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Wirtschaft: Billigflieger Germania unter Druck

Berlin (fw). Der Billig- und Charterfluggesellschaft Germania droht nach Informationen dieser Zeitung nach der Sommersaison ein empfindlicher Einbruch im Fluggeschäft.

Berlin (fw). Der Billig- und Charterfluggesellschaft Germania droht nach Informationen dieser Zeitung nach der Sommersaison ein empfindlicher Einbruch im Fluggeschäft. „Wegen der lahmenden Reisekonjunktur müssen wir unsere Kapazitäten verringern“, sagte ein Sprecher der TUI dem Tagesspiegel. Der Reiseveranstalter kaufte der Germania bisher rund 75 Prozent ihrer Flugkapazitäten ab.

Die so genannten „Drittcarrier“, die die TUI zusätzlich zum konzerneigenen Flieger Hapag Lloyd beauftragt, und zu denen auch die Germania gehört, werden dem Sprecher zufolge „Federn lassen müssen“.

Die Touristikbranche befindet sich in einer Krise. Der 11. September und die Konjunkturkrise haben die Buchungszahlen bei den Branchenriesen Preussag und Thomas Cook drastisch zurückgehen lassen. Deswegen müssen die Reiseveranstalter ihre Kapazitäten zurückfahren – und das trifft das Charterfluggeschäft hart. Die Preussag berichtet von einem Buchungsminus von 7,9 Prozent im Mai im Vergleich zum Vorjahr.

Das trifft die Germania, deren Hauptgeschäft noch immer das Charterfluggeschäft ist, besonders. Seit die Germania zusätzlich als Billigflieger der Lufthansa auf den Strecken Köln-Berlin und Frankfurt-Berlin Konkurrenz macht, wird unter Branchenexperten bezweifelt, ob ihr Geschäftskonzept aufgehen kann. Offenbar um die erwarteten Einbrüche im Chartergeschäft mit den Touristikkonzernen zu kompensieren, will das Unternehmen nach Informationen dieser Zeitung zum Herbst die Strecken Berlin-München und München-Hamburg in seinen Flugplan aufnehmen.

Flugzeuge verkauft

Nach Informationen des Tagesspiegel hat das Unternehmen bereits 2001 sechs Flugzeuge verkaufen müssen, um Verluste vor allem durch Devisentermingeschäfte zu kompensieren. Es ist bei Fluggesellschaften allgemein üblich, Devisentermingeschäfte zur Absicherung von Treibstoffpreisen abzuschließen. Allerdings sei es ungewöhnlich, damit so hohe Verluste zu machen, dass der Verkauf von Flugzeugen dafür nötig wäre, sagt Ralf Hallmann, Luftfahrt-Analyst bei der Bankgesellschaft Berlin.

Germania-Gründer und Eigentümer Hinrich Bischoff und Germania-Geschäftsführer Mustafa Muscati bestätigten dieser Zeitung allerdings nur den Verkauf von vier Flugzeugen. Sie dementierten, dass diese Verkäufe nötig geworden seien, weil das Unternehmen bei Devisentermingeschäften Verluste gemacht habe. „Unser Vertrag mit der LTU, für die die Flugzeuge starteten, ist ausgelaufen. Um keine Überkapazitäten zu haben, haben wir die Maschinen verkauft“, sagte Muscati. Die wirtschaftlichen Verhältnisse der Germania seien „ mehr als O.k.“, sagte er.

Unterlagen von Wirtschaftsprüfern, die dieser Zeitung vorliegen, sagen aus, dass das Luftfahrtunternehmen dennoch gefährdet sei. Die Prüfer warnen vor „dem Hintergrund der angespannten Branchensituation und der unbefriedigenden wirtschaftlichen Verhältnisse der gesamten Gruppe“ vor erheblichen latenten Risiken. Die Germania dementiert das. „Wir sind gesund bis zum Geht- nicht-mehr“, sagt Hinrich Bischoff.

Im Herbst will die Germania ihr Linienfluggeschäft weiter ausbauen. Ab 1. November sollen jeweils zweimal pro Tag, frühmorgens und später am Abend, die Strecken München-Berlin und München-Hamburg geflogen werden. Die Flughäfen München und Hamburg bestätigten, dass die Germania die Slots bereits angemeldet hat. „Außerdem planen wir, im Herbst mehrere Ziele außerhalb von Deutschland anzusteuern“, sagte Muscati. Überwiegend sollen Urlaubsorte das Flugziel von Germania sein, sagte Muscati. Das Chartergeschäft will die Fluglinie weiter führen. „Das ist und bleibt unser Hauptgeschäft“, so Muscati. Das Liniengeschäft „werden wir sukzessive als zweites Standbein aufbauen“.

Branchenexperten sehen das Geschäftsmodell der Germania seit einiger Zeit kritisch, da sie sich nicht voll und ganz auf das Billigfliegen konzentriert und das Chartergeschäft beibehalten will. Der Luftfahrtexperte David Gillen von der University of Berkeley in Kalifornien meint, dass Billigflieger nur dann Erfolg haben können, wenn sie sich ganz klar auf einen Nischenmarkt konzentrieren, der das Chartergeschäft ausschließt. Sonst würden nicht die nötigen Kostenersparnisse erzielt.

Die Germania wurde 1978 gegründet. Sie hat derzeit eine Flotte von 27 Flugzeugen. Acht davon sind zurzeit im Charter- und Linienfluggeschäft eingesetzt. Der Rest der Flugzeuge wird an andere Fluggesellschaften verleast.

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