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Wirtschaft: Billigkonkurrenz treibt Merck in die Enge

Berlin (pet). Die Konkurrenz preisgünstiger Nachahmerprodukte hat dem Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern Merck im zweiten Quartal mächtig zu schaffen gemacht.

Berlin (pet). Die Konkurrenz preisgünstiger Nachahmerprodukte hat dem Darmstädter Pharma- und Chemiekonzern Merck im zweiten Quartal mächtig zu schaffen gemacht. Nach dem kräftigen Gewinnrückgang will der Konzern jetzt die Kosten senken und Stellen abbauen. Die von einigen Analysten erwartete Gewinnwarnung für das Gesamtjahr blieb aber aus.

Der Darmstädter Konzern leidet wie die Konkurrenten Brystol-Myers Sqibb, Eli Lilly und die amerikanische Merck & Co unter dem Auslaufen des Patentschutzes (siehe Lexikon Seite 16) für ein wichtiges Medikament. Seitdem Ende Januar das exklusive Vermarktungrecht für den Merck-Verkaufsrenner Glucophage, einem Diabetes-Mittel, zu Ende gegangen ist, dürfen Anbieter von Nachahmerprodukten wirkstoffgleiche Medikamente (Generika) zu einem deutlich günstigeren Preis auf den Markt bringen.

Das hat Merck im zweiten Quartal bitter zu spüren bekommen. Das operative Ergebnis sank im Vergleich zum Vorjahresquartal um 44 Prozent auf 142 Millionen Euro, der Umsatz ging um 3,4 Prozent auf rund 1,9 Milliarden Euro zurück. „Die Rekordergebnisse des letzten Jahres verzerren die aktuellen Resultate“, sagte Merck-Chef Bernhard Scheuble. Außerdem hätten Währungseinflüsse zu dem Umsatzrückgang im zweiten Quartal geführt.

Die Konkurrenz preisgünstiger Nachahmerprodukte hat auch dem US-Pharmakonzern Bristol-Myers-Squibb das zweite Quartal verdorben. Das Unternehmen ist in den USA Vertriebspartner von Merck für das Diabetes-Mittel Glucophage. Der Nettogewinn ging um 64 Prozent auf 440 Millionen Dollar zurück, der Umsatz fiel um 14 Prozent auf 4,7 Milliarden Dollar, wie der Konzern am Dienstag bekanntgab. US-Konkurrenten wie Wyeth und Pharmacia, die kaum von Patentabläufen betroffen sind, stehen deutlich besser da. Beide Unternehmen konnten im zweiten Quartal Umsatz und Gewinn steigern.

Trotz des Gewinneinbruchs hält Merck an der Jahresprognose fest. Danach wird der operative Gewinn um bis zu einem Drittel sinken. Die Börse reagierte dennoch mit einem Aufschlag. Bis zum Börsenschluss stieg der Kurs mit dem Branchentrend um 0,25 Prozent auf 20,05 Euro. „Die Zahlen waren nicht so schlecht wie erwartet“, sagte eine Marktbeobachterin. „Die nach dem Patentablauf erwartete kleine Gewinnwarnung ist ausgeblieben.“ Erfreut zeigten sich Analysten über die Entwicklung im Geschäftsbereich Chemie, wo der Konzern den Umsatz dank einer verstärkten Nachfrage nach Flüssigkristallen steigern konnte.

Um die Gewinneinbußen im Pharma-Geschäft auszugleichen, will Merck die Kosten drücken. Durch Umstrukturierungen der Pharmaproduktion erwartet der Konzern ein jährliches Einsparpotenzial von über 50 Milliarden Euro. Die Zahl der Mitarbeiter – derzeit gut 34 600 weltweit – soll bis Ende dieses Jahres um rund ein Prozent sinken.

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