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Ab dem 5. Januar 2018 fliegt EasyJet ab Tegel.

© Mike Wolff

Billigflieger auf Strecken von Air Berlin: Easyjet startet jetzt auch in Tegel

Easyjet bedient künftig beide Flughäfen in Berlin. Die Billigfluglinie hat Teile der Strecken der insolventen Air Berlin übernommen. Auch andere Fluggesellschaften wollen Tegel wieder nutzen.

Am Freitag übernimmt Easyjet einen Teil der Strecken der insolventen Air Berlin und startet auch ab Tegel, wo der offizielle Erstflug nach München mit großem Brimborium verabschiedet wird. Damit bedient der britische Billigflieger beide Hauptstadtflughäfen. Und es gibt wieder Wettbewerb und niedrigere Preise auf diversen Routen, auf denen Airlines des Lufthansa-Konzerns vorübergehend ein Monopol hatten.

Trotz des massiven Passagiereinbruchs nach der Betriebseinstellung von Air Berlin im Oktober stieg das Fluggastaufkommen an den Berliner Flughäfen im vergangenen Jahr um 1,3 Prozent auf 33,3 Millionen Reisende. Während Schönefeld um 10,4 Prozent auf 12,9 Millionen Passagiere zulegte, ging das Aufkommen in Tegel um 3,7 Prozent auf 20,5 Millionen zurück. Allein im November, dem ersten Monat nach dem Ausfall von Air Berlin, waren hier rund 350.000 Reisende weniger gezählt worden als im Vergleichsmonat des Vorjahres. Gleichzeitig war es am Himmel über Berlin deutlich leiser geworden, ging die Zahl der Starts und Landungen in Tegel um fast ein Drittel auf 10.154 zurück.

Rabattaktion zum Start

Easyjet wird mit zunächst rund 2200 monatlichen Flugbewegungen in Tegel knapp die Hälfte des seit der Air Berlin-Pleite weggefallenen Volumens übernehmen. Tegel wird dabei täglich mehrmals mit Düsseldorf, Frankfurt, Stuttgart, München, Kopenhagen, Palma, Wien und Zürich verbunden. Dazu kommen tägliche Flüge nach Budapest, Catania, Madrid, Paris und Rom sowie ein wöchentlicher Dienst nach Fuerteventura. In den Monaten Februar und März folgen dann noch Helsinki, Mailand, Paphos, Stockholm und Tel Aviv, die Frequenzen werden auf einigen Routen aufgestockt. Zum Einstieg bieten die Briten, die seit 2004 bereits eine Basis in Schönefeld betreiben, eine Rabattaktion mit Preisen ab 31,96 Euro für den einfachen Flug. Im Sommerflugplan sollen weitere Strecken aufgenommen werden, insgesamt will Easyjet 25 Jets in Tegel stationieren.

So blickt man bei der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH optimistisch in die Zukunft. Denn immer mehr Luftverkehrsgesellschaften zeigen Interesse am Anflug der deutschen Hauptstadt. Für viele von ihnen ist Tegel nach wie vor der Favorit. So fliegt die polnische LOT seit einigen Wochen wieder nach Warschau, Rusline nach Kaliningrad und Icelandair nach Keflavik. Die französische Aigle Azur hat eine Verbindung zum zweiten Pariser Flughafen Orly eingerichtet und Condor startet - allerdings ab Schönefeld – für den Reiseveranstalter FTI wöchentlich nach Dubai.

Germania Fluggesellschaft will Maschinen in Tegel stationieren

Die Germania Fluggesellschaft als verbliebener Hauptstadt-Homecarrier hat angekündigt, sich wesentlich stärker in Berlin zu engagieren und drei Maschinen in Tegel zu stationieren. Skywork wird ab Ende März nach Graz starten und Georgian Airways eine Verbindung nach Tiflis einrichten. Air Canada Rouge nimmt die Sommerflüge nach Toronto wieder auf und Scoot, die Low-Cost-Tochter von Singapore Airlines, düst ab Juni nach Singapur. Weitere asiatische Airlines haben ihr Interesse an Berlin-Flügen bekundet.

Und dann ist da noch die größte europäische Fluggesellschaft. Der irische Billigflieger Ryanair, ebenfalls bereits stark in Schönefeld engagiert, bemüht sich auch um Landemöglichkeiten in Tegel und hat erklärt, dort neun zusätzliche Flugzeuge stationieren und ein knappes Drittel der ehemaligen Air Berlin-Kapazitäten übernehmen zu wollen.

Die Lufthansa, die im November und Dezember auf den Zubringer-Rennstrecken zu ihren Drehkreuzen in Frankfurt und München teilweise Großraum-Langstreckenjets einsetzte, um die durch den Ausfall von Air Berlin entstandenen Engpässe zu verkleinern, hat ihr Engagement angesichts des jetzt erneut aufkommenden Wettbewerbs wieder zurückgefahren. Allerdings fliegt man auf diesen Routen jetzt grundsätzlich nicht mehr mit dem Airbus A320 sondern stets mit dem größeren A321, so ein Sprecher.

Rainer W. During

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