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Biotech-Branche: Zukunft braucht Geld

Neue Arbeitsplätze sollen entstehen, und noch mehr Geld soll in die Forschung fließen: Die Biotech-Branche zeigt zwar Zuversicht, aber wünscht sich mehr Kapital.

Die deutsche Biotechnologiebranche ist einer Umfrage zufolge optimistisch für das Jahr 2011 und erwartet bessere Geschäfte als im Vorjahr. Das teilte der Branchenverband Bio Deutschland am Dienstag in Berlin mit. Gemeinsam mit dem Branchenmagazin „Transkript“ hatte der Verband 184 Biotechnologieunternehmen und Dienstleister in Deutschland befragt.

„Wir freuen uns, dass der Optimismus der Unternehmen wieder auf Vorkrisenniveau gestiegen ist“, sagte Viola Bronsema, Geschäftsführerin von Bio Deutschland. Der Umfrage zufolge profitieren die Unternehmen auch von der anziehenden Pharma- und Chemiekonjunktur. Rund die Hälfte der befragten Firmen will 2011 neue Jobs schaffen und mehr investieren. „Erstmals seit drei Jahren sind die Investitionen nicht rückläufig“, sagte Bronsema. Die rund 530 reinen Biotechnologieunternehmen in Deutschland beschäftigen fast 15 000 Mitarbeiter und machten 2009 einen Umsatz von knapp 2,2 Milliarden Euro. Die Region Berlin-Brandenburg liegt unter den Biotech-Standorten mit 82 der hier ansässigen Firmen vorn. „Hier läuft das Geschäft super“, sagte Bronsema.

Trotz der guten Aussichten klagt die Branche aber über Finanzierungsprobleme. Zwar flossen im vergangenen Jahr rund 600 Millionen Euro in Biotech-Unternehmen – mehr als doppelt so viel wie 2009. Allerdings kommen die nach Ansicht des Verbands in erster Linie wenigen großen Firmen zugute. „Viele junge und kleine Unternehmen fallen durchs Raster“, sagte Patrick Dieckhoff, Chefredakteur von „Transkript“. Gerade die brauchten aber Wagniskapital. Der Verband fordert daher Entgegenkommen von der Politik. „Wir benötigen dringend investitionsfreundlichere Rahmenbedingungen für Innovationen aus der Biotechnologie“, forderte Bio-Vorstandssprecher Peter Heinrich und warnte vor Nachteilen im internationalen Wettbewerb: „Wenn wir keine Finanzierung haben, verlieren wir Marktanteile.“ Bei den staatlichen Fördermitteln erwartet der Verband keinen Rückgang. Auch 2010 sollen sie bei rund 50 Millionen Euro gelegen haben. Allerdings kritisiert Bio Deutschland die starke Förderung der Biomasse. „Wir sind kein Agrarland, sondern ein Land der Ideen“, sagte Bronsema.

Wegen des fehlenden Kapitals hilft sich die Branche zunehmend selbst, etwa indem sich Firmen wechselseitig beteiligen oder andere aufkaufen. „Die Konsolidierung der Branche schreitet voran“, sagte Dieckhoff. Auch die Pharmafirmen entdecken die Biotechnologie. Besonders die großen Konzerne stehen wegen auslaufender Patente und zunehmender Konkurrenz von Generikaherstellern unter Druck. So verleibte sich Merck im vergangenen Jahr den Biotech-Zulieferer Millipore ein und der französische Pharmakonzern Sanofi-Aventis greift derzeit nach dem US-Unternehmen Genzyme. Immer mehr Pharmafirmen schließen auch Kooperationsverträge mit Biotech-Unternehmen, die innovativ sind, denen aber häufig das Kapital für großangelegte klinische Studien fehlt. Jahel Mielke

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