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Wirtschaft: Billigtelefonieren: Kein Anschluß unter dieser Nummer

BERLIN / BONN (ADN).Die Leitungen zu den Billig-Telefonanbietern sind nach Erkenntnissen der Stiftung Warentest oft verstopft.

BERLIN / BONN (ADN).Die Leitungen zu den Billig-Telefonanbietern sind nach Erkenntnissen der Stiftung Warentest oft verstopft.Gerade die billigsten Telefonanbieter seien am schwersten zu erreichen, teilte die Stiftung am Donnerstag in Berlin mit.Bei Viatel beispielsweise sei tagsüber nur in 40 Prozent der versuchten Anrufe die Leitung auch tatsächlich frei gewesen.Abends breche alles zusammen; nur bei fünf von 100 Versuchen seien die Tester durchgekommen.Die Ergebnisse von rund 115 000 Testanrufen werden in der Februarausgabe der Zeitschrift "test" veröffentlicht.

Bei TelDaFax sei tagsüber das Telefonieren problemlos möglich.Zum günstigen Abendtarif zwischen 18 und 21 Uhr sei die Erreichbarkeit auf 32 Prozent gesunken.Beim Weihnachtstarif der Viag Intercom für zehn Pfennig pro Minute sei jeder zweite Anruf nicht durchgestellt worden.

Trotz der Schwierigkeiten raten die Tester, das sogenannte Call-by-call-Verfahren anzuwenden: Der Kunde bleibt bei der Telekom und wählt von Fall zu Fall über entsprechende Vorwahlnummern einen günstigeren Anbieter.Besonders bei Fern- und Auslandsgesprächen könnten im Vergleich zur Telekom bis zu 55 Prozent gespart werden.In "test" werden die aktuellen Tarife aller Telefonverbindungsanbieter aufgelistet.

Einen weiteren Service-Flop bestätigte am Donnerstag die Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation: Wer eine 01805er-Nummern wählt, zahlt statt des vermeintlich günstigen Service-Tarifs meist mehr als bei einem normalen Ferngespräch.Der Anruf bei einer mit den Ziffern 01805 beginnenden Nummer kostet 48 Pfennig pro Minute, das teuerste Ferngespräch der Deutschen Telekom jedoch nur noch 36 Pfennig, bestätigten die Wettbewerbshüter einen Bericht des Magazins "Focus".Die Regulierungsbehörde wolle jedoch nicht eingreifen, weil der Marktmechanismus das Problem schon lösen werde, hieß es.Der überwiegende Teil der 01805er Nummern wird von der Telekom abgewickelt, der Rest über Wettbewerber, die aber ebenfalls Regeltarife unterhalb von 48 Pfennig haben.

In der gegenwärtigen Service-Schlacht kündigte die Deutsche Telekom an, um jeden einzelnen Kunden zu kämpfen: Wechselwillige sollen notfalls auch mit dem Angebot freier Tarifeinheiten bei der Stange gehalten werden.Um einer Abwanderungen entgegenzuwirken, würden alle Kulanzmöglichkeiten erprobt, schreibt die Telekom-Mitarbeiterzeitung "Monitor" in ihrer Januar-Ausgabe.Als Beispiel wird in dem Artikel neben der Gewährung kostenloser Telefoneinheiten auch der Umtausch älterer Endgeräte genannt.Jeder zweite Privatkunde gelte mittlerweile "als wettbewerbsgefährdet, also wechselwillig".

Wie das Blatt weiter schreibt, soll bei dem ehemaligen Monopolunternehmen im April ein eigenes Projekt "Kundenrückgewinnung" starten.Rückgewinnung heiße nicht, erst einzugreifen wenn der Kunde weg ist.Es gelte vor allem der Abwanderung zuvorzukommen.Wechselwillige will die Telekom auch mit einer individuellen Tarifberatung, einer speziellen Service-Hotline und weiteren "besonderen Produktangeboten" zum Bleiben bewegen.Die Telekom selbst macht zum Verlust von Marktanteilen keine Angaben.Nach Schätzung der Regulierungsbehörde haben ihr die neuen Anbieter seit der Marktöffnung Anfang 1998 bis zu einem Drittel aller Ferngesprächsminuten abgenommen.Ab Frühjahr dürfte sie zusätzlich durch Wettbewerb in den Ortsnetzen unter Druck kommen.

Bestätigt wird die Telekom-Strategie durch eine Marktstudie der Münchner Unternehmensberatung Schell Marketing Service.Danach verspielt ein großer Teil der neuen Telefonanbieter durch mangelnden Service für Firmenkunden die Chance auf mehr Wachstum.Bloße Einsparungen gegenüber dem Ex-Monopolisten Deutsche Telekom seien insbesondere für Geschäftskunden kein Grund zum Wechseln mehr, so die Umfrage-Ergebnisse.Vor allem mittelständische Betriebe vermißten persönlich zugeschnittene Angebote und fühlten sich durch den pauschalen Massenversand von Tarifprospekten sowie "Werbeschlachten" nicht angesprochen.

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