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Wirtschaft: Biotech-Forschung: Firmen kritisieren Blockade durch Politik

Die deutsche Biotechnologie-Industrie ist zwar den Kinderschuhen entwachsen und hat gegenüber den USA oder auch Großbritannien aufgeholt. Sie könnte aber noch weiter sein, wenn die Bundesregierung vor allem die Vermarktung von Biotech-Produkten nicht blockierte, sagte Dieter Wißler, Vorsitzender der Branchenvereinigung DIB, am Donnerstag in Frankfurt (Main).

Die deutsche Biotechnologie-Industrie ist zwar den Kinderschuhen entwachsen und hat gegenüber den USA oder auch Großbritannien aufgeholt. Sie könnte aber noch weiter sein, wenn die Bundesregierung vor allem die Vermarktung von Biotech-Produkten nicht blockierte, sagte Dieter Wißler, Vorsitzender der Branchenvereinigung DIB, am Donnerstag in Frankfurt (Main).

Während das Bundesforschungsministerium und der Finanzminister die Firmen unterstützten, werfe ihr Verbraucherschutzministerin Renate Künast durch Verbote und viel zu rigide Schwellenwerte für gentechnologisch hergestellte Produkte Knüppel zwischen die Beine. "Wir brauchen eine berechenbare nationale Biotechnologie-Strategie", sagte Wißler. Er betonte, dass auch die Branche für größtmögliche Transparenz und Wahlfreiheit für den Konsumenten eintrete. "Wir bekennen uns zur Novel-Food-Kennzeichnung."

Nach Angaben des DIB steckt der Bund in diesem Jahr und in den nächsten Jahren auf der einen Seite jeweils 25 bis 30 Millionen Mark in die Pflanzengenomforschung, unterstützt die Region Potsdam/Berlin mit 35 Millionen Mark für die Biotechnologie und setzt 350 Millionen Mark aus dem Verkauf der UTMS-Mobilfunklizenzen für ein Genomforschungsnetz ein. Andererseits aber verweigere Landwirtschaftsministerin Künast die Zulassung einer gentechnisch veränderten Maissorte, setze viel zu niedrige Grenzwerte für gentechnisch veränderte Lebens- und Futtermittel ein und überfrachte die Firmen mit einem Übermaß an Bürokratie. "Dies alles steht im Widerspruch zu eigenen Erklärungen der Bundesregierung", klagte Wißler.

Unabhängig von dieser Kritik macht die Biotech-Branche hier zu Lande gute Fortschritte. Die Zahl der kleinen und mittleren Unternehmen mit bis zu 500 Beschäftigten ist im Jahr 2000 um 20 Prozent auf rund 330 angestiegen. Ihr Umsatz hat sich auf gut 1,5 Milliarden Mark und die Forschungsausgaben auf rund 1,4 Milliarden Mark verdoppelt. Allerdings stecken die meisten Firmen noch tief in der Verlustzone: Die Verluste summierten sich im Jahr 2000 insgesamt auf rund 160 Millionen Mark nach etwa 100 Millionen Mark ein Jahr zuvor. In den USA sieht es noch schlechter aus: Die dort tätigen rund 1270 Biotech-Firmen schrieben im Jahr 2000 umgerechnet rund zwölf Milliarden Mark Verlust.

Ende 2000 beschäftigte die deutsche Biotech-Industrie rund 10 700 Mitarbeiter, ein Drittel mehr als ein Jahr zuvor. Im August waren in Deutschland unter anderem 85 gentechnisch hergestellte Arzneimittel auf dem Markt. Der Umsatz der Apotheken mit gentechnisch hergestellten Medikamente stieg im vergangenen Jahr um 18 Prozent auf rund 2,2 Milliarden Mark.

ro

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