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Wirtschaft: Billigpreise machen Schule

Auch der Charterflieger LTU führt Tickets ab 29 Euro ein – Fluglinien kopieren Modell von Ryanair und Co.

Berlin - Das Preissystem der Billigflieger macht in Deutschland Schule: Mit der LTU hat nach Air Berlin, Condor und Hapag Lloyd Fly die vierte Charterfluggesellschaft Preise ab 29 Euro eingeführt. Mit dem Winterflugplan 2005/2006, der am 1. November beginnt, werde ein Staffelpreissystem eingeführt, teilte LTU Anfang der Woche mit. Frühbucher könnten auf zehn Mittelstreckenverbindungen Tickets ab 29 Euro kaufen.

Das so genannte dynamische Preissystem, das ursprünglich Billigflieger wie Ryanair nach Deutschland gebracht hat, funktioniert so, dass Frühbucher die günstigsten Tickets bekommen. Denn pro Flugzeug gibt es immer einen bestimmten Anteil an Tickets zu sehr günstigen Einstiegspreisen, danach wird es in Stufen teurer. Außerhalb der Saison und zu unbeliebten Flugzeiten gibt es auch mehr billige Tickets.

Das neue Angebot, das die LTU als „City-Quickies“ vermarktet, solle für mindestens zehn Prozent der Gesamtticketzahl auf den ausgewählten Verbindungen gelten. Auf der Langstrecke gebe es für Frühbucher Angebote ab 149 Euro beziehungsweise 199 Euro für ausgewählte Ziele. „Wir können und wollen uns dem Thema der günstigen Flugpreise nicht verschließen“, sagte ein LTU-Sprecher. Mit dem neuen Preissystem wolle die LTU auch den Ticketeinzelverkauf stärken. Bislang kaufe etwa ein Drittel der Passagiere das Ticket einzeln.

Condor, der Charterflieger von Thomas Cook, hatte das dynamische Preissystem im Mai 2004 nach Air Berlin als zweite Charterfluggesellschaft eingeführt, Hapagfly von der Tui fliegt seit November mit dem neuen System. Beide werten die Umstellung als erfolgreich. „Unsere Flugzeuge sind besser ausgelastet, wir haben viel weniger Flugplanänderungen, und wenn die Kunden flexibel sind, zahlen sie auch weniger“, sagte ein Condor-Sprecher.

Die Charterfluggesellschaften wollen mit dem neuen Preissystem verstärkt ins Einzelplatzgeschäft einsteigen und so ihre Flugzeuge besser auslasten, die immer weniger durch Veranstalterreisen gebunden sind. Air Berlin hat so bereits seinen Einzelplatzverkauf auf 57 Prozent gesteigert. Hapagfly und LTU haben das Ziel, ihren Einzelplatzverkauf auf 40 Prozent zu steigern. Die Verbraucherschützer begrüßen die Umstellung in der Branche. „Solange klar gemacht wird, dass die billigen Tickets nur begrenzt verfügbar sind, ist die Umstellung zu begrüßen“, sagt Beate Wagner von der Verbraucherzentrale in Nordrhein-Westfalen.

Auch die traditionellen Fluggesellschaften wie Lufthansa, Air France oder British Airways passen sich zunehmend dem flexiblen Preissystem an und locken mit Billigangeboten. Die Lufthansa hat diese Woche angekündigt, während der Sommerferien die Ticketpreise für Kinder für Flüge innerhalb Europas um 90 Prozent zu senken. Auch hat die Fluglinie in Deutschland Einzelstrecken ab 69 Euro eingeführt. British Airways hat schon ein neues, dynamisches Preissystem eingeführt – die Buchungswebseite ähnelt den Billigfliegern sehr. Einstiegspreis von Berlin nach London sind allerdings 40 Euro – ohne Steuern und Gebühren.

F.Wisdorff

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