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Wirtschaft: Bis zu 6000 Euro weniger für Visteon-Beschäftigte

Auch 600 Mitarbeiter in Berlin betroffen

Berlin - Die Beschäftigten des Autozulieferers Visteon haben erhebliche Einbußen akzeptiert. So bekommen die 3000 Mitarbeiter in den deutschen Werken, darunter gut 600 in Berlin, künftig pro Jahr bis zu 6000 Euro weniger. Der Berliner Betriebsratschef Rüstem Arslan bestätigte am Dienstag den Lohnverzicht, der aber noch von den Tarifparteien abgesegnet werden muss. Die ehemalige Ford-Tochter steckt seit langem in den roten Zahlen; in den ersten neun Monaten machte das Unternehmen mit weltweit 50 000 Beschäftigten 1,6 Milliarden Euro Verlust. Im Berliner Werk in Lichterfelde werden Kunststoffteile wie das Armaturenbrett produziert.

Der dortige Betriebsratschef Arslan sagte auf Anfrage, für den Lohnverzicht gebe es keine Standortgarantie. Er gehe aber davon aus, dass es in den nächsten drei Jahren „keine Probleme“ für das Werk geben werde. In dieser Zeit bekommen die Beschäftigten weder Urlaubs- noch Weihnachtsgeld. Arslan zufolge betrug das Urlaubsgeld zuletzt 72 Prozent und das Weihnachtsgeld 55 Prozent eines Monatsgehalts. Ferner wird binnen drei Jahren die übertarifliche Zulage gestrichen, was pro Kopf und Monat 350 bis 400 Euro ausmacht. Schließlich gibt es bis 2008 keine Tariferhöhung. Alles in allem summieren sich die Einbußen laut Arslan pro Beschäftigten auf 5000 bis 6000 Euro im Jahr.

Neben Berlin gibt es in Deutschland Visteon-Produktionswerke in Düren, Wülfrath, Emden und Glauchau. Visteon gehörte früher zu Ford. Vor fünf Jahren brachte der Autokonzern den Lieferanten an die Börse. Kürzlich verkaufte Visteon 23 Werke in Nordamerika an Ford, da diese Betriebe nur für Ford produzieren. Dieser Verkauf ist Teil des Sanierungsprogramms. Die nun durchgesetzten Einsparungen bei den Mitarbeitern sind ein weiterer Baustein. Visteon zufolge beinhaltet die Vereinbarung mit den Arbeitnehmern die „Optimierung bei Sachkosten und Beschaffung, Einführung wettbewerbsfähiger Lohn- und Gehaltskosten sowie Produktivitätsverbesserungen“.

Schwieriger gestalten sich derweil die Verhandlungen um die Schließung des Berliner Samsung-Werks. So haben Geschäftsleitung und Arbeitnehmervertreter ihre Gespräche am Dienstag ohne Ergebnis beendet. „Auf Konkretes konnte man sich noch nicht verständigen“, sagte ein Unternehmenssprecher. Am Donnerstag sollen die Gespräche fortgesetzt werden. „Wir versuchen, so schnell wie möglich zu einer Lösung zu kommen.“

Der südkoreanische Elektronikkonzern möchte sein Berliner Bildröhren- Werk mit 750 Mitarbeitern schließen. Als Grund nennt das Unternehmen die Konkurrenz durch Flachbildschirme. Die IG Metall hatte zwar zusammen mit dem Betriebsrat ein Fortführungskonzept für die Bildröhrentechnik erstellt. Bei der Geschäftsführung heißt es jedoch, dass die Schließung des Werks feststehe und dass es bei den derzeitigen Verhandlungen nur noch um die Höhe der Abfindungen gehe. Allerdings liegen die Vorstellungen noch um einen geringen zweistelligen Millionenbetrag auseinander.

Über das Ergebnis der Verhandlungen will die IG Metall am Freitag ihre Mitglieder bei Samsung abstimmen lassen. Nach Angaben der Gewerkschaft sind inzwischen 75 Prozent der Samsung-Belegschaft der IG Metall beigetreten. Sollte am Donnerstag kein Kompromiss gefunden werden, sind weitere Arbeitsniederlegungen möglich. Auch eine Werksbesetzung ist im Gespräch.

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