millionen neue Kunden gewinnen, zwölf Millionen sind es derzeit.

Ob die zweitgrößte deutsche Geschäftsbank im laufenden Jahr Gewinne erwirtschaftet, ließ Zielke auf der Bilanz-Pressekonferenz am Donnerstag in Frankfurt offen. „2017 und 2018 werden Übergangsjahre. Das wird auch die Ergebnisse prägen“. Allerdings habe die Bank angesichts der erreichten Kapitalstärke, die die Vorgaben der Europäischen Zentralbank (EZB) deutlich übererfülle, den nötigen Handlungsspielraum, um die Bank weiter umzubauen.

Dabei setzt das Geldhaus im Privat- und Firmenkundengeschäft ganz stark auf die Digitalisierung von Produkten und Geschäftsabläufen. „300 Beschäftigte arbeiten bereits daran, in der Spitze sollen bis zu 1.000 Kollegen den digitalen Wandel der Commerzbank vorantreiben“. Eines der Produkte ist der digitale Ratenkredit, für den Kunden ab April in den Filialen innerhalb von etwa 30 Sekunden ein Angebot erhalten sollen.

Kostenfreies Girokonto soll weiter Kunden anlocken

Solche Produkte wie auch das - ab einem monatlichen Mindest-Geldeingang - kostenfreie Girokonto sollen weiter Kunden anlocken. Das Ziel von 2012 bis Ende 2016 eine Million neue Kunden zu gewinnen habe man vorzeitig erreicht, freut sich Zielke. Ohne allerdings zu sagen, wo diese Kunden herkommen und wie aktiv sie neben dem Girokonto andere Produkte der Bank wahrnehmen und damit für Einnahmen sorgen. Sie seien aber anspruchsvoll und für das Institut „attraktiv“.

Die Bank hat in der Sparte aber erneut ein Betriebsergebnis von fast 1,1 Milliarden Euro verbucht und nach Angaben von Finanzchef Stephan Engels mit allen Produkten Zuwächse erreicht. Bis 2020 sollen weitere zwei Millionen neue Kunden gewonnen  werden und für zusätzliche Einnahmen von 1,1 Milliarden Euro pro Jahr sorgen. Dafür baut die Bank ihre Filialen weiter um - Schließungen sind im Gegensatz zu anderen Instituten kein Thema. Für Zielke sind aber auch Käufe anderer Banken eine Option. Details verrät er nicht. Strafzinsen für Privatkunden sind für den Commerzbank-Chef weiter tabu. „Das wäre für die Sparkultur fatal“.

Einen Schub soll auch die Zusammenführung von Mittelstands- und Investmentbanken zur neuen Firmenkundensparte bringen. Dort hofft Zielke auch auf neue Großkunden aus Europa. Eine Last bleiben die Schiffskredite, auch wenn das Volumen weiter um 1,3 Milliarden Euro reduziert werden konnte. Aber immer noch stehen wackelige Finanzierungen in Höhe von fast fünf Milliarden Euro in den Büchern der Commerzbank.

Im März wird der Vorstand Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern über den bis 2020 geplanten Abbau von netto 7.300  der derzeit rund 45.000 Vollzeitstellen aufnehmen. Entlassungen will Zielke dabei vermeiden. „Wir möchten offen und konstruktiv daran arbeiten, den notwendigen Abbau so sozialverträglich wie irgend möglich zu gestalten“.

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