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Die Hände zum Himmel. Berlins Regierender Klaus Wowereit (SPD) und Easyjet-Deutschland-Chef Thomas Haagensen vor einem Airbus des Billigfliegers, der mit Willy-Brandt-Konterfei am Rumpf europaweit für Berlins neuen Flughafen BER werben soll.

© Reuters

Billigflieger in Berlin: Easyjet verpasst sich seriösen Anstrich

Was haben Klaus Wowereit und Easyjet gemeinsam? Beide brauchten Jahre, um ihr flatterhaftes Image abzulegen. Nun empfing Berlins Regierender die Billigfluggesellschaft auf der Flughafenbaustelle. Es war ein launiger Termin bei Kaiserwetter.

Nach längerer Busfahrt über die quirlige Baustelle des neuen Großflughafens BER sind einige Pressefotografen enttäuscht: Dort, auf dem sonst noch leeren Vorfeld steht ein Airbus der Gesellschaft Easyjet. Auf dem Rumpf ist dezent ein Konterfei des ehemaligen Bundeskanzlers Willy Brandt lackiert. „Na und? Dafür die ganze Reise hier raus?“, motzt einer. Dann aber entsteht bei Kaiserwetter doch noch der Schnappschuss für Feinschmecker, das Bild, das bei längerer Betrachtung mehr über Berlin sagt, als Politiker oder Manager gemeinhin in eine Rede fassen können. Es ist der Moment, als Deutschlands ehemaliger Party-Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) und der Deutschland-Geschäftsführer der ehemaligen Party- Fluglinie Easyjet, Thomas Haagensen, vor dem Flieger posieren und herumzualbern scheinen. Sie winken mit den Armen, als lauschten sie Fetenhits vom Ballermann. Sie scheinen einen Moment lang zu vergessen, dass sie beide, Wowereit und Easyjet, viele Jahre gebraucht haben, um ihr flatterhaftes Image weitgehend abzustreifen, seriöser zu werden, ohne freilich ihren Charme zu verlieren. Tatsächlich geht es hier um knallharte Standortpolitik für den einen und knallharten Wettbewerb für den anderen. Wowereits politische Karriere hängt an dem wirtschaftlichen Gelingen des Megaprojektes BER, hatte er doch, um es möglich zu machen, immerhin die Schließung der Flughäfen Tempelhof und Tegel gegen Widerstände durchgesetzt. Bei jeder Gelegenheit, auch am gestrigen Montag wieder, bereitet er Kritiker und Skeptiker darauf vor, dass zumindest der Start am 3. Juni nicht reibungslos verlaufen wird. „Denken Sie an Ihre Baustellen zu Hause. Da kann nicht alles sofort perfekt sein.“ Dann kommt er zu Easyjet, der britischen Billigfluglinie, die fast auf den Tag genau vor acht Jahren erstmals Berlin anflog. Wowereit steht im neuen Terminal am Nord-Pier, einem großzügig hellen Bau mit klaren Linien, viel Glas und passabel bequemen Wartesitzen: „Sie sehen, so edel kann Low-Cost sein.“ Er hoffe, dass Easyjet auch weiter so stark am Standort wachsen werde, wie in den vergangenen Jahren. „Und als Sozialdemokrat freue ich mich darauf, dass Easyjet mit der Identifikationsfigur Willy Brandt für ein gemeinsames friedliches Miteinander in Europa werben wird.“

Easyjet, gegründet drei Jahre nach dem Tod Brandts 1992, fliegt Berlin seit dem Jahr 2004 an, damals noch mit zwei Städteverbindungen. Bald bedient die Airline 37 Ziele direkt ab Berlin und ist schon heute nach Air Berlin und Lufthansa die drittwichtigste Gesellschaft am Standort – allerdings nur in Schönefeld präsent. 300 Mitarbeiter beschäftigt die Gesellschaft hier. Von den rund sieben Millionen Passagieren im vergangenen Jahr dort hat Easyjet etwa die Hälfte transportiert. Mit der Zusammenlegung der Berliner Flughäfen sieht Easyjet-Deutschland-Chef Haagensen die Chance für seine Fluglinie: „Da können endlich auch Führungskräfte sehen, dass es für ihre Mitarbeiter eine sehr günstige Alternative für Geschäftsreisen in Europa gibt. Diese Alternative ist orange“, sagt er.

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