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Wirtschaft: Biotechnologie: Deutsche Unternehmen holen auf

Die deutsche Biotechnologie ist auch im vergangenen Jahr überdurchschnittlich gewachsen. Gemessen an der Zahl der Unternehmen behauptet Deutschland den Spitzenplatz vor Großbritannien, beim Umsatz und der Zahl der Beschäftigten liegen die USA und Großbritannien dagegen noch immer deutlich vorn.

Die deutsche Biotechnologie ist auch im vergangenen Jahr überdurchschnittlich gewachsen. Gemessen an der Zahl der Unternehmen behauptet Deutschland den Spitzenplatz vor Großbritannien, beim Umsatz und der Zahl der Beschäftigten liegen die USA und Großbritannien dagegen noch immer deutlich vorn. Den Abstand zur USA können deutsche Biotech-Unternehmen nach Expertenansicht nur verringern, wenn sie eine kritische Masse erreichen und europaweit enger zusammenrücken. Grafik: Biotechnologie-Industrie Die Zahl der deutschen Biotechnologie-Unternehmen ist im vergangenen Jahr um 19 Prozent auf 332 gestiegen. Im europäischen Vergleich hält Deutschland damit den Spitzenplatz vor Großbritannien mit 281 Firmen. Europaweit sind es 1570 Biotech-Firmen. Das ist Ergebnis einer Studie der Unternehmensberatung Ernst & Young, die am Montag in Berlin ihren achten "European Life Science Report" vorstellte. Danach hat sich der Umsatz deutscher Biotech-Unternehmen im Jahr 2000 mit 786 Millionen Euro (1,5 Milliarden Mark) gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt. Der Abstand zu den USA könne aber nur aufgeholt werden, wenn deutsche Unternehmen eine kritische Masse erreichten und europaweit enger zusammenrückten, sagte das Vorstandsmitglied von Ernst & Young, Alfred Müller.

"Wir sind mit der Entwicklung sehr zufrieden" sagte Forschungsstaatssekretär Wolf-Michael Catenhusen bei der gemeinsamen Präsentation. Mit knapp 11 000 Beschäftigten arbeiteten 31 Prozent mehr Menschen im deutschen Biotechnologie-Sektor als im Vorjahr. Zähle man die indirekt Beschäftigten mit, seien es sogar schon 200 000. "Die strategische Bedeutung geht weit über den Kernbereich hinaus", sagte Catenhusen. Jetzt müsse es darum gehen, die Rahmenbedingungen weiter zu verbessern und einen europaweit einheitlichen Patentraum zu schaffen. Deutschland sei gut beraten, bei der Umsetzung der europäischen Biopatentrichtlinie in nationales Recht eine Vorreiterposition einzunehmen, sagte Catenhusen. Die Umsetzung in deutsches Recht wird im Sommer erwartet.

Zu der umstrittenen Frage der Stammzellenforschung sagte Catenhusen, "Ethik contra Kommerz" werde es in Deutschland nicht geben. Nur eine in der Bevölkerung akzeptierte Technik habe die Chance, marktfähig zu werden. Während in den USA bereits 35 bis 40 Unternehmen Produkte aus der Forschung mit erwachsenen Stammzellen kommerziell nutzten, werde dies hier zu Lande nur im Rahmen ethisch akzeptierter Rahmenbedingungen erlaubt werden. Catenhusen wandte sich damit ausdrücklich gegen die Position der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Diese hatte sich am vergangenen Donnerstag dafür ausgesprochen, nicht nur den Import von Embryonen zu Forschungszecken zu erlauben, sondern auch in Deutschland "überzählige" Embryonen aus der künstlichen Befruchtung zu Forschungszwecken zu nutzen.

Unabhängig vom Ausgang der ethischen Diskussion sagen Analysten der DG-Bank der Biotech-Branche in Deutschland eine rosige Zukunft voraus. "Die Biotech-Industrie dürfte beim Umsatz vor allem aber beim Ergebnis deutlich dynamischer wachsen als die Pharma-Industrie", sagte Christa Bähr, Biotech-Expertin der DG Bank, am Montag in Frankfurt (Main). In einer neuen Studie beurteilt sie die fundamentale Situation der Branche als sehr gut. Den Rückschlag für viele Aktien, der mit Kurseinbußen von bis zu 65 Prozent seit September 2000 zum Teil drastisch ausfiel, bezeichnete Bähr als "gesunde Bewertungskorrektur". Ein erneuter, größerer Rückschlag sei unwahrscheinlich.

Für ein Investment in Biotech-Aktien sprechen nach Ansicht der DG Bank auch die fehlenden Konjunkturschwankungen. Die Biotechnologie werde von Innovationszyklen und nicht von Konjunkturzyklen getragen.Nach den Erfahrungen der jüngsten Vergangenheit kommt es nach Ansicht von Christa Bähr mehr denn je auf eine genaue Auswahl der Papiere an.

pet, ro

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