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Lastminute-Preise. Dieses Jahr hat sich das Warten beim Heizölkauf gelohnt.

© dpa

Billiges Öl als Konjunkturprogramm: Wie geschmiert

Billiges Öl kurbelt die deutsche Wirtschaft an. Ob der Preisverfall anhält, entscheidet die Opec am kommenden Donnerstag.

Billiges Öl und sinkende Strompreise wirken wie ein Konjunkturprogramm für die deutsche Wirtschaft. Nach dem Einbruch des Rohölpreises um ein Drittel seit Mitte 2014 haben Ökonomen die Kostenersparnis für Verbraucher und Unternehmen ausgerechnet. „Durch den Rückgang des Ölpreises auf nun unter 80 US-Dollar pro Barrel verringern sich für Deutschland die Kosten für Ölimporte um rund 18 Milliarden Euro im Jahr“, schätzt die Weberbank. Dies entspreche rund 0,7 Prozent des Bruttoinlandsproduktes, so dass in den kommenden Quartalen ein höheres Wachstum zu erwarten sei. Die Großbank Unicredit kommt für das kommende Jahr unter dem Strich sogar auf eine Entlastung von etwa 35 Milliarden Euro für Unternehmen und Verbraucher. „Das ist schon eine kräftige Entlastung, die die Kosten der Unternehmen drückt und die Kaufkraft der Verbraucher erhöht“, sagte Deutschland-Chefvolkswirt Andreas Rees am Freitag.

Ein Liter Diesel für 1,17 Euro

An der Tankstelle fallen die Preise zwar nicht so rasant, weil ein Großteil des Spritpreises sich aus Steuern zusammensetzt. Aber auch hier ist der Preisverfall spürbar: Am Freitag war ein Liter Benzin E10 in Berlin schon für 1,30 Euro zu haben, ein Liter Diesel für 1,17 Euro.

Wie sich Öl- und Benzinpreise in den kommenden Wochen entwickeln, ist unter den Experten strittig. Mit Spannung blicken alle auf den kommenden Donnerstag, wenn sich die Opec-Staaten treffen, um über eine mögliche Reduzierung der Ölförderung zu beraten. „Ob bereits eine offizielle Senkung der Förderquote beschlossen wird, ist fraglich“, schrieb Frank Klumpp von der Landesbank Baden-Württemberg in einer Analyse. Der aktuelle Preisverfall werde aber nicht „ohne jegliche Reaktion“ am 27. November bleiben. „Ein formaler Schulterschluss mit Erklärungen zur Förderdisziplin dürfte das wahrscheinlichste Szenario sein.“

Große Spannung vor dem Treffen der Opec-Länder

Die Opec muss dringend Geschlossenheit demonstrieren, denn auf dem Ölmarkt tobt ein Machtkampf: Die erdölfördernden Länder fürchten um ihre Marktanteile, weil der Schiefergas-Boom in den USA dazu geführt hat, dass der größte Öl-Nachfrager unabhängiger vom Opec-Angebot geworden ist. Die Öl-Länder akzeptieren den sinkenden Rohölpreis, weil die enormen Investitionen in die Förderung alternativer Ölvorkommen in Nordamerika weniger rentabel werden. Doch auch die Opec wird dem Preisverfall nicht ewig zuschauen. Die Organisation werde wohl am kommenden Donnerstag lediglich versuchen, die enormen Überkapazitäten bei der Ölförderung in den Griff zu bekommen, glaubt die Commerzbank. So werde das Produktionsziel von 30 Millionen Barrel pro Tag wahrscheinlich nicht reduziert. Aber: Eine Rücknahme der tatsächlichen Produktion auf dieses Niveau dürfte in Aussicht gestellt werden. Damit könne die Opec „einerseits Geschlossenheit demonstrieren, andererseits ein neues Ziel verfolgen: die rasant wachsende Ölproduktion in den USA einzubremsen“. Die Commerzbank-Analysten sagen voraus: „Der Ölpreis dürfte zwar zunächst weiter unter Druck geraten, aber langfristig wieder steigen.“

Der jüngste Preisverfall zwingt auch Russland zu Gegenmaßnahmen. So denkt das Land über Förderkürzungen nach. Das Thema werde diskutiert, sagte Energieminister Alexander Nowak am Freitag. Russland sei aber auf Ölverkäufe angewiesen. Der russische Staat bestreitet die Hälfte seiner Einnahmen aus der Öl- und Gasförderung.

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