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Wirtschaft: Biotechnologie: Schwierige Aufholjagd der deutschen Branche

Wirtschaftsminister Werner Müller (parteilos) sieht die deutsche Biotechnologie-Branche zwar auf dem Weg zu einer "pole-position" in Europa, räumt zugleich aber Wettbewerbsnachteile gegenüber der überlegenen amerikanischen Konkurrenz ein. "Der Erfolg der USA in der Biotechnologie basiert ganz entscheidend auf wirtschaftsfreundlichen Gesetzen, staatlicher Förderung und der Verfügbarkeit von Risikokapital", sagte Müller am Montag in Berlin, wo Branchenvertreter der Frage nachgingen, wie Deutschland den erheblichen Vorsprung der USA aufholen könnte.

Wirtschaftsminister Werner Müller (parteilos) sieht die deutsche Biotechnologie-Branche zwar auf dem Weg zu einer "pole-position" in Europa, räumt zugleich aber Wettbewerbsnachteile gegenüber der überlegenen amerikanischen Konkurrenz ein. "Der Erfolg der USA in der Biotechnologie basiert ganz entscheidend auf wirtschaftsfreundlichen Gesetzen, staatlicher Förderung und der Verfügbarkeit von Risikokapital", sagte Müller am Montag in Berlin, wo Branchenvertreter der Frage nachgingen, wie Deutschland den erheblichen Vorsprung der USA aufholen könnte.

Bei den steuerlichen Rahmenbedingungen, insbesondere der Besteuerung von Mitarbeiterbeteiligungen, seien deutsche Biotech-Start-ups noch schlechter gestellt als Unternehmen in den USA, sagte Müller. Der Wirtschaftsminister will dies in der kommenden Legislaturperiode ändern. Außerdem sagte er zu, die bisherigen Förderangebote für die Frühfinanzierung von Biotech-Start-ups zu erhalten. Schon vor dem Terroranschlag am 11. September sei absehbar gewesen, dass Risikokapital an den Börsen nicht ausreichend verfügbar sei.

Die amerikanische Biotech-Branche hat gegenüber der deutschen einen Vorsprung von rund zehn Jahren. Während es in Amerika bereits mehr als 200 börsennotierte Unternehmen gibt, sind es in Deutschland rund zehn. Und während in den USA bereits 120 biotechnisch basierte Arzneimittel auf dem Markt und mehr als 360 in fortgeschrittenen Phasen der klinischen Erprobung sind, sind es in Deutschland gerade sechs.

Dennoch hat die Branche die Hoffnung nicht aufgegeben, den Abstand zumindest nicht größer werden zu lassen. "Das, was wir in den letzten fünf Jahren erreicht haben, ist gigantisch", sagte Michael Steiner, Biotechnologie-Experte bei Boston Consulting. "Aber jetzt müssen wir die Rakete auch zünden." Noch immer sei der Abstand zu der führenden Biotech-Nation USA "signifikant". Die rund 400 Start-up-Unternehmen in Deutschland müssten noch einen Riesenschritt unternehmen, um in die Weltliga aufzusteigen. Ob das gelingt, ist nach den Ausführungen des Branchenexperten mehr als fraglich. Der einzige Bereich, in dem die deutsche Biotechnologie der US-Konkurrenz überlegen sei, sei das Risikokapital. Dagegen sind sowohl die Forschung als auch die Qualität des Technologietransfers nach Meinung des Boston-Consulting-Experten im Vergleich zu den USA "unzureichend".

Darüberhinaus fehlten den deutschen Biotech-Unternehmen Arbeitskräfte. "Viele Start-ups werden deshalb noch in die Knie gehen", sagte Steiner. Noch immer wanderten zu viele qualifizierte Wissenschaftler aus Deutschland in die USA ab - aufgrund besserer Rahmenbedingungen. "Es gibt massiven Handlungsbedarf", sagte Steiner. "Wenn wir jetzt nicht sehr viel investieren, befürchte ich einen Rückschritt."

pet

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