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Wirtschaft: Bittere Pille für Berlin

BERLIN (chi). Für Berlin birgt die bevorstehende Fusion von Hoechst und Rhône-Poulenc eine bittere Pille: Die hier beheimatete Zentrale von Agrevo, der 1994 gegründeten, gemeinsamen Pflanzenschutztochter von Hoechst und Schering, wird dem Zusammenschluß mit den Franzosen zum Opfer fallen.

BERLIN (chi). Für Berlin birgt die bevorstehende Fusion von Hoechst und Rhône-Poulenc eine bittere Pille: Die hier beheimatete Zentrale von Agrevo, der 1994 gegründeten, gemeinsamen Pflanzenschutztochter von Hoechst und Schering, wird dem Zusammenschluß mit den Franzosen zum Opfer fallen. Denn die Schaltstelle für die Pflanzenschutzaktivitäten des neuen Konzerns, die künftige Aventis Crop Science, wird in Lyon angesiedelt, das wurde bereits vereinbart. Was das für den Standort Berlin bedeutet, ob er ganz aufgegeben wird oder "nur" Stellen gestrichen werden, ist offen. Anfang Juni hatte die Geschäftsführung bestätigt: "In Berlin werden mittelfristig Stellen gestrichen oder verlagert", bis Mitte Juli sollten die Details ausgehandelt sein. Davon ist aber noch keine Rede. Für die 250 Mitarbeiter an der Spree dauert die Zitterpartie an.Betriebsratschef Götz Berndt bemüht sich dennoch um einen milden Ton: "Das endgültige Votum über den Zusammenschluß stand ja noch aus. Wir hoffen, daß wir nach der Hauptversammlung mehr über die Pläne erfahren", sagte er am Donnerstag. Ganz unvorbereitet treffe der bevorstehende Abbau die Mitarbeiter nicht. Sie wissen, daß sie im Wettbewerb mit anderen deutschen Agrevo-Standorten schlechte Karten haben: Frankfurt (Main) ist mit 1200 Beschäftigten der mit Abstand größte Produktions- und Forschungsstandort, weitere Werke sind in Wolfenbüttel, Köln-Knapsack und Gendorf (Bayern) angesiedelt. Die Forschungsaktivitäten wurden bereits vor zwei Jahren aus Berlin abgezogen, damals fielen 170 Stellen weg. Heute sind an der Spree nur noch Verwaltungsbereiche angesiedelt.Die besten Chancen auf einen etwas längeren Verbleib in Berlin haben noch die 50 Mitarbeiter der EDV-Abteilung. "Bis diese Expertise an einem anderen Standort aufgebaut ist, dauert es eine Weile", sagt Berndt. Auch habe die Konzernleitung versichert, daß "sozialverträgliche Lösungen" gefunden werden, betriebsbedingte Kündigungen möglichst ausgeschlossen werden sollen. Ein wenig hofft man dabei auf die "Teil-Muttergesellschaft" Schering, die vorerst mit 24 Prozent an Aventis Crop Science beteiligt sein wird: Das Pharmaunternehmen stockt Personal auf, einige Agrevo-Mitarbeiter fanden dort schon einen neuen Arbeitsplatz.

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