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Wirtschaft: Billigflieger versprechen zu viel

Wettbewerbszentrale mahnt Germanwings wegen irreführender Werbung ab – kein Hinweis auf begrenztes Sitzplatzkontingent

Berlin (fw). Der Billigflieger Germanwings ist wegen irreführender Werbung abgemahnt worden. „Die Werbung ist irreführend, da es keinen Hinweis darauf gibt, dass es nur eine begrenzte Anzahl von Tickets zum Werbepreis von 29 Euro gibt“, sagte der stellvertretende Geschäftsführer der Zentrale zur Bekämpfung unlauteren Wettbewerbs, HansFrieder Schönheit, am Mittwoch dem Tagesspiegel. Die Werbung verstoße gegen das Gesetz gegen den Unlauteren Wettbewerb (UWG).

Die Billigflieger versuchen derzeit mit allen Mitteln, Kunden zu gewinnen – und die aggressive Werbung hält oft nicht, was sie verspricht. So wurden auch Buzz und Ryanair abgemahnt, weil die Preise in ihrer Werbung keine Endpreise waren und die Kunden bei der Buchung zuzahlen mussten. Auch ist den Kunden oft nicht klar, dass sie lange im Voraus buchen müssen, um einen Flug zum Niedrigpreis ergattern zu können.

Germanwings wirbt derzeit auch in Berliner Tageszeitungen mit einem Tarif von 29 Euro inklusive Steuern von Berlin nach Köln. Allerdings gibt es in der Werbung keinerlei Hinweis darauf, dass Germanwings nur 20 Prozent der Tickets pro Flug zu diesem Preis verkauft. Die Abmahnung sei bereits angekommen, Germanwings werde mit der Wettbewerbszentrale eine gemeinsame Lösung finden, sagte Germanwings-Sprecher Matthias Burghardt am Mittwoch. In einer Woche muss die Werbung umgestellt sein.

Derzeit tobt ein Preiskampf auf dem Markt der Billigflieger. Am Mittwoch kündigte Germanwings an, ab dem ersten Dezember für einige Strecken die niedrigsten Preise von 29 auf 19 Euro inklusive Steuern und Gebühren herunterzuschrauben. Ab 2003 soll der Tarif auf allen Strecken gelten. Die Tui-Tochter Hapag-Lloyd-Express, die Anfang Dezember von Köln/Bonn abhebt, fliegt ab 19,99 Euro. Und bei der Deutschen BA kann man ebenfalls seit Mittwoch noch billiger als sonst buchen – sie verkauft vier Monate lang 25 000 Tickets zum Preis von fünf Euro – hier muss man aber Steuern und Gebühren noch hinzurechnen.

Allerdings machen die 25 000 Tickets nur zehn Prozent aller verkauften Plätze aus. Würden die Billigflieger alle ihre Plätze zum Niedrigtarif verkaufen, könnten sie überhaupt nicht wirtschaftlich fliegen. Also gibt es nur ein paar Sitze für einen richtig billigen Preis. Hapag-Lloyd-Express verkauft nach eigenen Angaben von 148 Plätzen je Flugzeug zehn Tickets zu 19,99 Euro.

In mehreren Stufen können die Preise dann auf mehr als 200 Euro steigen – also genauso teuer wie bei einer konventionellen Fluggesellschaft. Je nach Nachfrage bestimmt das System, wie viele Tickets zu welchen Preisen verkauft werden, um das Flugzeug optimal auszulasten. Der Spätbucher zahlt also für die anderen Bucher mit, damit die Unternehmen dann auf einen Durchschnittserlös zwischen 60 und 80 Euro pro Strecke und pro Person kommen.

Die niedrigen Preise bekommt also nur derjenige, der sehr früh bucht und zu verkehrsschwachen Zeiten fliegt, etwa Mittwochmittags. „Genau dieses System wird in der Werbung aber den Verbrauchern oftmals nicht klar“, sagt Egbert Groote, Wettbewerbsexperte beim Bundesverband der Verbraucherzentralen in Berlin. Bei der Deutschen BA oder Hapag-Lloyd Express gibt es zwar ein kleines Sternchen, das auf die begrenzte Zahl an Billigtickets hinweist – das reicht aber oft nicht aus, um den Verbraucher aufzuklären.

Die Verbraucherschützer raten den Passagieren, ganz genau darauf zu achten, was an den vermeintlichen Schnäppchen dran ist, und die Preise zu vergleichen. Vor allem beim Buchungsweg solle man aufpassen: denn dann schlagen die Billigflieger oft beim Buchen per Kreditkarte oder per Call Center eine Extragebühr drauf.

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