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Wirtschaft: Biotechnik: Die Branche im Aufwind

Anleger in Biotech-Fonds können aufatmen: Die Branche ist an den Börsen wieder im Aufwind. Der Nasdaq-Biotechnologie-Index legte seit Anfang April um rund 45 Prozent auf knapp 990 Punkte zu.

Anleger in Biotech-Fonds können aufatmen: Die Branche ist an den Börsen wieder im Aufwind. Der Nasdaq-Biotechnologie-Index legte seit Anfang April um rund 45 Prozent auf knapp 990 Punkte zu. "Der Trend nach oben dürfte sich fortsetzen", mutmaßt Dirk Schlamp, Analyst bei der DG Bank. Damit ist eine Durststrecke vorerst beendet. Im Sog der Börsenflaute mussten auch die rund 30 in Deutschland zugelassenen Biotechfonds kräftig Federn lassen. Die meisten Fonds konnten in der Jahresbilanz 2000 zwar noch satte Gewinne vorweisen, krachten in den ersten Monaten 2001 aber böse ein.

Inzwischen legen die Fonds wieder kräftig zu. So kletterte etwa der DWS Biotech Aktien Typ O (Wertpapier-Kennnummer 976 997), mit einem Anlagevolumen von 2,2 Milliarden Euro einer der größten zugelassenen Biotechfonds in Deutschland, seit Anfang April um rund 40 Prozent auf gut 100 Euro zu. Das vierköpfige Managementteam investiert ausschließlich in Biotechwerte, zumeist aus den USA. "Die Industrie in den USA ist reifer als in Europa", sagt Fondsmanager Sebastian Virchow. Besonders bei der Medikamenten-Entwicklung hecheln europäische Firmen ihren Konkurrenten jenseits des Atlantiks hinterher. Das liegt vor allem daran, dass die US-Unternehmen älter sind.

Während in Europa erst seit Mitte der neunziger Jahre Biotechfirmen en masse aus dem Boden schießen, begannen die US-Firmen vielfach schon in den 80er Jahren mit der Forschung. Das macht sich jetzt bezahlt. "Im Normalfall dauert es mindestens zehn Jahre, bis ein Biotechunternehmen ein erstes Produkt am Markt anbieten kann", sagt Fondsmanager Virchow. Nachdem eine Technologie entwickelt und erprobt wurde, müssen die Medikamente etwa gegen Krebs oder Herz-Kreislauferkrankungen klinisch getestet werden. Das dauert meist zwei bis drei Jahre. Am Ende steht die Zulassung, für die rund ein Jahr veranschlagt wird. Allerdings: "Das Risiko, dass ein Medikament nicht zugelassen wird, liegt noch bei 40 Prozent", sagt Virchow.

Diese Unsicherheit ist ein Grund, weshalb die Wertpapierstrategen der DWS rund 40 Prozent in die Blue Chips der Branche investieren. Dazu zählen etwa Amgen und Genentech. Vorteil: Die US-Unternehmen bieten bereits Produkte an und schreiben schwarze Zahlen. Amgen, der Star der Branche, ist auch in vielen anderen Biotechfonds ein Schwergewicht, so beispielsweise im DIT-Biotechnologie Fonds (WKN 848 186). Daneben finden sich Biogen und Genzyme. Seit Anfang April legte der Kurs der Fondsanteile um rund Prozent auf knapp 85 Euro zu.

Fondsmanagerin Nicole Körtge setzt neben reinen Biotechwerten aber auch auf Pharmatitel - "als defensives Instrument", wie sie sagt. Und ist damit nicht allein. In schwächeren Börsenzeiten greifen viele Fondsmanager zu diesem Mittel, um Verluste in der äußerst schwankungsanfälligen Biotechbranche abzufedern. Auch der Spängler Life Science Trust (WKN 930 963) war zeitweilig zu rund 50 Prozent mit Blue Chips der Pharmabranche gespickt. Mittlerweile beträgt der Pharma-Anteil aber nur noch 30 Prozent. Spängler Life Science war mit 98,5 Prozent Plus der Topperformer unter den Biotechfonds des vergangenen Jahres in Deutschland. Wie bei allen Konkurrenten ist auch hier der Anteil der US-Firmen dominierend: 85 Prozent.

Der Einstieg in Biotechfonds lohnt weiter. Nach einer DWS-Studie sollten Biotechfirmen von der Alterung der westlichen Industrienationen profitieren. Die gehe mit einem Nachfrageschub nach Medikamenten einher. Vorteil: Biotech hängt damit nicht am Tropf der Konjunktur: "Eine Rezession verringert nicht die Zahl der Patienten, die Medikamente einnehmen", heißt es in der Studie. Mit einem Fondsinvestment lassen sich Risiken verringern, weil die Branche breiter abgebildet wird. Flops von Einzelwerten schlagen nicht übermäßig ins Gewicht.

Allerdings: "In Biotechfonds sollte man immer langfristig investieren", rät Heide-Maria Schwaighofer, Fondsbetreuerin bei der Carl Spängler Kapitalanlagegesellschaft in Salzburg. Heftige Einbrüche müssen zwischenzeitlich trotz Kosmetik mit Pharmaaktien immer einkalkuliert werden. Wer auf deutsche Biotech-Werte setzt, ist mit Fonds schlecht beraten. In den großen Branchenfonds gibt es sie nur vereinzelt. Lediglich Quiagen, Marktführer bei der Aufbereitung von DNA-Sequenzen, ist häufig mit von der Partie.

Ansgar Siemens

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