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Wirtschaft: Billigflieger stoßen an ihre Grenzen

McKinsey: Nur zwei bis drei Linien werden überleben – höhere Preise wahrscheinlich/Deutsche Firmen bleiben optimistisch

Frankfurt am Main/Berlin - Die Preise der Billigflieger werden wahrscheinlich steigen – außer die Unternehmen schaffen es, die Kosten noch weiter zu drücken und neue Einnahmequellen zu erschließen. Aber auch dann geht die Unternehmensberatung McKinsey laut einer am Donnerstag vorgelegten Studie davon aus, dass in Europa auf Dauer nur zwei bis drei Gesellschaften überleben werden. Der Markt wachse zwar bis 2010 im Schnitt um 13 Prozent jährlich, die Steigerungen früherer Jahre mit 50 Prozent würden aber nicht mehr erreicht. „Die Zeiten der weitgehend konkurrenzlosen Expansion der Billigflieger durch Marktstimulation sind vorbei. Die Profitabilität wird sinken, neue Strategien sind notwendig“, sagte McKinsey-Partner Lucio Pompeo in Frankfurt.

Deutsche Billigflieger reagieren gelassen. HLX-Sprecher Herbert Euler sagte dem Tagesspiegel: „Dass von den 55 bis 60 Billigfliegern, die es derzeit in Europa gebe, nicht alle überleben können, ist klar.“ HLX sei aber in Nischenmärkten wie Österreich gut positioniert und erwarte weiteres Wachstum.

Andreas Bierwirth, Geschäftsführer von Germanwings, sagte wiederum, er gehe davon aus, dass in Europa bis zu zehn Billigfluglinien überleben könnten – „und dazu müssen nicht alle Großen gehören“. Entscheidend für den Erfolg sei es nicht, einen großen Marktanteil in Europa zu haben, sondern der größte Anbieter in einem bestimmten Ballungsgebiet zu sein. Germanwings habe das in Köln und Stuttgart geschafft. Berlin sei dagegen wegen der großen Konkurrenz ein schwieriger Markt. Die Entscheidung für den Ausbau des Standorts Berlin wäre ohne Köln und Stuttgart im Rücken nicht so leicht gefallen. Der Germanwings-Chef geht von weiter sinkenden Preisen aus. Die Fluggesellschaft habe „noch etwas Potenzial“, um die Kosten zu drücken. Dagegen sagte HLX-Sprecher Euler, er sehe bei den Preissenkungen das Ende erreicht.

Wer den verschärften Wettbewerb überleben wird, sagt auch die McKinsey-Studie nicht voraus. Die Anbieter Ryanair und Easyjet dominieren derzeit mit Anteilen von 27 beziehungsweise 23 Prozent den europäischen Markt. Air Berlin kommt auf sechs, Germanwings und DBA auf je vier und HLX auf drei Prozent. Am gesamten europäischen Luftverkehr haben die Billigflieger derzeit einen Marktanteil von 16 Prozent. Bis 2010 wird er auf 24 Prozent steigen, prognostiziert McKinsey. Allerdings gebe es schon jetzt Anzeichen für eine Marktsättigung, sagte Pompeo. In Dublin, Köln und Brüssel gebe es bereits ein Überangebot von Billigflügen. Manche Strecken wurden schon eingestellt. Außerdem glichen sich die Angebote von Billig- und Ferienfliegern sowie Liniengesellschaften zum Teil an: Charter-Airlines etwa haben von 2000 bis 2004 ihre Angebote an Einzelsitzen von 20 auf 36 Prozent fast verdoppelt. Und traditionelle Gesellschaften wie Lufthansa bieten mittlerweile auf ausgewählten Strecken auch günstige Tickets an. Die Folge des rasanten Marktwachstums sind sinkende Erträge auch bei den Billigfliegern. Bei Easyjet gingen sie pro Passagier und geflogenem Kilometer zwischen 2000 und 2004 um 3,6 Prozent pro Jahr zurück, bei Ryanair sogar um 7,3 Prozent. Die Kosten sind gleichzeitig nicht in entsprechendem Ausmaß gesunken. „Signifikante Gewinne erwirtschaften deshalb nur die Marktführer“, sagte Pompeo. Bei Ryanair liegt die durchschnittliche Marge aktuell bei gut 25 Prozent pro Jahr, Easyjet muss sich mit knapp neun Prozent begnügen. Alle übrigen Billigflieger in Europa schreiben laut Pompeo rote Zahlen.

Nur bei weiteren Kostensenkungen, bei neu gestalteten Angeboten und durch Erschließung neuer Einnahmequellen könnten die Gesellschaften auf Dauer bestehen. „Die Differenzierung des Angebotes ist wichtig“, sagte Pompeo. Für Air Berlin könne es sich etwa im Gegensatz zu Ryanair auf Dauer auszahlen, dass große Flughäfen angeflogen würden und Bordverpflegung angeboten werde. Daneben müssten in Zukunft verstärkt Einnahmequellen über die Vermittlung von Mietwagen und Hotels oder auch von Versicherungen und Mobilfunkangeboten erschlossen werden. Ryanair etwa erzielt schon heute fast 16 Prozent seiner Einkünfte im Nicht-Flug-Bereich.

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