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Wirtschaft: Bio-Region Berlin befürchtet, Anschluss zu verpassen

Der Biotechnologie-Standort Berlin ist auch im vergangenen Jahr stark gewachsen, droht aber international den Anschluss zu verpassen. "Was uns fehlt, ist ein politischer Frontmann und ein konkretes Entwicklungsprogramm", sagte Kai Bindseil, Leiter des Biotech-Aktionsbüros Bio-Top, am Mittwoch.

Der Biotechnologie-Standort Berlin ist auch im vergangenen Jahr stark gewachsen, droht aber international den Anschluss zu verpassen. "Was uns fehlt, ist ein politischer Frontmann und ein konkretes Entwicklungsprogramm", sagte Kai Bindseil, Leiter des Biotech-Aktionsbüros Bio-Top, am Mittwoch. Wenn es nicht gelinge, die Kräfte innerhalb der verschiedenen Senatsverwaltungen zu bündeln, könnte die Biotech-Region Berlin-Brandenburg auch national in die zweite Liga abrutschen, befürchtet Bindseil.

Der Wettbewerb zwischen den deutschen Biotech-Regionen ist 1995 entbrannt, als das Bundesforschungsministerium den Bio-Regio-Wettbewerb ausschrieb. Im Kampf um öffentliche Fördermittel verbündeten sich die Regionen und behielten diese Zusammenarbeit auch später bei. Die erfolgreichste Bio-Region Deutschland ist heute Martinsried bei München, mit bereits fünf börsennotierten Unternehmen. Hauptkonkurrent ist Berlin-Brandenburg. Doch während es in München eine zentrale Telefonnummer für Firmengründer und Finanzierer gibt, müssen Interessenten in Berlin-Brandenburg bis zu fünf verschiedene Senatsstellen anwählen, um eine Auskunft zu bekommen.

Dabei entwickelt sich die Region gar nicht schlecht: Nach Auskunft von Biotop bieten rund 160 Biotech-Firmen der Region mehr als 3000 Arbeitsplätze - 20 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Nur zwei Unternehmen haben im vergangenen Jahr aufgegeben.

Doch von der Unterstützung, die der bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber der heimischen Biotechnologie angedeihen lässt, kann Biotop-Chef Bindseil nur träumen. "Ich mache den Job jetzt seit August", sagt er, "seitdem ist es mir nicht gelungen, einen Termin beim Regierenden Bürgermeister zu bekommen." Zwar würden Politiker sich gern mit der Zukunftsbranche Biotechnologie schmücken und stolz auf das Arbeitskräftepotenzial verweisen. Ein detailliertes Entwicklungsprogramm gebe es bis heute aber nicht, sagt Bindseil.

Wirtschaftsstaatssekretärin Erika Romberg (Grüne) weist die Kritik zurück. "Von solchen Vorwürfen habe ich noch nichts gehört." Die Chefkoordinatorin in Sachen Biotechnologie sei sie selbst, sagt Romberg. Im Übrigen verstehe sie nicht, warum sich die Beteiligten ständig "um Kleinigkeiten" stritten, statt die Forschung voranzutreiben.

Über das nationale Gezerre kann Michael Steiner, Chef der deutschen Boston Consulting Group, nur den Kopf schütteln. "Während Berlin und München sich streiten", sagt er, "zieht die Konkurrenz in Amerika davon."

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