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Wirtschaft: Bilanzskandal beim Puppenbauer Zapf

Wirtschaftsprüfer stellt Fehler bei den Buchungen der amerikanischen Tochter fest

München - Der fränkische Puppenhersteller Zapf Creation leidet schon seit zwei Jahren unter Umsatzeinbrüchen – jetzt steht auch noch ein Bilanzskandal ins Haus. Am Sonntagabend hatte Zapf mitgeteilt, dass die Jahresabschlüsse für das Geschäftsjahr 2004 wegen möglicher Buchungsfehler nichtig sein könnten und mit umfangreichen Korrekturen neu erstellt werden müssten.

Der bestellte Wirtschaftsprüfer habe auf Initiative des Vorstandes einzelne Geschäftsvorfälle überprüft und sei zu dem vorläufigen Ergebnis gekommen, dass mehrere Aufwandspositionen im Geschäftsjahr 2004 nicht korrekt verbucht worden seien, heißt es in einer Pflichtmitteilung. Dabei handele es sich vor allem um Buchungen der wichtigen US-Tochtergesellschaft Zapf Creation (US) Inc. Zudem prüfe der Vorstand, inwieweit strafrechtliche Schritte gegenüber den Verantwortlichen eingeleitet werden müssten, hieß es weiter.

Bei einer Sonderprüfung sollen die Wirtschaftsprüfer von Ernst&Young nun herausfinden, inwiefern Buchungsfehler und strafrechtliche Tatbestände vorliegen. Zapf-Sprecherin Monika Collée rechnet damit, dass die Prüfung in etwa vier Wochen abgeschlossen sein wird. „Bis dahin können wir keine genauen Angaben machen, welche Tochtergesellschaften von den Bilanzfehlern betroffen sind und um welches finanzielle Volumen es geht“, sagte sie dem Tagesspiegel am Montag. Es sei aber nicht auszuschließen, dass auch europäische Tochtergesellschaften betroffen seien. Collée betonte, das Geschäftsjahr 2005 sei nicht von der Prüfung betroffen. Das im fränkischen Rödental ansässige Unternehmen, das unter anderem die Puppe „Baby Born“ herstellt, steckt seit fast zwei Jahren in einer schweren Krise.

Seit Ende 2003 hat Zapf vier Gewinnwarnungen herausgegeben. Die Ankündigung des bevorstehenden Aufschwungs, die Vorstandschef Thomas Eichhorn 2004 machte, blieb bis heute ein leeres Versprechen. Das operative Ergebnis fiel 2004 von 23,4 auf acht Millionen Euro. Im laufenden Geschäftsjahr erwartet Zapf sogar einen Verlust von knapp fünf Millionen Euro. Der Aktienkurs ist heute nur noch ein Viertel so viel wert wie im Oktober 2003, kurz vor Beginn der Krise. Am Montag sackte das Papier zu Handelsbeginn um 13 Prozent ab, bis zu Börsenschluß erholten sich die Aktien dann wieder etwas und notierten bei 8,69 Euro mit einem Minus von 3,44 Prozent.

Branchenexperten weisen darauf hin, dass der gesamte Puppenmarkt in der Krise steckt. Darunter leiden sogar Branchenriesen wie Hasbro und der US-Marktführer Mattel. „Es gibt einen starken Preisverfall und heftige Marktanteilskämpfe“, stellt Analyst Peter Thilo Hasler von der Hypo-Vereinsbank fest. Außerdem spielten kleine Mädchen immer weniger mit Puppen und interessierten sich eher für Gameboys, DVDs und Handys. Dazu komme im deutschen Heimatmarkt von Zapf eine Sättigung des Marktes durch das gebremste Bevölkerungswachstum.

Bei Zapf machen Experten vor allem das Management für die Krise des Unternehmens verantwortlich. „Der Vorstand ist beim Restrukturieren völlig unbedarft“, kritisiert ein Unternehmenskenner. Zudem sei das Controlling nicht effizient. Nach Meinung von Unternehmensexperten ist aber auch Vorstandschef Eichhorn „an seine Kapazitätsgrenze gestoßen" und müsste die Führung von Zapf einem erfahrenen Sanierer überlassen. Dabei hatte im März schon ein Beratungstrupp von Roland Berger eingegriffen und dem Konzern ein Sparprogramm verordnet – mit der Entlassung von 135 Mitarbeitern und Kostensenkungen von sechs Millionen Euro im laufenden Jahr.

Nicole Huss

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