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Wirtschaft: Bisher magere Bilanz für die Riester-Rente

Allianz erwartet einen Anstieg der Nachfrage im Oktober

Frankfurt(Main) (ro). Die Allianz rechnet spätestens im Oktober mit einer wachsenden Nachfrage nach Policen für die Riester-Rente. Das ist deutlich später als erwartet. Bislang sei der Absatz enttäuschend gewesen, sagte Gerhard Rupprecht, Vorstandschef der Allianz Lebensversicherung am Mittwoch in Frankfurt (Main). Die Allianz zählt momentan knapp 500700 Riester-Kunden und hat damit als Marktführer einen Marktanteil von 20 Prozent. Eigentlich wollte sie bis Jahresende 1,3 Millionen Verträge abschließen. Dies wird sie nicht erreichen, eine neue Prognose wagt Rupprecht nicht.

Als Ursache für die Zurückhaltung nennt er vor allem die Warnungen der Verbraucherschützer, aber auch Hinweise von Politikern, mit einer raschen Vertragsunterzeichnung abzuwarten. Dass die Riester-Policen schlecht und zu kompliziert seien, wies er zurück. „Das Produkt ist außerordentlich einfach und transparent“, sagte er. Insofern gebe es auch keine Notwendigkeit, Vorschläge der CDU zur Vereinfachung der Regeln umzusetzen.

Nur wenige Kunden stornieren

Laut Rupprecht weist auch die niedrige Storno-Quote auf die Qualität der Riester-Renten-Produkte hin. Bei der Allianz liege die Quote mit drei Prozent unterhalb der für das gesamte Versicherungsgeschäft ermittelten Quote von 3,5 Prozent. Insgesamt wurden nach Angaben der Allianz bis Ende Juni 2,3 Millionen Riester-Policen verkauft – deutlich weniger als die Branche am Jahresanfang erwartet hatte.

„Über 30 Millionen Menschen in Deutschland haben Anspruch auf die Förderung. Weniger als zehn Prozent haben aber bisher einen Vertrag abgeschlossen“, sagte Rupprecht. Nach seiner Ansicht muss bis Ende 2003 mindestens die Hälfte der Förderberechtigten eine Riester-Police abgeschlossen haben. „Denn sonst gibt es ein Desaster in der Altersversorgung in den nächsten 20 bis 30 Jahren.“ Sollte dies nicht erreicht werden, müsste die private Altersvorsorge noch attraktiver gestaltet werden. Erst wenn auch dies nicht greife, muss nach Ansicht von Rupprecht über staatlichen Zwang nachgedacht werden.

Der jetzt vorliegende korrigierte Test der Stiftung Warentest hat in den Augen des Allianz-Managers alle Zweifel an der Riester-Rente beseitigt. Es gebe jetzt keinen Grund mehr, keine Riester-Police abzuschließen. Die finanzielle Förderung durch den Staat sei mit vier Milliarden Euro schon in diesem Jahr attraktiv. Außerdem verliere jeder Verbraucher Geld, wenn er nicht bis Jahresende in die Riester-Rente einsteige. Ein 35-jähriger verheirateter Alleinverdiener mit zwei Kindern und einem Einkommen von 28000 Euro spare zwar 150 Euro Eigenbeitrag, wenn er mit 65 in Rente gehe, stünden ihm aber 1554 Euro Endkapital weniger zur Verfügung. Insgesamt sei die Riester-Rente ein „historischer Durchbruch in der deutschen Sozialpolitik". Zum ersten Mal habe eine Bundesregierung die unbequeme Wahrheit ausgesprochen, dass die gesetzliche Altersvorsorge nicht ausreicht.

Die Versicherungswirtschaft hat unterdessen Einschätzungen widersprochen, die Riester-Rente könne sich als Sargnagel für viele Anbieter erweisen. Solche Aussagen seien eine „abenteuerliche Spekulation“, sagte eine Sprecherin des Branchenverbandes GDV. Die „Welt“ hatte Analysten zitiert, wonach in fünf Jahren die Hälfte der gut 120 Lebensversicherer nicht mehr auf eigenen Beinen stehen werde und bei großen Konzernen Unterschlupf finden müsste. „Der Trend zur Konzentration besteht nicht erst seit Riester“, hieß es beim GDV.

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