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Wirtschaft: "Bis 2010 verdoppeln sich die Kurse"

Heiko Thieme ist Chef der American Heritage Management Corporation, New York. Der Anlagestratege, Kolumnist und Portfoliomanager gilt als notorisch "bullish" - als Börsenoptimist.

Heiko Thieme ist Chef der American Heritage Management Corporation, New York. Der Anlagestratege, Kolumnist und Portfoliomanager gilt als notorisch "bullish" - als Börsenoptimist.

Herr Thieme, werden an der Börse die alten Höchststände jemals wieder erreicht?

Etliche Titel am Neuen Markt werden ihre vollkommen überzogenen Kurse nie wieder sehen. Das war eine Spekulationsblase, die einfach platzen musste. Hoffentlich haben die Anleger daraus gelernt. Sowohl Dow Jones als auch Dax werden ihre Höchststände in den nächsten Jahren erreichen und überschreiten. Frühestens im Jahr 2003 werden wir beim Dow Jones an die 12 000 Punkte herankommen. Am Ende dieses Jahrzehnts sehe ich den Dow durchaus bei mindestens 20 000 und den Dax bei weit über 12 000 Punkten.

Auch die Bundesregierung schließt eine Rezession in Deutschland nun nicht mehr aus. Welche Folgen hat das für die Börse?

Also, wen das überrascht hat, der versteht von Wirtschaft und Börse nichts. Das ist alles längst in den Kursen drin.

Es drohen also keine bösen Überraschungen mehr?

Die Börse hat diese Konjunkturschwäche bereits antizipiert. Sowohl Deutschland als auch die USA haben am 21. September ihre Tiefststände in diesem Jahr erreicht. Wer jetzt nicht an einen schrittweisen Einstieg denkt, macht einen großen Fehler. Denn Zuschauer gewinnen nie.

Ist es nach der jüngsten Kurserholung nicht zu früh für so viel Optimismus?

Rein technisch gesehen könnten wir noch einmal zu den Tiefstständen zurückkehren. Dann hätten wir einen perfekten Boden gefunden. Ein paar schwache Börsentage kann es also noch geben.

Was raten Sie Privatanlegern?

Die Aktie ist kein Bluff. Anleger müssen jedoch lernen, dass die Börsen schwanken. Ich spreche jetzt nicht von den Spekulanten, die freitags kaufen und montags verkaufen. Ein seriöser Anlagehorizont liegt bei fünf bis zehn Jahren. In einem solchen Zeitraum kennt die Börse fast ausnahmslos nur eine Richtung: nach oben. Wir haben jetzt zwei negative Börsenjahre hinter uns. Selten gab es in der Geschichte einen längeren Rückgang, so dass die nächste Hausse unmittelbar bevorsteht. Im Schnitt wird die Börse in diesem Jahrzehnt pro Jahr fast zehn Prozent zulegen. Bis zum Jahr 2010 werden sich die Kurse also fast verdoppeln.

Aber die Verunsicherung ist doch enorm. Kann man jetzt ernsthaft zum Aktienkauf raten?

Absolut. Für den privaten Anleger gilt dabei die folgende Faustregel: Multipliziere Dein Alter mit 100. Diesen Betrag legst Du jedes Jahr am Aktienmarkt an. Entweder in Indexfonds oder über einen Sparplan bei der Bank. Als geografische Streuung empfehle ich 50 Prozent Europa, 25 Prozent Amerika, 10 Prozent Asien einschließlich Japan, 5 Prozent Schwellenländer, Osteuropa und Lateinamerika und die restlichen 10 Prozent in Spezialwerte. Mit dieser Mischung werden Sie ruhig schlafen. Ein 20-jähriger wird so mit 65 Jahren zum mehrfachen Millionär, obwohl er selbst nur 200000 Euro eingesetzt hat.

An welche Einzelwerte denken Sie?

Drei Dax-Titel würde ich sofort kaufen. Lufthansa für 10 und 12 Euro. Die Aktie kann auf Sicht von ein bis zwei Jahren 50 bis 80 Prozent zulegen. Deutsche Bank war schon zum Abstauberpreis unter 50 Euro zu haben, aber ich würde die Aktie auch noch bei 60 Euro empfehlen. Bei Bayer musste man unter 30 Euro zuschlagen, statt auf die Pessimisten zu hören, aber ich wäre auch bereit, 35 Euro zu zahlen. Interessant sind für mich außerdem Daimler-Chrysler, Schering, Siemens und VW. Welche Papiere meiden Sie?

Ich halte wenig von Versorger-Aktien, da sie mir zu langweilig sind zurzeit. Bei allem, was mit Energie zu tun hat, bin ich vorsichtig, weil ich mit einem niedrigeren Ölpreis zwischen 20 und 25 Dollar rechne. Aber für wirklich überbewertet halte ich eigentlich im Moment kaum eine Aktie im Dax.

Gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis sind viele Aktien aber wohl immer noch zu teuer, oder?

Zugegeben, das ist ein Problem. Der amerikanische S&P 500-Index hat mit 35 ein historisch hohes KGV, obwohl wir schon eine scharfe Kurskorrektur hatten. Kommt es aber zu einer Wirtschaftserholung im nächsten Jahr und steigt das Realwachstum auf drei Prozent, dann verbessern sich auch die Gewinne der Unternehmen wieder. Mit Blick auf das Jahr 2003 und die bereits niedrigsten Zinssätze seit 40 Jahren heißt das: Die Aktie hat keine Konkurrenz.

Sinken die Zinsen weiter?

Die US-Zinsen werden noch in diesem Jahr von 2,5 auf 2 Prozent sinken. Auch im Euroraum werden die Zinssätze weiter fallen. All das wird dazu führen, dass im nächsten Jahr eine Liquiditätslawine auf die Börse zurollt. Ich wäre wirklich sehr überrascht, wenn wir 2002 nicht einen eindrucksvollen Börsenaufschwung haben werden. Für mich zeichnet sich das 2002 als ein fast perfektes Börsenjahr ab.

Neun Zinssenkungen in den USA sind an der Börse verpufft...

Aber nur, weil es die Anschläge vom 11. September gegeben hat. Die Zinssenkung vom Jahresanfang wäre sonst bereits jetzt schon wirksam geworden. Nun wird es erst sechs Monate später sein.

Herr Thieme[werden an der Börse die alten H&]

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